Globaler Süden
„Junge wollen etwas bewegen“

Mariama Sow: „Wir machen keinen Voluntourismus.“ | Foto: Foto: Mariama Sow
  • Mariama Sow: „Wir machen keinen Voluntourismus.“
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Jedes Jahr begeben sich junge Frauen und Männer aus ganz Österreich mit der Initiative VOLONTARIAT bewegt auf Freiwilligeneinsatz ins Ausland. Um mitzugestalten – an ihrer eigenen Zukunft und der Zukunft anderer.

Es braucht Offenheit, Mut und den Willen zum Engagement: 17 junge Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Juli feierlich verabschiedet – sie alle werden in den nächsten zwölf Monaten ein Auslandsjahr absolvieren. Für VOLONTARIAT bewegt sind sie in Hilfs-Projekten im Globalen Süden tätig. „Junge Menschen wollen etwas bewegen“, sagt Mariama Sow, seit 2021 Geschäftsführerin von VOLONTARIAT bewegt. Das Freiwilligenprogramm ist eine Initiative von Jugend Eine Welt und der Salesianer Don Boscos. „Wir arbeiten auf Basis der Pädagogik Don Boscos. Und die basiert auf dem Gedanken, jungen Menschen etwas zuzutrauen“, so Mariama Sow. In Afrika, Asien, Lateinamerika und auch in Osteuropa hat die Initiative ihre Einsatzgebiete. Weltweit arbeitet VOLONTARIAT bewegt mit den Salesianern Don Boscos zusammen. „Die Jugendlichen helfen etwa in Schulen, Kindergärten oder Horteinrichtungen mit.“ Vielfach geht es auch um Freizeitbetreuung. Eine der wichtigsten Aufgaben: „Einfach da zu sein. Ansprechperson zu sein, ein offenes Ohr zu haben für die Sorgen und Anliegen der Kinder.“

Über den Tellerrand schauen
VOLONTARIAT bewegt wird von der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt. Dabei steht auch bildungspolitische Arbeit in Österreich im Fokus: „Es geht darum, über den Tellerrand zu schauen und sich mit den im Ausland gesammelten Erfahrungen in Österreich weiter zu engagieren“, sagt Mariama Sow. Zwischen 60 und 70 Prozent der Freiwilligen tun das nach ihrer Rückkehr auch tatsächlich. Als professionelle Entwicklungszusammenarbeit will die Geschäftsführerin die Volontariate trotzdem nicht verstanden wissen: „Die meisten Freiwilligen machen das Volontariat als Gap Year zwischen Schule und Studium, ohne fachliche Qualifikation auf diesem Gebiet.“

„Kein Voluntourismus“
Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren auch Kritik am Engagement junger Menschen im Ausland laut. Wie VOLONTARIAT bewegt mit Vorwürfen umgeht, es handle sich um wenig nachhaltige Freizeitbeschäftigung für privilegierten Nachwuchs? „Ich halte diese Diskussion für notwendig und wertvoll“, sagt Mariama Sow, „aber uns ist wichtig, uns klar von ,Voluntourismus‘-Programmen abzugrenzen, bei denen es darum geht, innerhalb von zwei Wochen die Welt zu retten und danach noch Backpacking-Urlaub zu machen.“ Gerade deshalb würden die Projekte auch je für ein ganzes Jahr besetzt. „Wo man im pädagogischen Bereich mit Kindern arbeitet, braucht es eine gewisse Kontinuität.“ Die Sinnfrage, die stellen sich die jungen Erwachsenen übrigens auch selbst, erzählt die Geschäftsführerin. „Man geht mit vielen Fragen in einen solchen Einsatz. Und man kommt mit noch mehr Fragen zurück.“ Viele der ehemaligen Volontäre würden ihr Leben nach der Rückkehr neu ausrichten: „Sie werden sich ihrer Privilegien bewusst, erkennen, dass sie in der Geburtenlotterie den absoluten Jackpot geknackt haben.“ Wann ein freiwilliger Einsatz als gelungen bezeichnet werden kann? „Aus meiner Sicht: dort, wo ein Perspektivenwechsel gelingt, wo junge Menschen über sich selbst und die Welt gelernt haben – und ihre Erkenntnisse danach auch weitergeben.“

Autor:

Marlene Groihofer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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