21. Sonntag: Mag. Alexander Fischer
„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“

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Rückblende in das Jahr 451 n. Chr.: In Chalzedon, heute ein Stadtteil von Istanbul, tagt ein Konzil, eine Versammlung von Bischöfen, die der Kaiser einberufen hat, um die große theologische Streitfrage seiner Zeit zu klären: Wer ist Jesus Christus? Es wird viel diskutiert: Jesus Christus, Gottes Sohn – Gott oder Mensch? Wie ist es zu verstehen, dass er als Mensch auf Erden gelebt hat, aber trotzdem „eines Wesens mit dem Vater“ ist, wie es das Konzil von Nizäa bereits über hundert Jahre vorher bekannt hat? Verschiedene Positionen, theologische Lehrmeinungen stehen sich gegenüber. Es ist kein bloßer Streit von Gelehrten, sondern es geht ums Eingemachte: Wie kann es sein, dass uns in Jesus wirklich Gott begegnet?

Der Bischof von Rom, Papst Leo der Große, ist nicht persönlich anwesend. In einer Konzilssitzung wird aber ein Brief von ihm verlesen, den er bereits zwei Jahre zuvor verfasst hat: „Der wahre Gott wurde … in der unversehrten und vollkommenen Natur eines wahren Menschen geboren ... Er, der wahrer Gott ist, ist … ebenso wahrer Mensch“. Solche und ähnliche Worte bekommen die Konzilsväter zu hören, die begreifbar machen wollen: Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, in ihm – einem echten Menschen – ist der ewige Gott selbst auf Erden erschienen. Und da rufen die versammelten Bischöfe einstimmig aus: „Petrus hat durch Leo gesprochen.“ Wir sind also beim heutigen Evangelium angekommen. Jesus fragt seine Jünger: „Für wen haltet ihr mich?“ Und Petrus gibt die Antwort: „Du bist der Christus (hebräisch: der Messias), der Sohn des lebendigen Gottes.“

„Für wen haltet ihr mich?“ – Es gibt verschiedene Antworten auf diese Frage. Was die Menschen zu Zeit Jesu dachten (er ist Johannes der Täufer, er ist Elija, er ist Jeremia, er ist einer der Propheten), ist ja nichts Schlechtes oder Falsches. Jesus ist gewiss ein Prophet, ein von Gott zu den Menschen Gesandter. Aber er ist eben nochmals mehr. Genauso gibt es auch heute wohl die verschiedensten Antworten, die gegeben werden: Jesus war ein guter Mensch, eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Geschichte, ein missverstandener jüdischer Wanderprediger, ein politisches Opfer, bei dessen Kreuzigung die Römer ein Exempel statuieren wollten, ein spiritueller Meister. Auch all das sind keine schlechten oder falschen Antworten. Aber es gilt wieder: Jesus ist mehr.

„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ – Wir wissen nicht, was genau Petrus mit seinem Bekenntnis sagen wollte. Wir wissen, dass es noch lange gedauert hat, um auszuloten, was damit alles gemeint ist. Aber wir wissen, dass es genau dieses Bekenntnis ist, auf dem die Kirche gründet, dass dieses Bekenntnis zu Jesus Christus der starke Fels ist, der den Stürmen der Zeit trotzen kann. „Selig bist du“, bekommt Petrus zu hören, als er dieses Bekenntnis ausspricht. „Du warst allen der Dolmetscher der Stimme des heiligen Petrus“, schreiben die Konzilsväter von Chalzedon an Papst Leo zum Abschluss des Konzils.

„Für wen haltet ihr mich?“ – Diese Frage stellt Jesus auch an mich persönlich. Petrus, Papst Leo und viele andere haben im Lauf der Geschichte die Antwort gegeben: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Ist das auch meine Antwort? Falls ja, sagt mir Jesus jedenfalls zu: Selig bist du, denn dieser Glaube gibt deinem Leben Sinn. Dieser Glaube ist ein fester Fels, der die verschiedensten Krisen überstehen wird. Jesus sagt zu mir: Selig bist du, wenn du in dieses Glaubensbekenntnis einstimmen kannst.

Autor

Mag. Alexander Fischer, geboren 1989 in Zwettl, studierte Katholische Fachtheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 2019 wirkte er zwei Jahre als Kaplan in den Pfarren Maria Anzbach und Eichgraben. Seit 2021 ist Alexander Fischer Kaplan in den Pfarren Scheibbs und St. Georgen an der Leys und studiert Kirchenrecht in München. Foto: zVg

Alexander Fischer
Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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