Aus meiner Sicht - Katharina Grager
Abschied nehmen
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„Ziagn die Jåhr wia da Herbstwind durchs Lånd ...“ Vor dem Krankenhaus weht mir ein kalter Wind ins Gesicht. „Wieso ist es im Herbst gefühlt immer windig?“, frage ich mich. „Na, irgendwie müssen doch die Blätter von den Bäumen!“, antwortet mein innerer Kindskopf.
„Möcht hoamwärts wåndern mit dir Hånd in Hånd ...“ Am Krankenbett sitzend halte ich deine Hand. Wir waren früher oft wandern. Bestimmt hast du meine Hand gehalten, als ich noch Hilfe beim Gehen brauchte. Jetzt halte ich deine, Opa.
„... ʼs Lebn is schen ...“ Bei Sturm und Kastanien den goldenen Herbst genießen. Wenn er vorübergeht, wartet der letzte Akt des Jahres. Kalt, dunkel, aber vielleicht mit etwas vergänglicher Magie (Schnee) verziert.
„... schnell tuats vargehn ...“ Ein Leben wie ein Jahr. Frühlingshafte Aufbrüche, sommerliche Hochzeiten, hitzige Gespräche, reinigende Gewitter, herbstliche Genüsse und reiche Ernte, von der man im Winter noch zehrt.
„... åba die Liab bleibt bestehn.“ Unser irdisches Leben müssen wir eines Tages zurückgeben. Die Liebe, die uns verbindet, überdauert den Tod. Das glaube ich.
Allerseelen und das Gedenken an Verstorbene (S. 12/13) kann Herzen schwer machen. Trauer mittragen lässt uns wachsen (S. 2) und prägt nachhaltig (S. 15 u. 23).
Katharina Grager, Redaktionsleiterin
katharina.grager@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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