Moderne Väter
Vorbilder für Papas

Im Familienalltag präsent: Der moderne Vater bringt sich überall ein. | Foto: mixetto/Peter Rinnerthaler
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Die Vaterrolle hat sich in den vergangenen
Jahrzehnten enorm verändert.

Kaum ein junger Vater will heute ausschließlich auf die Rolle des Ernährers festgelegt
werden. Vielmehr will der „moderne Vater“ präsent sein und den Alltag mit seinen Kindern erleben. Das zeigt sich auch in der Kinder- und Jugendliteratur.

"Königin für eine Nacht" heißt das Bilderbuch von Leonora Leitl, in dem eine Mutter ihren Job verliert und sich neu orientieren muss. Der Vater in diesem Buch, Kindergartenpädagoge mit Leib und Seele, unterstützt die Mutter dabei sehr und ist auch für seine Kinder da. In „Der längste Sturm“ von Dan Yaccarino können ein alleinerziehender Vater und seine Kinder aufgrund eines unheimlichen Unwetters nicht hinaus. Sie müssen zu Hause bleiben und schon bald zeigt sich, dass dieses intensive Zusammensein nicht nur Quell großer Freude ist. Doch der Vater bekommt die Situation wieder in den Griff. „Das Universum ist verdammt groß und supermystisch“ wiederum thematisiert, wie schwierig es ist, wenn Väter nicht anwesend sind bzw. von der Erziehung ausgeschlossen werden. Und in „The Hate U Give“ hilft ein Vater seiner Tochter in unaufgeregter und authentischer Art und Weise bei der Findung ihrer Identität.

Literatur bildet Gesellschaft ab

Nur vier Beispiele von vielen, die deutlich zeigen, dass der sogenannte „moderne Vater“ auch in der Kinder- und Jugendliteratur angekommen ist. „In den letzten Jahren vollzieht sich da ganz klar eine Entwicklung“, sagt Claudia Sackl, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der STUBE (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur), Leiterin der Literarischen Kurse und Herausgeberin des Fernkurses für Literatur. „Vor allem auch in Bilderbüchern sehen wir immer öfter einen Vater, der kocht, der bügelt, der ganz nahe am Alltag der Kinder dran ist und nicht nur gestresst am Abend von der Arbeit nach Hause kommt oder sich schnell mal am Wochenende kurz Zeit nimmt, mit dem Sohn Fußball zu spielen.“

Oft seien das Geschichten, in denen es gar nicht um die Vaterrolle an sich geht und oft tun die Väter in diesen Geschichten Dinge, die für die eigentliche Handlung des Buches gar nicht so relevant sind. Wichtig sind solche Darstellungen trotzdem. „Meiner Ansicht nach ist es gut und richtig, dass der moderne Vater auch seine Entsprechung in der Literatur findet“, zeigt sich Claudia Sackl überzeugt. „Schließlich bildet Literatur Gesellschaft in all ihren Facetten ab.“ Ein bisschen salopp formuliert also: Wer moderne Väter haben will, muss moderne Väter auch zulassen, fördern und sichtbar machen? Auch in der Literatur? „Ja ganz bestimmt“, sagt Claudia Sackl.

Literatur hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Realität. Sie hat Einfluss darauf, wie Kinder sich ihre Zukunft vorstellen können – also was sie alles als „zur Gesellschaft gehörend“ wahrnehmen. „Im Grunde ist es doch so: Wir alle lernen durch Vorbilder. Aber damit wir das können, muss es auch entsprechende Vorbilder geben. Bücher können da ihren Beitrag leisten. Nehmen wir ein Bilderbuch her: Das ist eine der Gelegenheiten, bei denen Kinder erstmalig auf Bilder unserer Welt außerhalb ihrer Familie treffen. Bilder, die sich in ihren Köpfen einprägen und die auch einen Einfluss haben, wie sie beginnen, unsere Welt wahrzunehmen.“

Wenn in Bilderbüchern die Diversität unserer Gesellschaft abgebildet wird, wenn gängige Stereotype aufgebrochen werden, dann „macht das etwas mit den Kindern. Und, ich bin überzeugt, auch mit den Erwachsenen, die diese Bücher mit den Kindern lesen. So manches gesellschaftliche Hinterfragen, so manche Weiterentwicklung hat in der Literatur begonnen.“

BUCHTIPPS

▶ Leonora Leitl, Königin für eine Nacht,
Verlag kunstanstifter GmbH & Co. KG, 32 Seiten, ab 4 Jahren,
ISBN: 978-3-942795-73-9, EUR 20,95

▶ Dan Yaccarino, Der längste Sturm,
Verlag minedition, 48 Seiten, ab 4 Jahren,
ISBN: 978-3-03934-010-1, EUR 20,95

▶ Lisa Krusche, Das Universum ist verdammt groß und
supermystisch
, Verlag Julius Beltz GmbH & Co. KG,
192 Seiten, ab 10 Jahren,
ISBN 978-3-407-75600-8, EUR 13,00

▶ Angie Thomas, The Hate U Give,
Verlag Cbt, 512 Seiten ab 14 Jahren,
ISBN 978-3-570-16482-2, EUR 18,00

Im Familienalltag präsent: Der moderne Vater bringt sich überall ein. | Foto: mixetto/Peter Rinnerthaler
Claudia Sackl. hat Germanistik, Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universtität Wien studiert. | Foto: mixetto/Peter Rinnerthaler
Autor:

Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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