In St. Pölten und Seitenstetten
"Tag des Judentums"

"Tag des Judentums" in St. Pölten | Foto: Marijan Orsolic
  • "Tag des Judentums" in St. Pölten
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Der Tag des Judentums, den christliche Kirchen alljährlich am 17. Jänner, unmittelbar vor der Gebetswoche für die Einheit der Christen, begehen, wurde in der Diözese St. Pölten mit zwei Vortragsabenden begangen.
Der Grazer Liturgiewissenschaftler Dr. Peter Ebenbauer referierte im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt zum Thema „Judentum in den Kirchenliedern einst und jetzt“ (siehe Bild).

Aus den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils – deren Rezeption in den letzten Jahrzehnten die Qualität der christlich-jüdischen Beziehungen verändert und vertieft habe – ergebe sich die Notwendigkeit, dass alle Formen der Abwertung oder Herabsetzung von alttestamentlichen und jüdischen Gotteszeugnissen in der katholischen Kirche strikt zu vermeiden sind. Das gelte für die Liturgie und selbstverständlich auch für das geistliche Lied- und Gesangsgut der Kirche, wo in manchen Fällen noch immer Revisionsbedarf bestehe. In der Geschichte der christlichen Liturgie habe es immer Beispiele für traditionelle und liturgisch bedeutende Gesänge und Lieder gegeben, die direkt oder indirekt einen abwertenden Gestus gegenüber dem Alten Bund bzw. dem Judentum transportierten.

Beten mit Israel

Ein authentisches christliches Beten und Singen sollte sich laut Ebenbauer nicht an Stelle von oder gar gegen Israel, sondern neben und mit Israel gestalten.

Im Bildungszentrum St. Benedikt in Seitenstetten hielt Dr. Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, den Vortrag „Vertriebene Nachbarn. Zur Geschichte von Jüdinnen und Juden im westlichen Mostviertel“. Anhand kurzgefasster Lebensbilder stellte Keil die Israelitische Kultusgemeinde Ybbs-Amstetten vor. 1854 begann die Geschichte mit der Errichtung eines Bet-Raumes in Kemmelbach und endete 1940 in der NS-Zeit mit der Auflösung der IKG Ybbs-Amstetten.

Wichtige Synagogen-Renovierung

Immer schon seien die Jüdinnen und Juden antisemitischen Attacken ausgesetzt gewesen. Die Vertreibung habe ab 1938 ihren Höhepunkt erreicht. 1934 hatte die IKG Ybbs-Amstetten 348 Mitglieder, 1938 gab es nur mehr neun jüdische Familien in Amstetten. Dr. Keil stellte auch die Aktivitäten der Restitution und des Gedenkens dar. Da die letzten Vertriebenen, die überlebt haben, bereits im hohen Alter sind, seien das Erinnern und die Weitergabe des Wissens an die junge Generation sehr wichtig. Die Renovierung und Neugestaltung der Gedenkräume in der ehemaligen Synagoge in St. Pölten würden dafür sehr hilfreich sein.

Für Marijan Orsolic vom diözesanen Fachbereich Spiritualität und Dialog sowie für den Seitenstettner Bildungshausleiter Johannes Deinhofer ist es von großer Bedeutung, dass das jüdische Erbe lebendig weitergetragen wird.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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