Ostern
Osterbotschaft von Bischof Alois Schwarz

Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz | Foto: Diözese St.Pölten

Im kirchlichen Jahreskreis feiern wir Christinnen und Christen immer wieder das Leben. Die Feste im Kirchenjahr laden dazu ein, über das Leben aus unterschiedlichen Perspektiven nachzudenken.

Ostern ist ein solches Fest, bei dem wir unser Leben im Blick auf Jesu Leiden, Sterben und Auferstehen als befreiende und hoffnungsfrohe Botschaft jedes Jahr neu entdecken können. Dieses Feiern, dass das Leben stärker ist als das Scheitern, die Zerstörung, die Vernichtung unserer Welt, wird immer bedeutsamer in Anbetracht der lebensvernichtenden Nachrichten und Lebensweisen der Menschen. Doch wie können wir – entgegen aller schrecklichen Botschaften, die täglich auf uns eindringen – einerseits vom Feiern sprechen und andererseits das Leben entdecken?

Diesen Fragen soll in meiner diesjährigen Osterbotschaft nachgegangen werden. Zunächst, so denke ich, ist die Erfahrung von Ostern eine vielschichtige. Es geht darum, die Zugänge zum Osterfest zu differenzieren und die Menschen in ihren Herangehensweisen zu begleiten und zu unterstützen. Da gibt es die einen, die daran glauben, was die Bibel erzählt und denen die Texte vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu allein genügen, um das Fest Ostern zu feiern. Dann gibt es jene, die den Zugang zu den Texten nicht (mehr) haben, ihre Wohnungen und Häuser aber dennoch mit Symbolen des Lebens schmücken, um so in die Feierstimmung eintauchen zu können.

Und dann gibt es Menschen, die der Frage nachgehen, was hat der Tod und die Auferstehung Jesu mit dem eigenen Leben zu tun? Hier sollen diese Überlegungen anknüpfen. Menschen, die ganz bewusst eintauchen in die Geschichte Jesu, die sich gleichsam treffen lassen und betroffen sind von seinem Lebensweg, werden auch in ihrem Weg immer wieder Momente entdecken, in denen sie ähnliche Erfahrungen machen wie Jesus selbst.

Selbstfürsorge

Wenn wir das Leben Jesu betrachten, dann ist dieses Leben von Beginn an an Gott und seine Lebendigkeit angebunden. Jesu Leben und Wirken geschieht aus einer tiefen und starken Verbindung zu Gott, aus dem er stammt und der er selbst ist. Immer wieder musste Jesus selbst für sich gut sorgen, um unterscheiden zu können, was Gott will oder was an Wünschen von den Menschen an ihn herangetragen wurde. Das gilt auch für uns Menschen heute. Nicht alles, was an unser Ohr dringt, ist gut für uns. Hier gilt es, wachsam darauf zu achten. Ostern erleben ist der achtsame und behutsame Weg zu Gott, der uns ins Leben, in seine Lebensfreude bzw. Lebendigkeit führt.

Rückbindung an Gott

In den schweren Stunden seines Lebens wurde Jesus zwar von vielen Menschen verlassen, trotz allem, was er für sie getan hatte. Er war aber nie entkoppelt von der Verbindung zu Gott. Sogar in der Todesstunde am Kreuz betete er zu Gott für die Menschen, die ihn zu seinem Leid geführt haben. In seinem größten Schmerz und seiner irdischen Einsamkeit hat er nicht aufgegeben, sich an Gott zu binden.

Ostern erleben bedeutet die Rückbindung an den, aus dem wir stammen, nämlich Gott. Wie schwer unser Lebensweg auch sein möge, wir lassen uns die Verbindung zu Gott nicht nehmen. Wir halten mit ihm durch in den Stunden, Tagen, Wochen, Monaten und manchmal Jahren des Lebens.

Sprache Gottes wählen

Wir leben in einer Welt, deren Sprache immer rauer, roher und für viele unverständlicher geworden ist. Jesu Sprache zeigt eine Wortwahl der Reduktion. Jesus weiß, wann er wie viel zu sagen hat, während wir denken, unentwegt reden zu müssen. Manchmal ist weniger Gesagtes wirksamer als ein Wasserfall an leeren Worten.
Ostern erleben bedeutet, auf die Worte, die unseren Mund verlassen, zu achten. Wie gerne wir andere auch belehren, unterhalten, mahnen und dergleichen wollen, wir besprechen unsere Sorgen, Ängste, Mahnungen und Bitten mit Gott.

Gott in den Beziehungen entdecken

Jesus war einer, der in Beziehungen und durch Beziehungen gelebt hat. Er hat sich seine zwölf Apostel gesucht, um mit ihnen unterwegs und gleichzeitig bei den Menschen sein zu können. Er hat sie den Umgang mit Menschen gelehrt. An seiner Seite durften sie lernen, was es heißt, den Willen Gottes zu tun und Gottes Weg zu beschreiten. Ostern bedeutet einzutauchen in lebensfrohe und lebendige Beziehungen zu Menschen, sich an ihnen zu erfreuen und in jeder Begegnung mit Menschen Gottes Wirken darin zu entdecken.

Gott in uns wachsen lassen

Am Leben Jesu erkennen wir, dass es noch viel Luft nach oben gibt, Gott in uns aufzunehmen und ihn in uns groß werden zu lassen. Ostern bedeutet, aus Gottes Liebe leben und handeln, um so SEINE Lebendigkeit erahnen und erspüren zu können.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gesegnetes Osterfest.
Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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