Ausstellung im Museum am Dom:
Europa, wer bist du?

Triumph des heiligen Benedikt, Paul Troger, um 1739. Bozzetto für das Deckenfresko im Bildersaal der Prä­latur des Stiftes Melk, Leihgabe Benediktinerstift Melk. | Foto: Museum am Dom St. Pölten
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  • Triumph des heiligen Benedikt, Paul Troger, um 1739. Bozzetto für das Deckenfresko im Bildersaal der Prä­latur des Stiftes Melk, Leihgabe Benediktinerstift Melk.
  • Foto: Museum am Dom St. Pölten
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Das Museum am Dom St. Pölten lädt ab 7. Mai zur neuen dreiteiligen Ausstellung „Europa, wer bist du? Menschen, Mächte, Mythen“ ein. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit europäischen Nationalarchiven erstellt.

Die Ausstellung widmet sich in drei aufeinander folgenden Teilen den Fragen nach dem Werden und Sein Europas, nach Konflikten und Migrationsbewegungen sowie nach Entdeckungen und Erfindungen des Kontinents. Die Schau wurde im Rahmen des „European Digital Treasure“-Projektes in Zusammenarbeit mit europäischen Nationalarchiven kreiert; seitens der Diözese waren das Diözesanarchiv St. Pölten sowie das Museum am Dom federführend beteiligt.

Hochaktuelle Dimension der Ausstellung

„Als wir vor zwei Jahren mit ersten Überlegungen die Planungen begonnen haben, war uns die heute brennende und hochaktuelle Dimension unserer Beschäftigungen nicht bewusst“, so Barbara Taubinger, Direktorin des Museum am Dom. Dass nun ein paar hundert Kilometer weiter in Europa ein Angriffskrieg tobt, mache die Ausstellung schmerzhaft relevant – „und trägt hoffentlich zu einem erneuerten Blick auf die Notwendigkeit des Friedens und Miteinanders bei“, so die Museumsdirektorin. Bischof Alois Schwarz betont zum Ausstellungsstart: „Die dichte und vielschichtige Verwobenheit unseres Kontinents mit Glaube und Spiritualität ist Schatz und Aufgabe gleichermaßen: Wer sich mit Europa beschäftigt, kommt um das Christentum nicht herum.“

Geschichte Europas

Die erste Teilausstellung, die im Mai und Juni gezeigt wird, widmet sich diversen (his­torischen) Aspekten und Sichtweisen der Geschichte Europas. Bedeutenden Schriftstücken aus den Nationalarchiven Maltas, Norwegens, Ungarns, Spaniens, Finnlands und Portugals (die digital präsentiert sind), werden Kunstwerke aus allen Epochen gegenübergestellt. Auf diese Weise soll Europas facetten-, aber auch konfliktreiche Geschichte lebendig gemacht werden. Diese ist zwar von Bruchlinien gekennzeichnet, es wird aber deutlich, dass das Verbindungsglied der europäischen Identität auf Gemeinsamkeiten beruht – über alle Nationen und Sprachen hinweg. Die Geschichte des „Konstrukts Europa“ ist eine der Menschen, ihres kollektiven Gedächtnisses, ihrer gemeinsamen Perspektive und Kultur. Das Konzept der europäischen Einheit hat sich im Laufe der Geschichte auf vielfältige Weise manifestiert und geändert; in der Ausstellung wird dies in vier Themenbereichen aufgegriffen.
Vier Ausstellungspfeiler

Ausgehend von der herausragenden Stellung des heiligen Benedikt von Nursia, der seit 1964 einer der fünf Patrone Europas ist, thematisiert der erste Bereich, „Der Geist Europas“, die großen geisteswissenschaftlichen Entwicklungen und Errungenschaften des Kontinents. Aspekte der spätmittelalterlichen Frömmigkeit stehen dabei genauso im Fokus wie Einflüsse der Humanisten oder zeittypische Ausprägungen europäischer Malerei und Musik.
Der Vielfalt in vielen Bereichen zum Trotz waren es vorwiegend Handel und Wirtschaft, die durch einheitliche Maß­einheit, Zeiteinteilung oder Kalender verbindende Ele­men­te schufen. Andererseits bedeutet Vielfalt oft auch Trennendes – besonders im Zuge der Kolonialisierung begann eine intensive Auseinandersetzung mit dem „Andersartigen“. Man teilte die Menschen zur Unterscheidung in Rassen ein und begünstigte damit auch die Entstehung von Rassismus.

Europäische Grundwerte

Neben den politischen und philosophischen Ideen der Griechen und Römer wurde das Christentum zu einem Grundpfeiler Europas. Es begann als kleine verfolgte jüdische Gemeinde in Palästina, 1.000 Jahre später hatte die neue Religion ganz Europa durchdrungen. Heute ist das Christentum die am weitesten verbreitete Religion Europas. Die im Christentum stark ver­ankerten Werte Nächs­tenliebe, Hilfe für Bedürftige oder der Einsatz für Frieden wurden auch über die Religion hinaus zu europäischen Grundwerten.

Der vierte Bereich der Ausstellung widmet sich den revolutionären Ideen der Aufklärung – kennzeichnend dafür ist eine eher nüchterne, rein auf Verstand basierte Sicht des Menschen und seiner Existenz. In den habsburgischen Ländern leitete diese Epoche der Regierungsantritt Josephs II. 1780 ein. Objekte dieser Zeit, wie ein Klappsarg, der der Holzverschwendung ein Ende setzen sollte, zeichnen ein lebendiges Bild von Josefs aufgeklärten Ideen.
So bunt und facettenreich Europa war und ist, so verschieden und abwechslungsreich sind auch die Objekte der Ausstellungen. Sie thematisieren prägende Ereignisse der europäischen Geschichte oder dokumentieren einen Zeitgeist anhand von Schriftstücken und Kunstobjekten. Die aktuellen politischen Ereignisse in der Ukraine erinnern schmerzlich an die konfliktreiche europäische Vergangenheit – aber auch an gemeinsame Werte wie Freiheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. „Die Ausstellung möchte einen Beitrag zum Verständnis der gemeinsamen europäischen Geschichte liefern. Nicht zuletzt kann die Vergangenheit einen Weg in die Zukunft weisen, war Europas Vergangenheit doch selbst ein Prozess ständigen Wandels“, so Museumsdirektorin Barbara Taubinger.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Europa, wer bist du? Menschen-Mächte-Mythen“ ist in Kooperation mit sechs europäischen Archiven und dem Diözesanarchiv St. Pölten entstanden und gliedert sich in drei Einzelausstellungen:

7. Mai – 26. Juni: Das Werden Europas

29. Juni – 28. August:
Europa in Aufruhr und Bewegung

31. August – 30. Oktober: Europäische Entdeckungen und Erfindungen

Öffnungszeiten vom 7. Mai bis 30. Oktober 2022:
Mi. und Fr. 10–17 Uhr
Do. 10–19 Uhr
Sa. 10–16 Uhr
So. und Feiertag 11–16 Uhr

Führungen:
Führungen nach Voranmeldung (Mindestgruppengröße 10 Personen);
Führungen für Einzelpersonen- oder Kleingruppen ohne Voranmeldung jeden Donnerstag um 17 Uhr (außer 19. Mai).

Der Zugang zum Museum ist trotz Bauarbeiten am Domplatz uneingeschränkt möglich!

Anmeldung und Infos:
Tel. 02742/324–333:
E-Mail: museum@kirche.at;
www.museumamdom.at.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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