Aus meiner Sicht - Katharina Grager
Schonzeit
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„Wenn ich so eine schöne gefunden habe, dann hab ich dem Herrgott immer ein Vergeltʼs Gott gesagt“, verriet mir kürzlich eine passionierte Schwammerlsucherin, als sie in meinem Korb ein besonders prächtiges Exemplar einer Krausen Glucke entdeckte. Mit geübtem Blick sortierte sie meine Funde. Alle Täublinge, die ich von meinem Waldspaziergang mitgenommen hatte, waren essbar. Das gab eine feine Pfanne voll „Bråtschwamm“: In Butter gebratene Täublinge mit Salz und Brot – eine Delikatesse. Die Krause Glucke blieb bei der Schwammerlexpertin – als Dank, und weil sie beim Kochen von Schwammerlgulasch routinierter ist als ich.
Im Herbst feiern wir Erntedank, schauen auf Geschafftes und Geschenktes. Das Jahresende ist in Sichtweite. Landwirtinnen und -wirte haben meist noch alle Hände voll zu tun, um die Ernte einzufahren. Derweilen glänzt der erste Schnee von den Bergen und schafft es an manchen Tagen bis ins Tal.
Die Schwammerln haben jetzt Schonzeit. Das Tageslicht wird weniger. Mähdrescher fahren mit Beleuchtung. Nach der Ernte, im Winter, konnte man es früher im bäuerlich geprägten Leben ruhiger angehen lassen. Auch der Mensch braucht Schonzeiten. Zum Ausrasten, Zurückschauen, „Vergeltʼs Gott“-Sagen …
Katharina Grager, Redaktionsleiterin
katharina.grager@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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