Fest der Heiligen Familie | 26. Dezember 2021
Kommentar

Raum geben, damit Glaube wachsen kann

Zu Weihnachten haben Familienkrisen Hochsaison. Der hohe Anspruch, gemeinsam in harmonischer Idylle die Festtage zu verbringen, zerschellt sehr oft unsanft an der wenig idealen Realität. Vielleicht kann in solchen Fällen ein Blick auf die Krippe entlasten. Denn sie zeigt uns, dass auch die Lebensbedingungen der heiligen Familie und die konkrete Welt, in die Jesus hineingeboren wird, alles andere als ideal und problemlos waren. Und die Episode mit dem jugendlichen Jesus im Tempel zeigt, dass auch der Alltag in dieser Familie nicht immer konfliktfrei abläuft.
Was sie zur heiligen Familie macht, ist nicht, dass sie perfekt und ohne Krisen funktioniert, sondern dass die Liebe zueinander stärker ist als alle Konflikte und dass sie sich als Weggemeinschaft im Glauben begreift. Die miteinander geteilte Gottesbeziehung ermöglicht Vertrauen und gewährt auch Freiräume für die je eigenen Glaubenswege und Glaubenserfahrungen.
Die heilige Familie pilgert gemeinsam nach Jerusalem, das ist ein Fixpunkt ihres religiösen Lebens. Aber Jesus kann sich dort sehr frei bewegen, kann selbst das „Haus seines Vaters“ für sich entdecken. Seine Eltern geben ihm viel Raum, damit er im Glauben wachsen kann. Das ist freilich auch für sie ein schmerzhafter Lernprozess. Sie suchen ihn bei den Verwandten. Doch sein Glaube ist über das familiäre Umfeld hinausgewachsen, sie finden ihn bei den Gelehrten im Tempel. Wie alle Eltern müssen wir in der Kirche lernen loszulassen und anzuerkennen, dass junge Menschen weitere Horizonte suchen und neue Wege beschreiten.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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