Familie
Lichtblick für schwerkranke Kinder

Foto: lichtblickhof
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Lichtblicke geben uns Hoffnung und Trost. In Steinbach geben sie schwerkranken Kindern noch viel mehr. Ein Lokal­augenschein zwischen Vierbeinern, Natur und viel Wald.

Ein heißer Sommertag liegt über Steinbach bei Pyhra. Kinder sind zu sehen, die über den Hof des Lichtblickhofs laufen. Eines von ihnen ist Mathilda, deren Bett in den Pferdestall des Bauernhofs geschoben wurde. Auf dem Kopf trägt sie eine bunte Haube. „Ja, ich liebe Pferde über alles“, ruft sie begeistert und steckt ihre Nase tief in das schwarze Fell von Farah, einer irischen Stute. „Herrlich“, murmelt sie, als ihre Augen wieder zu sehen sind.

Auf zwei und vier Beinen
Am Lichtblickhof leben über 19 Therapiepferde, fünf Hunde, zwei Katzen, sieben Kaninchen und zwei Meerschweinchen sowie 13 Schafe, die von bis zu 120 Kindern und Jugendlichen regelmäßig besucht werden. Je nach Projekt sind sie zwischen vier und 14 Tagen hier. Kraft tanken und schöne, unbeschwerte Momente genießen – „all das ist bei uns möglich“, sagt Roswitha Zink, die vor über 20 Jahren den Lichtblickhof und den Verein „e-motion“ gemeinsam mit anderen Frauen gegründet hat. Auf dem Lichtblickhof, einem Bauernhof für die Begleitung schwerkranker Kinder und Jugendlicher, sind es oft die Tiere, die Menschen in Krisen den Weg zurück ins Leben mit der Natur weisen. Das begleitende Team besteht heute aus über 15 Therapeutinnen – darunter viele ehemalige Therapiekinder, die ehrenamtlich am Hof arbeiten.
„Zu Beginn jedes Camps stehen wir im Kreis und stellen uns gegenseitig vor“, erklärt Roswitha Zink den Ablauf. Jedes Kind hält ein leeres Marmeladeglas in den Händen; darin soll es seine schönsten Erlebnisse und Eindrücke sammeln, um sich später wieder daran gut erinnern zu können. Oft seien es Pfotenabdrücke, Mähnenhaare oder gar ein Zopf.
Die 12-jährige Mathilda nimmt schon zum zweiten Mal an der Impulswoche teil. Für sie und für ihre Eltern bedeutet sie eine Auszeit von Spitalsaufenthalten und Therapien, von Ungewissheit und belastenden Situationen, die sie übers Jahr hinweg begleiten und viel von ihr und ihrer Familie abverlangen. Das Programm am Hof ist bunt: Es reicht von Wanderungen im Wald über das Reiten auf Therapiepferden und das Singen beim Lagerfeuer bis hin zum Zählen von Sternschnuppen am Sommerhimmel. Gemeinsam wird gekocht und der Stall ausgemis­tet. Das geschehe bewusst, sagt Zink, um die Aufmerksamkeit auf Dinge zu lenken, die den Kindern guttun und Freude bereiten. Familien aller Religionen seien willkommen. „Einmal hatten wir sogar fünf Konfessionen unter einem Dach“, erinnert sich die Therapeutin.

Tragen und getragen werden
Für Roswitha Zink ist die Arbeit am Hof kein Alltag, sondern eine Berufung. Schicksale von Kindern fordern sie immer wieder heraus. Doch entmutigen lasse sie sich nicht. Immer wieder habe sie etwa mit schwerkranken Jugendlichen zu tun, die erfahren haben, dass ihnen die Medizin nicht mehr weiterhelfen kann. Sie brauchen daher noch mehr Aufmerksamkeit, um die Zeit am Lichtblickhof genießen zu können – auch wenn es oft nur wenige Tage der Unbeschwertheit sind, die sie hier mit Geschwistern oder Eltern verbringen können. Durch den nonverbalen Kontakt mit Tieren entsteht ein einmaliger innerer Gleichklang, der eine heilsame Kraft entfaltet, ist Roswitha Zink überzeugt.

Zwischen Erde, Himmel und Sternen
Am meisten genießt Mathilda, wenn sie auf einem Therapiepferd reitet oder ein Kaninchen in ihrem Schoß streichelt. Aber nicht nur die Beziehung zu den Tieren schätzt sie – jedes Mal lernt sie auch viele neue Freunde kennen. „Wir holen hier die schwerkranken Kinder aus dem Alltag und nehmen ihnen die Ängste“, sagt Roswitha Zink abschließend. Die Psychotherapeutin weiß nicht, ob sie Mathilda jemals wieder sehen wird. „Für ein paar Tage ist der Tod für sie aber ganz weit weg – so wie eine Sternschuppe am Himmel.“ Christopher Erben

Foto: lichtblickhof
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Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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