150. Geburtstag von G. K. Chesterton
Vom Saulus zum Paulus

Gilbert Keith Chesterton bei der Arbeit. | Foto: Foto: wikimedia commons
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Wer kennt sie nicht: die humorvolle Fernsehserie mit Ottfried Fischer in der Hauptrolle, in der er als „Pfarrer Braun“ Verbrechen aufklärt. Die Idee vom kriminalisierenden Gemeindepriester stammt ursprünglich aus der Feder des großen englischen Literaten G. K. Chesterton (1874-1936), dessen „Father Brown“-Bücher gleich mehrmals zur Vorlage für Filme und Fernsehserien wurden.

Gilbert Keith Chesterton war ein Original, wie es im Buche steht: Stets anzutreffen mit Hut, Stockdegen und Havelock sowie mit Zigarre im Mund, irrte er oft umher, da er vergaß, wohin er eigentlich wollte. Sein Körperbau mit einer Größe von 1,93 Meter und einem Gewicht von über 100 Kilo war nahezu legendär. Überliefert ist etwa eine Anekdote von einem Gespräch mit dem irischen, zart gebauten Schriftsteller George Bernard Shaw (1856-1950): Chesterton soll ihm gegenüber einmal gesagt haben, er sehe aus, „als ob eine Hungersnot England heimgesucht hätte“. Dieser antwortete darauf: „Und Sie sehen aus, als ob Sie sie verursacht hätten.“ Er selbst ging am humorvollsten mit seinem Umfang um: So erzählte er oft, dass er einmal seinen Sitzplatz in der Straßenbahn an drei Damen abgetreten hat, oder sich einmal vor einer Debatte mit Polstern ausstopfte, nur um diese dann herauszuziehen mit den Worten: „Dem Anschein meines Umfanges ist ebensowenig zu trauen, wie den Argumenten meiner Gegner.“

Über Umwege zum Katholizismus

Am 29. Mai 1874 in eine protestantische Familie hineingeboren, war Chesterton von Jugend an fasziniert von metaphysischen Fragen. Über Umwege in die Welt des Okkultismus fand er nach langer Suche den Weg zum Christentum. In seiner Tätigkeit als Journalist und Autor ging er immer wieder großen Fragen der Menschheit nach. Seine intensive Beschäftigung mit den Gegenwartsproblemen und der Religion führte ihn tiefer in das katholische Gedankengut. Er war der Ansicht, dass die protestantischen Kirchen keine adäquaten Antworten auf die Moderne hätten, und schloss sich daher 1922 im Alter von 48 Jahren der katholischen Kirche an.

Der ehemals große Zweifler wurde zu einem der energischten Apologeten der katholischen Welt. Mit Wortwitz verstand er es, die Inhalte der christlichen Lehre auch jenen gegenüber zu veranschaulichen, die der Religion fernstanden. Er ging nicht nach den üblichen Mustern vor, sondern versuchte vielmehr, bestehende Vorurteile zu entkräften. Die Rechtgläubigkeit stellte er dabei als spannend und interessant dar, während ihm die „Ketzerei“ als langweilig erschien.

Die Verbindung von Glaube und Vernunft ist laut Chesterton nur im Christentum möglich.

In seinem Buch „Der unsterbliche Mensch“ von 1925 erzählt Chesterton eine Geschichte der Menschheit, die nicht in der Nacherzählung geschichtlicher Daten und Fakten besteht, sondern die Erfahrbarkeit der engen Verbindung zwischen Menschlichem und Göttlichem in der Geschichte deutlich macht. Er stellt dabei vor allem auch herkömmliche Überzeugungen infrage: Ihm zufolge greife es nämlich zu kurz, den gesamten Fortschritt der Menschheit lediglich der Evolution zuzuschreiben. Schon in den prähistorischen Höhlenmalereien werde das Bedürfnis des Menschen zur Kommunikation über die Zeiten hinweg offenbar. Der Mensch stehe somit immer im göttlichen Gefüge der Geschichte.

Ein zentraler Punkt der Apologetik Chestertons ist die Überzeugung, dass die Verbindung zwischen Glauben und Vernunft nur im Christentum möglich ist. Mit Verweis auf die Geschichte stellt er fest, dass etwa die antike, vorchristliche Geisteswelt immer in zwei Denkschemata parallel lebte: dem philosophischen und dem mythologisch-religiösen Schema. Die Vernunft ist dabei Werkzeug der Philosophie, während das Werkzeug der Religion die Mythologie ist. „In Wahrheit laufen die Flüsse der Mythologie und Philosophie parallel und vermischen ihre Wasser erst, wenn sie sich in dem Meer der Christenheit treffen. In Wahrheit versuchte tatsächlich die Kirche als erste, Vernunft und Religion zu verbinden. Nie vorher hat es ein solches Bündnis von Priestern und Philosophen gegeben“, so Chesterton.

Nach dem Tod des Schriftstellers am 14. Juni 1936 bezeichnete Papst Pius XI. diesen als „Verteidiger des katholischen Glaubens“. 2013 wurde in der Diözese Northampton ein Seligsprechungsprozess für Chesterton eingeleitet, der jedoch 2019 ruhend gestellt wurde. Chestertons Leben und Werk zeigen, dass jede Zeit sie braucht: die spät Bekehrten, die markigen Apologeten und wortstarken Glaubensverteidiger. Ob Paulus, ob Augustinus, ob Angelus Silesius, ob Kardinal Newman oder G. K. Chesterton – die vom Feuer des Glaubens Erfüllten sichern den Bestand der Kirche.

Felix Deinhofer

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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