Glaubenszeugnis
„Nach der Beichte gehen wir ein Eis essen“

Bernadette Ettl lebt ihren drei Kindern ihren Glauben vor: „Es braucht meine Freude.“ | Foto: privat
  • Bernadette Ettl lebt ihren drei Kindern ihren Glauben vor: „Es braucht meine Freude.“
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Bernadette Ettl ist salesianisch geprägt, kennt das kirchliche Leben in Sierra Leone und Kenia, liebt Lobpreis und ist seit drei Jahren bei der Legion Mariens.

Bernadette Ettl

Alter: 41
Wohnort: Wien
Beruf: Hebamme
Gott ist für mich: mein Anker.
Sonntag bedeutet für mich: Auftanken und Ausrichtung auf den Herrn.

Bernadette Ettl ist eine gläubige Frau. Die Wienerin hat drei Kinder. Mit ihrer Familie lebt die 41-jährige Hebamme in Wien-Donaustadt.

Bernadette, deine drei Kinder sind in den Sommerferien alle daheim. Findest du da Zeit aufzutanken, auch in geistlicher Hinsicht?
Bernadette Ettl: Was mein Glaubensleben betrifft, mache ich auch außerhalb der Ferien sehr viel zusammen mit meinen Kindern. Wir haben etwa während der Corona-Lockdowns begonnen, jeden Tag über den Livestream von Missio die Messe mitzufeiern. Seit die Hl. Messe wieder in der Kirche gefeiert werden darf, versuche ich, dreimal in der Woche mit den Kindern in die Abendmesse bei uns in der Pfarre zu gehen. Eine besondere Kraftquelle für mich ist die monatliche Nachtanbetung am Herz-Jesu-Freitag in der Pfarre.

Fällt es dir schwer, mitten in der Nacht aufzustehen und in die Kirche zu gehen? Wie geht es dir am darauffolgenden Tag?
Das Aufstehen fällt mir nicht so schwer, weil ich weiß, dass jemand auf mich wartet, um bei der Anbetung abgelöst zu werden. Und dass Jesus wartet. Meine Anbetungsstunde ist so gewählt, dass ich danach auch direkt in die Arbeit fahren könnte. Natürlich bin ich auch müde. Ich merke aber, wie Jesus mich durch den Tag trägt. Ja, ist es mit einem Opfer verbunden. Aber dann bin ich da vor Jesus, versuche hörend zu sein, bete für die Pfarre, um Berufungen, für Menschen, die krank sind und leiden. Ich kann fast nicht in Worte fassen, was das Gebet in der Nacht für mich bedeutet. Ich merke, dass es meine Sehnsucht weckt und mir viel Kraft gibt.

Du bist seit einigen Jahren bei der Legion Mariens.
Ich habe gemerkt, dass Glaubenstiefe etwas Regelmäßiges braucht und hätte mir eigentlich gewünscht, zusammen mit meinem Mann und unseren Kindern einen Ort zu finden, an dem wir unseren Glauben leben. So kenne ich das auch aus meiner Herkunftsfamilie. Mein Mann zieht da nicht mit. Letztendlich war ich mit meiner Sehnsucht allein. Für mich war es ein langer Prozess, den Wunsch, im Glauben als Familie unterwegs zu sein, loslassen zu können. Jetzt weiß ich: Es darf so sein. In der Legion Mariens habe ich Heimat gefunden. Unser christlicher Auftrag ist, von Jesus zu erzählen, die Freude am Glauben weiterzutragen. Das mache ich als Legionärin.

Wie sieht das konkret aus?
Wir treffen uns wöchentlich zum Gebet und übernehmen Arbeitsaufträge für die Woche. Dabei sind wir zu zweit unterwegs. Gerade komme ich von einem Wohnblock hier in der Pfarre. Dort besuchen wir neuhinzugezogene Menschen, kommen ins Gespräch. Wir bringen die Wandermuttergottes. Im Winter waren wir oft auf dem Friedhof. Wir laden Leute in die Kirche ein. Ich mache die Erfahrung, dass das Bedürfnis der Leute groß ist, ihr Herz auszuschütten, dass sie sich sehr freuen, wenn sich jemand Zeit für sie nimmt. Wir beten auch gemeinsam für die Person, die sie am Friedhof besuchen. Wir sind der verlängerte Arm des Pfarrers und gehen dorthin, wo er selbst nicht hinkommt. Wir arbeiten in seinem Auftrag.

„Das Bedürfnis der Leute,
ihr Herz auszuschütten, ist groß.“

Noch einmal zurück zu deiner Familie. Wie möchtest du deine Kinder vom Glauben begeistern?
Es braucht vor allem meine Freude. Die Kinder sollen merken, wie viel Freude der Glaube an Gott bringt – auch wenn es dabei Dinge gibt, die zuerst schwerfallen, wie zum Beispiel die Beichte oder auch das Gebet. Einmal im Monat gehe ich mit den Kindern beichten. Nach der Beichte verbrennen wir die Zettel, auf die jeder seine Sünden aufgeschrieben hat. Und dann gehen wir gemeinsam ein Eis essen. Aber Kinder brauchen auch eine Gemeinschaft, in der sie außerhalb der Familie ihre Beziehung zu Gott vertiefen können. Dafür ist dann in den Sommerferien Zeit.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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