29. Sonntag im Jahreskreis | 18.Oktober 2020
Kommentar

Geld oder Leben?
Die Sprache ist oft verräterisch. Beginnt ein Satz mit den Worten: „Ich sag’s ganz ehrlich …“, kann man fast sicher sein, dass es der oder die Sprechende mit der Wahrheit sonst nicht so genau nimmt. Jemand, der sagt: „Das muss man neidlos anerkennen!“, ist meistens schon ganz gelb vor Neid. Und die Anhänger der Pharisäer und des Herodes, die sich zusammentun, um Jesus aufs Glatteis zu führen, entlarven sich schon bei den Komplimenten, die sie ihm machen. Wenn sie ihm schmeicheln, er sage die Wahrheit und lehre den Weg Gottes ohne faule Kompromisse, dann geben sie damit preis, dass dies auf sie selbst nicht zutrifft.
Ihre Fangfrage ist gut ausgedacht. Mit jeder Antwort würde Jesus sich Feinde machen, mit keiner lassen sich alle zufriedenstellen. Es geht gar nicht anders: Wer eine klare Position bezieht, macht sich angreifbar. Und wer sich herumwindet, um nirgends anzuecken und jedermanns Darling zu sein, verrät sich selbst und seine eigene Überzeugung.
Diesem Dilemma entgeht Jesus, indem er ganz offen die unredliche Absicht der Fragesteller anspricht. Er erkennt die Versuchung, die darin liegt, sich beliebt zu machen, indem er jene Antwort gibt, die die Fragenden gerne hören wollen. Es ist die Versuchung der Eitelkeit. Ihr nachzugeben würde bedeuten, vom Weg Gottes abzuweichen, den Jesus ja angeblich in Wahrhaftigkeit lehrt. Er würde also sich selbst widerlegen.
In seiner Antwort bleibt Jesus aber diesem Weg treu: Wer welches Geld bekommt, ist relativ nebensächlich. Viel wichtiger ist, wer mein Herz bekommt, wem ich mein Leben schenke. Und das gehört Gott.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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