Zeit für meinen Glauben
Mein Traum vom Fliegen

Pavol Tomanek (hier mit Familie): „,Herr, wenn du mich brauchst‚ warum sagst du mir dann nicht endlich, was du willst. Ich bin nur ein einfacher Mensch, der Maurer sein wollte, aber Kellner wurde. 
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  • Pavol Tomanek (hier mit Familie): „,Herr, wenn du mich brauchst‚ warum sagst du mir dann nicht endlich, was du willst. Ich bin nur ein einfacher Mensch, der Maurer sein wollte, aber Kellner wurde.
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Pavol Tomaneks Lebensweg ist einer mit vielen Wendungen. Ein Traum begleitet ihn viele Jahre, irgendwann kann er ihn deuten: Gott ruft ihn, Diakon zu werden.

Maurer wollte er werden, Kellner hat er gelernt, heute ist Pavol (Pauli) Tomanek Religionslehrer, Universitätsprofessor und ehrenamtlicher Diakon. In der Slowakei geboren, lebt Pauli seit 2009 mit seiner Familie im niederösterreichischen Wolfsthal und pendelt zum Unterrichten in die Slowakei.

Ein Lebensweg mit vielen Wendungen? Vielleicht. Ein Weg, den Gott geführt hat? Daran hat der 38-Jährige keinen Zweifel. „Ich habe oft geträumt, dass ich schnell laufe, fast fliege. Ich flog und sah die, die Hilfe brauchten. Dazwischen musste ich immer wieder landen.“ Der Traum, der immer wieder kommt, wird begleitet von einer Stimme: „Pauli, schau mich an, schöpfe aus mir. Aber bleibe mit beiden Füßen auf der Erde. Hilf denen, die ich dir über den Weg schicke. Pauli, ich brauche dich.“

Ein innerer Dialog mit Gott beginnt, ein Fragen und Suchen. „,Herr, wenn du mich brauchst‘, habe ich gesagt, ‚warum sagst du mir dann nicht endlich, was du willst. Ich bin nur ein einfacher Mensch, der Maurer sein wollte, aber ein Kellner wurde. Was willst du von mir?‘“

Kein Diakon in der Slowakei

Der Priesterberuf kommt für Pauli nicht in Frage – auch wenn seine Großmutter ihn gern als Priester gesehen hätte, erinnert er sich. „Die Großmutter wollte einen Priester in der Familie haben, und ich war für sie ein passender Kandidat. Mir hat zwar alles in der Kirche Spaß gemacht, aber der Gedanke, Priester zu werden, hat mir nicht gefallen.“

Pauli heiratet, bekommt Kinder, studiert Religionspädagogik, dann Theologie, Psychologie, Pädagogik und Sozialarbeit und wird Lehrer. Und hat wieder den Traum vom Fliegen. Dieses Mal spürt er deutlich, dass Gott ihn ruft, Diakon zu werden. In der Slowakei stößt er mit seinen Wunsch allerdings auf taube Ohren. „Ich habe nur negative Antworten bekommen, nicht weil ich kein geeigneter Kandidat war, sondern weil dieser Dienst in der Slowakei nicht so verbreitet ist.“

Pauli ist ratlos. Er spürt die Berufung zum Diakon, dazu, anderen Menschen zu dienen. Er engagiert sich ehrenamtlich für obdachlose Menschen und behinderte Kinder, weiß aber nicht, wie der nächste Schritt aussehen wird. „Du gehst nach Österreich“, hört er in seinem Inneren und reagiert zunächst einmal trotzig: „Ich kann kein Deutsch und du schickst mich in ein fremdes Land, Gott?“

2018 zum Diakon geweiht

Pauli und seine Familie wagen den Schritt. Einfach ist es nicht. Pauli fühlt sich überfordert, nicht zugehörig und zugleich von Gott gesendet. In Österreich macht er die Ausbildung zum Diakon und wird am 22. 9. 2018 geweiht. Er betreut die slowakische Gemeinde in der Erzdiözese Wien.

Seinen Dienst vollzieht er zur Zeit in Bad Deutsch Altenburg und in Hundsheim, darüber hinaus fährt mindestens einmal pro Woche nach Bratislava, wo er an der Universität Teil einer Gemeinschaft ist, die obdachlose Menschen mit dem Nötigsten versorgt. „Derzeit, in der Coronakrise, ist unsere Arbeit eingeschränkt. Wir verteilen hauptsächlich Hygieneartikel.“

Die verschiedenen Stationen in seinem Leben sieht der gebürtige Slowake keineswegs widersprüchlich. In seinem Herzen hört er den Zuspruch Gottes: „Pauli, du wolltest ein Maurer werden, bist ein Kellner geworden, aber aus dem Kellner habe ich einen Lehrer gemacht, und aus dem Lehrer einen Diener. Ich habe dir nichts weggenommen, was du machen wolltest, ich habe es nur verschönert, bereichert, gesegnet.“

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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