Glaubenszeugnis
Ich bin nicht so klein, wie ich immer gedacht habe

„Es ist wichtig, dass jeder seinen Platz in der Pfarre findet – ganz egal ob jung oder alt.“ | Foto: Christoph Ernst Wottawa
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  • „Es ist wichtig, dass jeder seinen Platz in der Pfarre findet – ganz egal ob jung oder alt.“
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Hanna Martin ist gläubig, seitdem sie denken kann. Seit einiger Zeit hat ihr Glauben neue Facetten. Und die Pfarrgemeinderätin ist überzeugt: Man ist nie zu alt, um sich weiter zu entwickeln.

Hanna Martin stellt eines gleich zu Beginn des Interviews mit dem SONNTAG klar: „Ich kann nicht über eine spektakuläre Hinwendung zu Gott berichten. Ich war nie eine verlorene Tochter. Ich war immer schon irgendwie dabei.“

Seit fünfzig Jahren ist die 69-Jährige in der Pfarre Lichtental im 9. Bezirk beheimatet. Hier arbeitet sie mit, wo es nötig ist. Sie ist im Pfarrgemeinderat, organisiert laufend Flohmärkte, um Geld für die Pfarrcaritas aufzutreiben, hilft im Pfarrcafé oder beim Blumenschmuck in der Kirche. Hanna ist jemand, der nicht zögert, wenn sie den Eindruck hat, gebraucht zu werden. „Es gibt da dieses Lied, in dem es heißt: ‚Hilf, dass ich nicht fehl‘, wo ich nötig bin.‘ Genau das will ich: Nicht übersehen, wenn ich wo gefragt bin.“

Eine Vision für Lichtental
Dass es in ihrer Pfarrgemeinde kaum jüngere Mitglieder gibt, machte Hanna vor einigen Jahren sehr zu schaffen. Die Gemeinschaft, die ihr im Laufe ihres Lebens – auch in Krisenzeiten – eine so große Stütze war, drohte langsam aber sicher auszusterben. „Es gab kaum Berufstätige, uns fehlten zwei Generationen. Bald würde uns nur noch die Seniorenpastoral bleiben“, beschreibt Hanna die Situation in der Pfarre.

Vor zwei Jahren kommt ein neuer Pfarrer und mit ihm ein Team junger Menschen in die Pfarre, die sich einiges vorgenommen haben. „Die bringen frischen Wind und haben eine Vision für Lichtental“, erzählt Hanna. Die alteingesessenen Pfarrmitglieder freuen sich. Und stehen gleichzeitig vor der Herausforderung, sich auf ganz Neues einzulassen.

Hanna ist es ein Anliegen zu vermitteln. „Ich versuche in vielen Einzelgesprächen Verständnis zu fördern, Ängste abzubauen und Vertrauen zu wecken.“ Es ist wichtig, sagt Hanna, dass jeder seinen Platz in der Pfarre findet – egal ob jung oder alt.

Du kannst das auch!
Auch Hanna lässt sich herausfordern. Durch das neue Team rund um den Pfarrer, dessen Art zu beten, sich über den Glauben auszutauschen und Musik zu machen, gewinnt auch Hannas Glaubensleben neue Facetten. „Ich habe immer geglaubt, ich bin da, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Ob beim Pfarrcafé eh alles weggeräumt wurde. Und dann hat man auf einmal zu mir gesagt: Du kannst das auch! Du kannst auch über eine Bibelstelle reden! Das ist schon sehr schön. Ich bin nicht so klein, wie ich immer gedacht habe.“

An den anderen Pfarrmitgliedern sieht Hanna, dass man sich auch im hohen Alter auf Neues einlassen kann. „Wir haben eine 90-Jährige in der Pfarre, die im Geiste jünger ist als andere.“

Hanna ist davon überzeugt, dass man sich immer weiterentwickeln kann, unabhängig davon, wie alt man ist. „Ich werde nächstes Jahr siebzig, aber so richtig alt fühle ich mich nicht.“

„Es ist wichtig, dass jeder seinen Platz in der Pfarre findet – ganz egal ob jung oder alt.“ | Foto: Christoph Ernst Wottawa
Hanna Martin freut sich an den vielfältigen Begegnungen in der Pfarre Lichtental. | Foto: privat
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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