Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Schweigt Gott, oder hören wir nicht zu?

In meiner Schülerzeit haben wir einmal im Religionsunterricht ein eigenes Heft für Bild-Collagen angelegt. Ich erinnere mich noch an das erste Thema, das uns der Religionslehrer Franz Tropper aufgegeben hat: Schweigt Gott heute?
Ich habe damals die Vermutung, Gott würde schweigen, mit vielen aus Zeitungen ausgeschnittenen Bildern zu widerlegen versucht. Aber die Frage steht bis heute im Raum. Schweigt Gott, wenn es so viel Unrecht und Gewalt gibt? Schweigt Gott, wenn ich auf meine Gebete keine Antwort zu erhalten scheine, wenn Beten manchmal nur wie ein Sprechen auf die „Mobilbox“ klingt? Oder wollen Unglaube und Gleichgültigkeit Gott zum Schweigen bringen?
„Sonntag des Wortes Gottes“ nennt sich nun der 3. Sonntag im Jahreskreis, heuer der 26. Jänner. In der Bibel spricht Gott. Er spricht sich aus durch sein Schöpfungswerk. Er spricht uns an durch prophetische Menschen. Er spricht sich aus und spricht mit uns durch seinen Sohn.
Wenn Gott spricht, hat das nichts zu tun mit außerordentlichen Phänomenen oder mit eingebildeten Stimmen. Es gehört nicht der Vergangenheit an. Gottes Wort ist aufgeschrieben in unseren heiligen Büchern. Seine Stimme leiht Gott immer wieder prophetischen Menschen oder solchen, die sein Wort verkünden. Gottes Wort spricht auch in die Seele hinein, manchmal als leise, sanfte, aber beharrliche Stimme.
Die Frage ist nicht, ob Gott schweigt, sondern ob wir Gott hören, ihm zuhören, uns von seinem Wort betroffen fühlen.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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