Israel
Trotzdem Frieden suchen

Auf die Straße für den Frieden. Menschen verschiedener Religionen, einige in weißen Gewändern oder mit weißen Regenschirmen, gingen am 28. Mai 2025 in Jerusalem auf die Straße – bei einem interreligiösen Marsch für Frieden in Israel.  | Foto: KNA
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  • Auf die Straße für den Frieden. Menschen verschiedener Religionen, einige in weißen Gewändern oder mit weißen Regenschirmen, gingen am 28. Mai 2025 in Jerusalem auf die Straße – bei einem interreligiösen Marsch für Frieden in Israel.
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„Eine Reise für den Frieden“ macht Sumaya Farhat-Naser derzeit durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Am Montag, 13. Oktober, wird sie in Graz sein.

Verwurzelt im Land der Olivenbäume. Zur Welt gekommen 1948, teilt sich Sumaya Farhat-Naser ihr Geburtsjahr mit der Geburtsstunde des Staates Israel und eines Konfliktes, von dem die Medien derzeit tagtäglich berichten.
Vier Wochen, bevor sie in Birseit, einem 4.000-Menschen-Ort in der Westbank, das Licht der Welt erblickt, wird der Staat Israel gegründet. Was für die einen die Erfüllung einer biblischer Verheißung nach jahrhundertelanger Vertreibung, Zerstreuung und nach industriellem Massenmord im Nationalsozialismus (hebräisch „Shoa“) ist, bedeutet für die anderen die Katastrophe. Die „Nakba“ (arabisch für „Unglück“, „Katastrophe“) beginnt bereits 1947 mit der Vertreibung von mehr als 700.000 Menschen aus jenen Teilen Palästinas, die 1948 zu israelischem Staatsgebiet geworden sind.

Wann gibt es Frieden? Kriegsgebiete wie Gaza (Bild) brauchen den sofortigen Stopp von Kriegshandlungen. Friedenspädagogik, wie Sumaya Farhat-Naser sie vermittelt, ist ein wichtiger Schritt dazu. | Foto: Lenos, KNA
  • Wann gibt es Frieden? Kriegsgebiete wie Gaza (Bild) brauchen den sofortigen Stopp von Kriegshandlungen. Friedenspädagogik, wie Sumaya Farhat-Naser sie vermittelt, ist ein wichtiger Schritt dazu.
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Thymian und Steine. Trotz palästinensischer Herkunft hat Sumaya Farhat-Naser Glück. Nach dem Besuch einer von einem deutschen Hilfswerk betriebenen Schule nahe Betlehem, tut sich die Chance auf für eine Ausbildung im friedlichen Ausland. Unterstützt durch das Stipendium eines evangelischen Vereins, geht sie nach Hamburg und studiert dort Erziehungswissenschaften, Geografie und Biologie.
Neben dem Frieden für ihr Volk liegt Sumaya auch die Natur am Herzen. Sie macht das Doktorat in Biologie, kehrt heim nach Palästina und lehrt dort 15 Jahre lang Botanik und Ökologie an der Universität in Birseit. Daneben wird die Friedenspädagogik zu einem zweiten „Standbein“. Drei Jahre nach der Gründung des 1994 ins Leben gerufenen Jerusalem Center for Women (JCW, siehe Spalte rechts) wird sie Leiterin der Organisation zur Stärkung von Frauen mit Sitz in Ostjerusalem (arabisch: „al-Quds“). Als langfristiges Ziel wird eine palästinensische Gesellschaft angestrebt, „in der Frauen stark an der Seite der Männer stehen, ihr Potenzial entfalten“ und gleichwertig leben können. Für Palästinenserinnen in Israel und den besetzten Gebieten ist das schwierig.

Ein Leben für den Frieden. „Krieg ist das beste Geschäft für die, die Waffen produzieren. Ihre militärische und finanzielle Macht bestimmt die Politik, die über das Leben der anderen entscheidet“, schreibt Sumaya Farhat-Naser im „Brief an meine Freunde“ vom Mai 2025 (siehe Spalte links). Seit der Jahrtausendwende verschickt sie regelmäßig Berichte über E-Mail, verfasst Bücher, in denen sie vom Leben unter israelischer Besatzung schreibt und hält Vorträge über die Lage der Palästinenser in ihrer Heimat. Ihre Sprache bleibt dabei, trotz klarer Worte, immer versöhnlich – eine Tatsache, die Sumaya Farhat-Naser zahlreiche Preise einbringt (siehe Kasten links). „Gerade in dieser Zeit, wo die Sprache auf beiden Seiten so giftig und unerträglich schmerzhaft geworden ist, brauchen wir dringend, dass wir uns besinnen, zurück zur Menschlichkeit uns begeben, um uns leiten zu lassen und den respektvollen Umgang untereinander und miteinander zu finden“, schreibt sie, bedingungslos festhaltend am Glauben an die Rückkehr des Friedens in ihr Land.

Anna Maria Steiner

Im Originalton

Sumaya Farhat-Naser. Die palästinensische Christin berichtet seit Jahren über den Alltag in ihrer Heimat – auch per E-Mail.   | Foto: jerusalemsverein.de
  • Sumaya Farhat-Naser. Die palästinensische Christin berichtet seit Jahren über den Alltag in ihrer Heimat – auch per E-Mail.
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Brief an meine Freunde
Birseit, im Mai 2025

Liebe Freunde!
Viele von Euch schreiben mir, und ich weiß, alle machen sich Sorgen, fühlen sich ohnmächtig und haben große Ängste – so wie wir. Die Lage ist so aussichtslos und katastrophal wie nie, und wir sind voller Angst. Es wird noch schlimmer werden in Gaza, wie auch zunehmend in der Westbank. (...) Alle Menschen leiden, und eigentlich wollen alle nur dasselbe: Freiheit, ein normales Leben, Sicherheit und Frieden. Wir in Palästina kämpfen ums Überleben, wollen Schutz vor Angriffen und Vertreibung. Wir brauchen Essen, Trinken und Gesundheitsfürsorge sowie Bildung und Entwicklung. (...) Niemals kann Krieg Probleme lösen, oder Sicherheit und Frieden ermöglichen. Niemals kann man mit Gewalt Frieden schaffen! (...) Wir lassen uns aber nicht beirren, wir behalten den Glauben und die Hoffnung, es werden bessere Zeiten kommen. Das sind die Leitsätze, die unsere Friedens-Erziehungsarbeit mit Jugendlichen und Frauen bestimmen. Wir machen uns gegenseitig Mut und bleiben aktiv, denn nur so können wir positive Änderung bewirken und überleben.
Was mir Mut und Freude macht und meine Kraft erneuert, sind meine Freunde, die mich begleiten und deren Gefühle und Beistand ich spüre. (...) Euch allen wünsche ich Gesundheit und alles Gute, Sumaya

Sumaya Farhat-Naser
geb. 1948 in Birseit bei Jerusalem. Studium der Biologie, Geografie und Erziehungswissenschaften in Hamburg. 1982–1997 Dozentin für Botanik und Ökologie an der palästinensischen Universität Birseit, ab 1997 Leitung des Jerusalem Center for Women. Zahlreiche Auszeichnungen wie Versöhnungspreis Mount Zion Award oder Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte.


Initiativen für den Frieden


Zum Zweck der Schaffung und der Wahrung des Friedens (engl. „Peacekeeping“) arbeiten Millionen von Menschen weltweit – in großen Organisationen, kleinen Vereinen oder individuell in ihrem Alltag. Drei Beispiele:

Pax Christi: Die internationale katholischen Friedensbewegung wurde nach dem 2. Weltkrieg – ursprünglich als Versöhnungswerk zwischen Franzosen und Deutschen – gegründet. Heute bestehen weltweit etwa 30 nationale Sektionen, darunter auch der Landesverband Steiermark. Infos: www.paxchristi.at

EAPPI (engl. Abkürzung für Englisch „Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel“): Das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel wurde 2002 in Jerusalem auf Wunsch lokaler Kirchen nach einer schützenden, internationalen Präsenz gegründet. Seit 2009 wird diese Arbeit auch im Auftrag des Ökumen. Rates der Kirchen in Österreich als Zusammenarbeit der Diakonie ACT Austria, dem Internationalen Versöhnungsbund und Pax Christi Österreich unterstützt. Freiwillige werden ausgewählt und nach Palästina und Israel entsandt, um Menschenrechtsverletzungen zu beobachten, festzuhalten und die gesammelten Daten anderen Organisationen zur Verfügung zu stellen. Infos: eappi-austria.at

Jerusalem Center for Women (JWC): Ziel des „Jerusalemer Zentrum für Frauen“ ist, die Rechte palästinensischer Frauen in Jerusalem zu gewährleisten und ihre Teilhabe und Sichtbarkeit in allen Bereichen der palästinensischen Gesellschaft zu verbessern. Auf internationaler Ebene setzt sich das JWC auch dafür ein, das Bewusstsein für die Menschenrechtsverletzungen zu schärfen, die von den israelischen Besatzungstruppen gegen PalästinenserInnen begangen werden. Infos: www.j-c-w.org

Veranstaltungs-Tipp
Trotz Gewalt und Unrecht den Frieden suchen
Diskussion mit Sumaya Farhat-Naser
MO, 13. Oktober 2025, 19 Uhr
Afro-Asiatisches Institut Graz (Leechg. 22) Anmeldung erforderlich: office@aai-graz.at (Eintritt: 20 Euro)

Auf die Straße für den Frieden. Menschen verschiedener Religionen, einige in weißen Gewändern oder mit weißen Regenschirmen, gingen am 28. Mai 2025 in Jerusalem auf die Straße – bei einem interreligiösen Marsch für Frieden in Israel.  | Foto: KNA
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Schreiben für den Frieden. „Verwurzelt im Land der Olivenbäume“ (2003) oder „Thymian und Steine“ machten Sumaya Farhat-Naser bekannt. Wieder erhältlich ist „Ein Leben für den Frieden“ (ISBN 978-3-85787-833-6, ca. 20 Euro).
Sumaya Farhat-Naser. Die palästinensische Christin berichtet seit Jahren über den Alltag in ihrer Heimat – auch per E-Mail.   | Foto: jerusalemsverein.de
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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