Bis dass der Tod uns scheidet
Die Ehe: Von wegen Hafen

Inge und Franz Josef Maringer: „Wenn man sich nicht Zeiten für Zeit zu zweit reserviert, dann findet sie auch nicht statt. Unser Traupriester hat uns das damals geraten, Abende für uns in den Kalender einzutragen. Am besten einmal in der Woche.“ 
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Das Ja vorm Traualtar: Im Hollywoodfilm das glückliche Ende, im echten Leben der Startschuss für das große Abenteuer zu zweit. Das Gelingen der Ehe ist dabei nicht reine Glückssache, sondern braucht das Engagement beider Ehepartner. Ganz wichtig: Der Ehepartner ist die Nummer eins.

Franz Josef Maringer drückt es diplomatisch aus: „Mir ist Ordnung sehr wichtig. Die Inge ist eher die Kreative.“ Worüber Franz Josef mit emotionalem Abstand im Gespräch mit dem SONNTAG relativ gelassen spricht, sorgt in der Ehe von Inge und Franz Josef Maringer regelmäßig für Konflikte – seit fast vierzig Jahren, also seitdem die beiden verheiratet sind und Franz Josef in die Wohnung seiner Frau eingezogen ist. Und, da ist Inge wenig optimistisch, „das Thema Ordnung wird uns bis zum Grab begleiten.“ Verschiedene Ansichten darüber, wie aufgeräumt die Wohnung zu sein hat, unterschiedliche Temperamente, phasenweise viel Arbeit und wenig Zeit füreinander: Anlässe, um sich in die Haare zu kriegen, habe es in ihrem Eheleben viele gegeben. Und gebe es nach wie vor. „Aber“, sagt Franz Josef, „wir haben uns Skills angeeignet, um mit den Konflikten umzugehen.“

Über Gefühle sprechen
Entscheidend für Franz Josef war am Beginn der Ehe, zu lernen, über die eigenen Gefühle zu sprechen. Für ihn als Mann sei das eine lebensverändernde Erfahrung gewesen, sagt der Physiker. „Diese Kommunikation auf der Gefühlsebene war für mich neu. Ich habe gelernt, dass man auch als Mann traurig sein kann, dass ich mit meiner Frau über meinen Ärger und meine Ängste reden kann.“ Auch Inge hat sich angewöhnt, offen zu sagen, wie es ihr geht und was sie braucht. Wie damals, als sie mit ihrer dritten Tochter schwanger war und Franz Josef nach dem Unglück in Tschernobyl beruflich extrem gefordert war. „Er war nicht verfügbar und ich teilweise verzweifelt und sehr erschöpft.

Ich habe also überlegt: Was tue ich mit meinen Gefühlen?“ Inge wandte eine Methode an, die das Ehepaar Jahre vorher bei einem Beziehungsseminar von ‚Marriage Encounter‘ kennen gelernt hatte: Dem anderen in einem Brief schreiben, was man am Herzen hat und so in einen schriftlichen Dialog treten und anschließend darüber reden. „Durch das Schreiben war erst einmal alles draußen, und ich konnte den Blick wieder auf Franz Josef richten. Ich habe gesehen, dass er genauso erschöpft ist wie ich und nicht mehr kann.“ Die beiden entwickelten Verständnis für einander, die Situation wandelte sich.

Dates in den Kalender eintragen
Es sei mitunter harte Arbeit, eine gute Ehe zu führen. „Aber nicht nur!“, betont Franz Josef. „Wir hatten und haben viele Highlights: die Geburten unserer Kinder, gemeinsames Feiern, unsere Sexualität – wir haben einander immer anziehend gefunden und tun dies immer noch! Auch wenn man gemeinsam etwas schafft, ist das erfüllend: vor Kurzem haben wir drei Zimmer in der Wohnung ausgemalt.“ Und dann sind da die Dates, zu denen sich Inge und Franz Josef regelmäßig verabreden. Zum Kaffee in der Wiener Innenstadt zum Beispiel. „Das hat etwas Prickelndes“, sagt Inge. Und: „Wenn man sich nicht Zeiten für Zeit zu zweit reserviert, dann findet sie auch nicht statt. Unser Traupriester hat uns das damals geraten, Abende für uns in den Kalender einzutragen. Am besten einmal in der Woche.“

Bitte, Danke, Verzeih

Dass Eheabende ein wichtiger Schlüssel für eine gelingende Ehe sind, sagt auch Johannes Reinprecht, Leiter des Instituts für Ehe und Familie (www.ief.at). Sie seien ein Ausdruck dafür, dass der Partner, die Partnerin im eigenen Leben an erster Stelle steht.

„In der Prioritätenliste kommen erst danach die eigenen Kinder, dann der Beruf, die Herkunftsfamilie, Freunde oder Hobbys“, sagt Reinprecht, der selber seit über zwanzig Jahren verheiratet ist. Auch er weiß, dass das Gelingen einer Ehe nicht bloß Glückssache ist, sondern das Engagement beider Partner erfordert.

Reinprecht zitiert Papst Franziskus, der die Relevanz dreier Worte – Bitte, Danke, Verzeih - für menschliche Beziehungen betont hat. „Das sind meiner Ansicht nach drei Zauberworte, vor allem für die mittleren Jahre der Ehe, in der das erste Feuer der Verliebtheit nicht mehr so lodert, das Paar aber vielfachen Belastungssituationen ausgesetzt ist.“ Darüber hinaus helfe es, sich das Versprechen bei der eigenen Hochzeit immer wieder bewusst zu machen. „Ich will dich lieben, achten und ehren – dieses menschliche Versprechen wird durch die Gnade Gottes zu einem wirksamen Sakrament und ist das Fundament, auf dem das gemeinsame Leben aufgebaut ist. Und es ist eine Kraftquelle für die schwierigen Zeiten, weil es ausdrückt, dass Liebe – nicht nur, aber auch – eine Entscheidung ist.“

Da kommt einem die Gänsehaut
„Die christliche Ehe kann ohne den Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat und von dem schon im Alten Testament die Rede ist, nicht verstanden werden“, sagt Reinprecht. Von daher lasse sich auch verstehen, warum die sakramentale Ehe unauflöslich ist, „weil auch Gott seinen Bund nicht auflöst.“

Vier Aspekte seien der Liebe zwischen Mann und Frau eigen, sagt Johannes Reinprecht. „Diese Liebe ist frei, treu, lebensspendend und bedingungslos. So wie es auch die Liebe Gottes ist.“ Den anderen in guten und bösen Tagen lieben, ihn lieben ohne Vorbehalt, so wie er ist, wie er war und wie er sein wird, das einmal gegebene Ja nicht zurücknehmen: „Da kommt einem richtig die Gänsehaut, wenn man sich das vor Augen führt.“

Mit dem Bild vom ‚Hafen der Ehe‘ kann Reinprecht wenig anfangen. „Das ist ein falsches Bild. Vor dem Traualtar, wo die meisten Liebesfilme enden, beginnt nämlich erst das große gemeinsame Abenteuer und man sticht gemeinsam in See.“

Die Hochzeit nicht als Schluss-, sondern als Startpunkt, so sehen es auch Inge und Franz Josef Maringer. „Lieben bedeutet für mich dabei nicht so sehr emotionales Kuscheln, sondern die Inge bedingungslos anzunehmen und zu spüren, dass ich auch von ihr angenommen bin“, sagt Franz Josef. In den vergangenen vierzig Jahren haben die beiden unterschiedliche Phasen ihrer Beziehung durchlebt.

Besonders schön war für sie jene Zeit, als ihre Kinder ausgezogen sind. „Wir haben es sehr genossen, nach 25 Jahren Kindererziehung wieder mehr Zeit für uns zu haben“, sagt Inge. „Endlich wieder mehr Freiheiten zu haben, das war schön. Wir haben das als zweite Verliebtheitsphase erlebt.“

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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