3. Sonntag 23: P. Gerhard Eberts
Damit alle Menschen Brüder werden ...

Jesus beruft die Apostel Petrus und Andreas. Tafel von einem Andreas-altar (um 1520–1530) im Museum am Dom St. Pölten. 
 | Foto: Museum am Dom St. Pölten
  • Jesus beruft die Apostel Petrus und Andreas. Tafel von einem Andreas-altar (um 1520–1530) im Museum am Dom St. Pölten.
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Jesus beruft Brüder: Simon Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes. Ist das ein Zufall? Wohl kaum. Wenn man die ersten Seiten der Bibel aufschlägt, ist auch dort von Brüdern die Rede, etwa von Kain und Abel. Sie sind aber nicht durch Zuneigung und gleiche Interessen verbunden, sondern durch Neid und Eifersucht entzweit. Der blinde Hass des einen kostet den anderen das Leben. Wie ein schrecklicher Fluch liegt seitdem das Erbe von Kain und Abel über vielen Familien, wo sich Brüder und auch Schwestern spinnefeind sind, wo sich Schwiegermütter und Schwiegertöchter das Leben schwer machen.

Gott will, dass alle Brüder sind

Und nicht nur leibliche Verwandte bekämpfen einander bis aufs Messer, sondern auch Völker und Nationen, die von ihrer Herkunft her eigentlich wie Brüder miteinander leben müssten. Religionen, die den gleichen Ursprung haben, verfolgen sich mit blutigem Ernst. Da bleibt alle Beteuerung von Brüderlichkeit oder Geschwisterlichkeit leeres Gerede.

Das Reich Gottes soll in den engsten Beziehungen beginnen, die Menschen kennen und lieben.

Jesus beruft Brüder: „Kommt, folgt mir nach!“, sagt er. Damit wird gleichsam der unheimliche Fluch, der über der Menschheit liegt, aufgehoben. Es muss nicht sein, dass der Mensch des Menschen Feind ist, sagt Jesus. So hat Gott den Menschen nicht gewollt. Er will, dass alle Brüder sind.

Neue Sicht des Menschen

Jesus beruft Brüder. Das Reich Gottes soll in den engsten Beziehungen beginnen, die Menschen kennen und lieben. Die neue Sicht des Menschen macht es möglich, dass der Bruder den Bruder, die Schwester die Schwester und der Ehemann die Ehefrau zu Jesus führt. Der Brudermord des Kain darf nicht länger wie ein dunkler Schatten über dem Zusammenleben der Menschen liegen. Die kleinen Intrigen, Boshaftigkeiten, die Erbschaftsstreitigkeiten und der Sozialneid dürfen nicht das Zusammenleben von Geschwistern und Verwandten vergiften. Das gilt erst recht von allen Gruppierungen und Gemeinschaften, denen Worte wie „Brüderlichkeit“ oder „Geschwisterlichkeit“ so leicht über die Lippen gehen: Pfarren, Ordensgemeinschaften, den Kirchen insgesamt. Gibt es da keinen Streit? Machen wir uns nichts vor. Schon Paulus hat in den Gemeinden, mit denen er Kontakt hatte, Spaltungen erlebt. Er erfährt von Zank und Streit. Ist das heute anders? Sein Rat ist noch immer hochaktuell: „Seid ganz eines Sinnes und einer Meinung.“ Ansonsten drohen schlimme Folgen.

Verbissener Streit trifft beide hart In einem kleinen Dorf habe ich es erlebt. Dort verfeindeten sich zwei Brüder und ihre Familien. Sie wohnten nebeneinander. Als der Streit immer verbissener wurde, errichtete einer der Brüder eine hohe Mauer zwischen dem Haus seines Bruders und seinem eigenen Haus. Die Leute lachten über den Schildbürgerstreich. Denn der Mann hatte zwar seinem Bruder die Sicht und das Licht genommen – aber auch sich selber.

Jesus beruft Brüder. Er reißt die Mauer nieder, die seit Kain und Abel sogar Geschwister trennen kann. Jesus bringt das Licht. Er kann für alle, die im Dunkeln leben, ein helles Licht sein, so hat es der Prophet Jesaja verheißen. Wer dieses Licht aufnimmt und es weiterreicht, sorgt nicht nur für Frieden in der eigenen Familie, sondern auch im eigenen Land und in der ganzen Welt. So wird Wirklichkeit, was Beethovens „Hymne an die Freude“ als Sehnsucht der Völker besingt: „Alle Menschen werden Brüder.“ P. Gerhard Eberts MSF / KNA

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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