Stift Melk: ‚Unsterbliches‘ Kulturerbe wird saniert

Bibliotheksleiterin Bernadette Kalteis erläutert in der barocken Bibliothek des Stiftes Melk die vielfältigen Aspekte der auf insgesamt elf Jahre anberaumten Sanierungsarbeiten.
 | Foto: Leopold Schlager
  • Bibliotheksleiterin Bernadette Kalteis erläutert in der barocken Bibliothek des Stiftes Melk die vielfältigen Aspekte der auf insgesamt elf Jahre anberaumten Sanierungsarbeiten.
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Seit 2022 wird die barocke Bibliothek des Stiftes Melk generalsaniert – ein Projekt, das auf elf Jahre angelegt ist. Im Anschluss an eine Kuratoriumssitzung am 15. Juni wurden aktuelle Maßnahmen und Perspektiven vorgestellt.

E in Lokalaugenschein in den barocken Baulichkeiten verdeutlicht die Dringlichkeit, das Ausmaß und die komplexe Vielschichtigkeit des Projekts. Stiftsbibliothekarin Bernadette Kalteis beginnt ihren Rundgang von der Altane aus. Sie verweist auf ein besonderes „Problemkind“: die Fenster. Sie geben dem Raum Licht, zu viel davon ist für die kostbaren Buchbestände aber nicht zuträglich. Deshalb wurden verschiedene Abschattungstechniken auf ihre langfristige Wirksamkeit erprobt. Denkmalschutz und der Welterbestatus sind dabei stets zu berücksichtigen. Auch die große Zahl der Besucher hat ihre Kehrseiten: Mit jedem Öffnen der Tür gelangt feuchte Außenluft in den Bibliotheksraum. Eine automatische Schiebetür soll dem entgegenwirken. Im Türbereich ein Blick nach oben – hier steht „EX LITTERIS IMMORTALITAS“, das Motto des Fördervereins: „Durch Bücher unsterblich“.

In der Bibliothek herrscht gedämpftes Licht. Buchrücken reiht sich an Buchrücken. Für die Sanierung müssen die Regale von den Wänden abgerückt werden, um einen Luftaustausch zu ermöglichen. Dadurch verringert sich aber der Raum für die Bücher. Die Sanierung des Bücherarchivs im Keller ist deshalb auch Teil der aktuellen zweiten Etappe.

Die Sanierung bietet die einzigartige Gelegenheit, jedes einzelne Buch zu sichten.

Unauffällig ist der künftige Brandschutz: In imitierte Buchrücken sind Ventile für die Hochdruckvernebelungsanlage eingelassen. Sie soll Feuer bekämpfen, aber die Bücher schonen. Nebenbei treten auch wenig beachtete Details zutage, etwa die Darstellungen von Wissenschaftern aus dem Benediktinerorden in den Fensterlaibungen. Auch eine Frau findet sich darunter.

Die Sanierung bietet die einzigartige Gelegenheit, jedes einzelne Buch zu sichten, abzustauben und gegebenenfalls zu renovieren. Diese Arbeit macht jeweils in den Sommermonaten ein Team aus Expertinnen und Experten zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Stiftsgymnasiums. „Sie schaffen in der Regel 10.000 Bücher pro Jahr“, so Kalteis.

Weiters sind die Restaurierung eines Hammerflügels sowie von zwei Ölbildern Hauptpunkte des zweiten Sanierungsabschnitts. Für das zweite Jahr sind 1,6 Millionen Euro veranschlagt, ein Viertel davon trägt das Land Niederösterreich. Die gesamte Renovierung soll zwölf Millionen Euro kosten. Eine Investition, die das Stift „niemals alleine zu stemmen imstande wäre“, so Abt Georg Wilfinger. Für den Präsidenten des Fördervereins, Raiffeisen-Generalanwalt Erwin Hameseder, ein Herzensanliegen, denn „Bücher sind die wichtigsten Kulturgüter von uns Menschen“.

Seit rund 40 Jahren laufen im Stift Melk umfassende Sanierungsarbeiten. Ein Stift ohne Baugerüst – das sei für ihn kaum vorstellbar, betont Baumeister Peter Griebaum. Nächstes Jahr soll die weithin sichtbare Altane an der Reihe sein. Für das „unsterbliche“ immaterielle Kulturerbe wird noch viel materielle Unterstützung nötig sein.

Autor:

Leopold Schlager aus Niederösterreich | Kirche bunt

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