Maria Magdalena
Auf den Spuren einer Apostelin

Blick in die Pfarrkirche Scheibbs. Auf dem Hochaltarbild die Begegnung der „Maria, genannt Magdalena“ (Lk 8,2), die von sieben Dämonen geheilt worden ist, mit Jesus.	 | Foto: Ferdinand Bertl
  • Blick in die Pfarrkirche Scheibbs. Auf dem Hochaltarbild die Begegnung der „Maria, genannt Magdalena“ (Lk 8,2), die von sieben Dämonen geheilt worden ist, mit Jesus.
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Eine kleine Zahl von Kirchen in unserer Diözese ist der heiligen Maria Magdalena, der „Apostelin der Apostel“, geweiht. Zumindest einige davon verbinden historische Beziehungen aus einer Zeit, als bayrische Herren im „Osten“ den Ton angaben.

Apostel ist eine Person, die aus eigener Erfahrung bekunden kann, dass Jesus leibhaftig von den Toten auferstanden ist, und die von ihm selbst den Auftrag zur Verkündigung der frohen Botschaft ins Herz gelegt bekommen hat. Apostel sind „Gesandte“. Das gilt nach dem Johannesevangelium ganz besonders für Maria von Magdala: Sie „kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte“ (Joh 20,17-18). Als erste Zeugin wird sie zur Evangelistin, das heißt zur Botin, die die gute Nachricht von der Auferstehung des Herrn verkündet. Papst Franziskus hat ihren Gedenktag am 22. Juli zum Fest aufgewertet und so ihren Rang als „apostolorum apostola“ – „Apostelin der Apostel“ – bekräftigt, den ihr Theologen von den Kirchenvätern bis hin zu Thomas von Aquin zugesprochen haben.

In der Diözese St. Pölten stehen drei Pfarrkirchen unter ihrem Patrozinium: Altenmarkt im Yspertal, Scheibbs und Waidhofen an der Ybbs (gemeinsam mit dem heiligen Lambert), außerdem die Filialkirche Rems bei St. Valentin, die Marktkapelle in Emmersdorf und die Ortskapelle in Oberplank im Kamptal. Auch die Friedhofskirche St. Veit in Seitenstetten war ursprünglich eine Magdalenen-Kirche.

Orte mit gleichen Patrozinien sind in vielen Fällen historisch eng miteinander verflochten. „Nach damaliger Vorstellung hatten Kirchen und Burgkapellen himmlische und irdische Schutzpatrone, die eine gewisse Schutzmacht ausgeübt haben“, erläutert Dechant Mag. Hermann Döller, Pfarrer in Waidhofen/Ybbs. Zumindest für die südlich der Donau gelegenen Orte ist diese Verbindung im Adelsgeschlecht der Peilsteiner zu suchen. Deren Besitzungen reichten von Südtirol und Friaul über Freising und weite Teile der Erzdiözese Salzburg bis Niederösterreich. Von Waidhofen bis zur Schallaburg hatten sie das Sagen, Peilstein bei St. Leonhard am Forst war ihr Familiensitz. Und mit Heinrich I. war von 1098 bis 1137 ein Peilsteiner Bischof im einflussreichen Freising. Von einem Maria-Magdalena-Altar im Freisinger Dom könnte die Vorliebe der Peilsteiner (die nichts mit dem gleichnamigen Berg im Waldviertel zu tun haben) ihren Ausgang genommen haben.

Magdalenenlied und -glocke

In einem knappen Jahrhundert von 1120 bis zum Erlöschen des Geschlechts 1218 haben die Peilsteiner Spuren hinterlassen. Die Pfarre Scheibbs geht auf die Errichtung eines Vikariats durch die Peilsteiner Ende des 12. Jahrhunderts zurück. Auch Waidhofen an der Ybbs wurde 1186 als Filiale der Seitenstettner Stiftspfarre Aschbach errichtet und um 1200 als selbstständige Pfarre ausgegliedert.

In der Pfarre Scheibbs wird das Patroziniumsfest nach alter Tradition am Sonntag nach dem 22. Juli gefeiert. Ein wichtiges Element dieses Festgottesdienstes ist für die Pfarrgemeinde das Magdalenenlied, welches Frau Dr. Friederike Wawrik in den 1930er-Jahren gedichtet hat. Darin heißt es: „O Maria Magdalena, gib uns Mut und mehr’ die Kraft, die aus sündigschwachen Menschen starke Streiter Got­tes schafft.“ Zum Gottesdienst ruft in Scheibbs die 1950 von Josef Pfundner in Wien gegossene, 1613 kg schwere Magdalenenglocke.

„Maria Magdalena wurde erst in den Legenden zur Sünderin. Die Evangelien jedoch bezeugen die besondere Stellung Maria Magdalenas. Sie wird als einzige Frau neben der Mutter Jesu in allen vier Evangelien als Jüngerin Jesu genannt“, erklärt die Scheibbser Pastoralassistentin Mag.a Maria Gratzer-Hagen. „Maria, eine selbständige Frau aus dem Fischerdorf Magdala am See Gennesaret, hat Jesus genau wie die Jünger auf seinem Weg begleitet. Sie war eine der wenigen, die Jesus auch durch die Krise des Karfreitags begleitet hat. Sie ist die Erste, die dem auferstandenen Christus begegnet. Maria Magdalena begegnet im Garten dem Lebendigen und wird dadurch in ihrer Beziehung zu Christus so bestärkt, dass sie zur ersten Verkünderin der Osterbotschaft wird.“ Mag.a Maria Gratzer-Hagen sieht in ihr eine Ermutigung für uns heute, „mit Jesus Christus in Beziehung zu treten, sich zu öffnen für die heilende Begegnung mit Christus“

Autor:

Leopold Schlager aus Niederösterreich | Kirche bunt

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