Wort zum Sonntag von H. Mag. Ulrich Dambeck
Jesus lässt sich bekehren

Drängendes Bitten und eine schlagfertige Logik bewirken ein Umdenken Jesu – und so wird die Tochter der heidnischen Frau geheilt. Mit solchem Glauben können und sollen auch wir beten.
 | Foto: Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani/KNA
  • Drängendes Bitten und eine schlagfertige Logik bewirken ein Umdenken Jesu – und so wird die Tochter der heidnischen Frau geheilt. Mit solchem Glauben können und sollen auch wir beten.
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Eine alte Lebensweisheit sagt: Salz kannst du nicht salzen, Schmalz kannst du nicht schmalzen, einen Lehrer nicht belehren, einen Pfarrer nicht bekehren. Was die Lehrer betrifft, kann ich das bestätigen, ich durfte ja einige Jahre lang fast täglich Führungen in meinem Heimatstift Reichersberg halten und muss sagen, die wirklich unangenehmsten Führungen waren die von Lehrerausflügen. Lehrer tun sich nämlich schwer, einmal auf der anderen Seite zu stehen und auf einmal ruhig sein und aufpassen zu müssen. Wie das bei Pfarrern aussieht, mögen andere beurteilen, da bin ich zu befangen.

Es scheint aber doch ein allgemein zu beobachtendes Phänomen zu sein, dass Menschen mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein meist schwer belehr- und bekehrbar sind, weil Kurskorrekturen ja das Sendungsbewusstsein eliminieren oder zumindest kräftig torpedieren dürften.

Ganz anders erleben wir Jesus im Evangelium dieses Sonntags. Er lässt sich bekehren, noch dazu von einer Heidin! Die Lästigkeit, das Drängen und wohl auch die Schlagfertigkeit der kanaanäischen Frau bringen Jesus dazu, umzudenken. Wusste er sich bisher nur zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“ gesandt, wird ihm durch diese Nicht-Jüdin deutlich, dass seine Sendung womöglich auch über die Grenzen Israels hinaus Bedeutung hat.

Glaubwürdigkeit fußt auf der Bereitschaft zum Umdenken

Man kann durchaus sagen: Jesus wird von einer heidnischen Ausländerin bekehrt; wir müssen konstatieren, dass auch Jesus in seinen religiösen Anschauungen und Überzeugungen eine Entwicklung durchgemacht hat. Und das ist ja auch ganz normal und völlig menschlich, nicht umsonst heißt es ja in Lk 2,52a: „Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu.“ Wie das Evangelium dieses Sonntags zeigt, betrifft dieses „Zunehmen an Weisheit“ nicht nur den jungen, sondern auch den erwachsenen Jesus. Überzeugendes Auftreten setzt das eigene Umdenken voraus. Jesus spiegelt damit einen Prozess wider, den auch die junge Kirche durchmachen musste, nämlich den der Öffnung für Nichtjuden, also Heiden.

Die Offenheit für Nichtjuden ist sowohl dem irdischen Jesus, als auch seinem „mystischen Leib“, der Kirche, erst im Laufe der Zeit zugewachsen. Die Lesung aus dem Römerbrief macht genau diesen Prozess offenkundig. Ein Prozess, der jedoch schon im Alten Bund ansatzweise durchscheint, etwa in der ersten Lesung, wo die Rede ist von den „Fremden, die sich dem Herrn angeschlossen haben“ (Jes 56,6a).

Daher geht auch an uns die Frage: Lassen auch wir uns ändern? Wenn schon Jesus bereit war, seine Auffassungen zu revidieren und reifen zu lassen, wie schaut es da bei uns aus, die wir ja als Christen angehalten sind, uns an ihm zu orientieren? Das heutige Evange­lium zeigt: Begegnung verändert Menschen, Not lehrt umdenken, es ist immer unsere Aufgabe, erworbene Grundsätze weiter zu entwickeln oder gar zu revidieren. Nur wenn uns etwas zu Herzen geht, werden wir bereit, Einstellungen und Überzeugungen zu ändern.

Hartnäckigkeit bei Gott hilft

Zwei Schlussfolgerungen scheinen also auf der Hand zu liegen. Zum einen ist es eine lebenslange Aufgabe und Herausforderung, immer wieder seinen Horizont zu erweitern, zum anderen heißt die Botschaft: Hartnäckigkeit bei Gott hilft. Bedrängen also auch wir den Herrn, die Erfahrung wird uns recht geben, wenn auch nicht immer so, wie wir vorher gedacht haben.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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