Stift Admont - digital
Junger Geist in alten Mauern

Lesen hat im benediktinischen Mönchstum eine große Tradition, betont Bibliothekar Pater Maximilian. | Foto: Stift Admont / Marcel Peda
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  • Lesen hat im benediktinischen Mönchstum eine große Tradition, betont Bibliothekar Pater Maximilian.
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Das obersteirische Stift Admont gilt schon seit längerem als Vorreiter, wenn es darum geht, jahrhundertealte Werte in der digitalen Welt zu vermitteln. Soeben wurde die eindrucksvolle Klosterbibliothek virtuell für Besucher zugänglich gemacht.

Das 1074 vom Salzburger Erzbischof Gebhard gegründete Stift Admont ist die älteste Ordensniederlassung in der Steiermark. Mit der weltgrößten Klosterbibliothek und seinem vielfältigen kulturellen Angebot ist das Stift weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. „Wie groß das Interesse an dieser barocken Rarität ist, zeigt sich an den jährlichen Besucherzahlen. Im vergangenen Jahr waren es 70.000 Eintrittskarten in Bibliothek und Museum, die das Stift verbuchen konnte“, sagt Mario Brandmüller, Leiter der Abteilung für Kultur und Tourismus im Stift Admont, dem SONNTAG.

Da aufgrund der aktuellen Corona-Krise alle Sehenswürdigkeiten bis auf weiteres geschlossen bleiben müssen, setzt man im Stift Admont auf digitale Zugangsmöglichkeiten zu den kulturellen Schätzen des Klosters. „Seit kurzem kann die weltweit größte Klosterbibliothek auf digitalem Weg betreten werden“, freut sich Mario Brandmüller. Das Projekt war schon vor der Corona-Krise in Planung und wurde aufgrund der aktuellen Situation noch rascher umgesetzt.

Ora et labora et lege

Die Admonter Stiftsbibliothek ist ein Wissensspeicher aus vielen Jahrhunderten. Im Mittelalter produzierten die Admonter Mönche selbst Handschriften. Die ältesten hier gesammelten Werke stammen aus dem 9. Jahrhundert. Einzigartig ist nicht nur der lesbare Inhalt der Bibliothek. Mit der Architektur des Raumes, den Wandmalereien und Skulpturen bilden die gesammelten Bücher ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk: „Wir haben hier Fresken des berühmten österreichischen Barockmalers Bartolomeo Altomonte und der Skulpturenschmuck stammt vom großen steirischen Barockbildhauer Josef Stammel“, informiert Stiftsbibliothekar Pater Maximilian Schiefermüller OSB. Die Bücher-Schätze der Bibliothek umfassen Werke aus dem Mittelalter und einen umfangreichen barocken Buchbestand.

Lesen hat im benediktinischen Mönchstum ganz große Tradition, so lautet das (in diesen Zeiten besonders) tröstliche Motto des Ordens seit dem Spätmittelalter: „Ora et labora et lege, Deus adest sine mora“ – „Bete und arbeite und lies, Gott ist da (oder: Gott hilft) ohne Verzug.“

Digital durch den Geheimgang

Die 1776 vollendete Admonter Stiftsbibliothek gilt als eines der bedeutendsten Gesamtkunstwerke des europäischen Spätbarocks und umfasst 200.000 Bände. „Die digitalen Bibliotheksbesucher haben jetzt die Möglichkeit, Dinge zu besichtigen, die bei einem normalen Besuch nicht einsehbar sind“, erklärt Mario Brandmüller. So kann man z. B. virtuell einen Geheimgang auf die Galerie hinauf gehen und von oben herunter in den Bibliothekssaal schauen. Ebenso können digital rund 25 Bücher durchblättert werden. „Dieses Angebot wird demnächst um das Stiftsarchiv erweitert, so dass auch das digitale Blättern in alten Handschriften möglich sein wird“, kündigt Mario Brandmüller an.

„Ewiger“ Eintritt

Neben einer herausragenden 360-Grad-Darstellung der gesamten Bibliothek und zahlreichen Audioguides und Zusatzfunktionen, wird auch eine dreidimensionale Darstellung (für BesitzerInnen von 3D-Brillen) ermöglicht. „Der Mehrwert ist bei uns, dass den digitalen Besuchern nicht nur eine 360-Grad-Besichtigung möglich gemacht wird, sondern auch ,fixe‘ Touren wie in einem Computerspiel mit Audioguides gemacht werden können. Dafür bieten wir die größtmögliche Auflösung, die dem menschlichen Auge am nächsten kommt“, führt Mario Brandmüller aus.

Das Angebot wird schrittweise um weitere museale Bereiche von Stift Admont erweitert. „Es gibt großes Interesse, auch aus anderen Ländern, ganz besonders an historischen Büchern.“

Die Zahlungsmöglichkeiten für die digitalen Tickets (pro Ticket 0,99 EUR) werden noch erweitert. Derzeit kann mit PayPal und Kreditkarte gezahlt werden. „Das Tolle ist, wenn Sie die Tour einmal kaufen, gehört Sie für immer Ihnen“, sagt Mario Brandmüller. D.h. wird die digitale Tour einmal erworben, kann Sie zu Hause abgespeichert und immer wieder aufgerufen und durchgegangen werden.

Die christliche Botschaft gelangt so in die ganze Welt

Tradition von Stift Admont ist es, die Botschaft des Evangeliums auch über die Kultur an die Menschen heranzutragen. Das modern ausgestattete Museum des Stifts erstreckt sich über drei Etagen und bietet eine große Vielfalt wie Handschriften, sakrale und weltliche Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ein Gotik-Museum sowie naturhistorische Sammlungen. Auch diese Bereiche sollen bald digital zugänglich werden.

„Alte Geschichte, aber junger, christlicher, zeitgemäßer Geist wohnt hoffentlich hinter unseren Mauern. Gott suchen mit der Botschaft und der Person Jesu Christi und der Geisteshaltung des Heiligen Benedikt, auf diesem Fundament stehen wir und wollen so für die Menschen von heute da sein“, sagt der Abt des Benediktinerstiftes Admont Gerhard Hafner OSB.

Der neue digitale Zugang zum Stift und seinen Schätzen ermöglicht es nun dem steirischen Benediktinerkloster das Vielfache an Menschen weltweit mit dieser Botschaft zu erreichen. 

Klosterbibliothek digital erkunden

Die Admonter Stiftsbibliothek ist eines der großen Gesamtkunstwerke des europäischen Spätbarocks. In ihr sind verschiedene Kunstgattungen (Architektur, Fresken, Skulpturen, Schriften & Druckwerke) zu einer Einheit verschmolzen.

Zum Preis von € 0,99 ist es nun möglich, unter https://cultour.digital/de/ in einer herausragenden 360 Grad- und/oder 3D-Qualität durch die Bibliothek zu gehen, Geheimgänge zu betreten, Audio- und Videoguides abzurufen und auch in Büchern zu blättern…

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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