29. Sonntag imJahreskreis | 22. Oktober 2023
Kommentar

Unerwünschte Nebenwirkungen

Wenn religiöse und politische Angelegenheiten vermischt werden, hat dies meist unheilvolle Konsequenzen. Die jüngste Eskalation der Gewalt in Israel ruft wieder einmal mit aller Brutalität den schon lange schwelenden Krisenherd an diesem Ort, an dem drei Weltreligionen ihre heiligen Stätten verehren, in Erinnerung. Wo religiöse Verheißungen so interpretiert werden, dass man territoriale Besitzansprüche daraus ableitet, da sind Interessenskonflikte vorprogrammiert. Da rückt das verheißene Heil in unerreichbare Ferne. Und sehr oft wird Gott als Vorwand für viel handfestere Interessen missbraucht.

So geschieht es auch in der Kontroverse, von der hier das Evangelium erzählt. Und es tut dies wie so oft, indem es schonungslos die unlauteren Motive aufdeckt. Pharisäer und Herodianer haben zu einer unheiligen Allianz zusammengefunden. Sie geben vor, dass sie nach der Wahrheit und nach dem Weg Gottes suchen, doch tatsächlich verfolgen sie ganz andere Ziele. Ihre Frage ist klug ausgedacht. Egal, ob Jesus mit Ja oder mit Nein antwortet – beides könnte ihm zum Verhängnis werden.

Mit seiner berühmt gewordenen Antwort schafft es Jesus nicht nur, sich aus der unangenehmen Zwickmühle zu befreien, sondern auch, die Verlogenheit der Fragesteller zu entlarven und – ganz entgegen ihrer Absicht – tatsächlich die Wahrheit zum Vorschein zu bringen. Und zwar die Wahrheit über sie selbst ebenso wie die Wahrheit über den Weg Gottes. Und die ist: Kaiser und Gott, Politik und Religion gehören sauber getrennt. Und Gewalt ist niemals der Weg Gottes.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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