3. Adventsonntag: Bischof Schwarz
Stationen der Hoffnung und Freude

Wenn wir respektvoll miteinander umgehen, wie es Johannes der Täufer verlangt, dann kann das Licht hineinleuchten in die Dunkelheiten und Schwe­re unserer Welt. | Foto: Yvonne Weis - stock.adobe.com
  • Wenn wir respektvoll miteinander umgehen, wie es Johannes der Täufer verlangt, dann kann das Licht hineinleuchten in die Dunkelheiten und Schwe­re unserer Welt.
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Früher galt die Adventzeit als eine Zeit des Nachdenkens. Die Menschen wollten die Tage vor dem großen Fest der Geburt Jesu bewusst begehen. Manche taten dies auch mit Fasten. Es war undenkbar, dass man in der Adventzeit bereits Köstlichkeiten oder Leckereien gegessen hatte, denn dieser besondere Geschmack war dem Weihnachtsfest und der Weihnachtszeit vorbehalten: Ein Brauch aus alten Zeiten, der dem Vorwegnehmen von Weihnachten entgegenwirkte.

Stellen Sie sich vor, es gäbe keine Lichterketten, keine geschmückten Weihnachtsbäume oder keine Kekse in der Adventzeit, sondern ein schlichtes besinnliches Zurückziehen in die eigenen Häuser und Wohnungen. In manchen Gegenden werden Lichter oder das Muttergottesbild von Haus zu Haus getragen. Wer zu Hause einen Adventkranz mit den liturgischen Kerzenfarben – drei lila und eine rosarote Kerze – hat, der weiß, dass am dritten Adventsonntag die rosa Kerze entzündet wird. Auch in den Got­tesdiensten wird dies zum Ausdruck gebracht, um den Menschen zu zeigen: Mensch, dein Warten dauert nicht mehr lange. Freue dich auf den, der kommen wird, Jesus Christus, der uns Menschen Heilung und Leben bringt.

Ein „Vorgeschmack“ auf Weihnachten

Am dritten Adventsonntag – oder auch Gaudete-Sonntag, also „Sonntag der Freude“ genannt – wird diese besinnliche Adventzeit unterbrochen. Mancherorts gibt es diesen alten Brauch noch, durch den es an diesem Sonntag bereits einen symbolischen „Vorgeschmack“ auf Weihnachten geben wird, indem ein paar wenige Kekse am Sonntagstisch erinnern sollen, dass bald Weihnachten gefeiert wird.

Unsere heutige Zeit ist schnelllebiger und hektischer geworden. Es soll alles möglichst schnell und in reicher Fülle erlebt und erfahren werden. „Keine Zeit“ ist zum Markenzeichen unserer Gesellschaft geworden. Keine Zeit zum Nachdenken, zum Besinnen oder zum Sich-Einstimmen auf das kommende Weihnachtsfest. Da stellt sich die Frage: Wofür aber nehmen wir uns Zeit, worauf achten wir? Es gibt unterschiedliche Wahrnehmungen auf die Welt und von dem, was uns in ihr begegnet. Gerade die vielen Schreckensnachrichten über die gesundheitlichen Bedrohungen halten uns derzeit fest im Griff. Kann man sich da noch freuen?

Anstelle der Leere in Zeiten der Not und Angst möchte der Lichtschein Gottes einen Platz in unserem Herzen finden.

In der ersten Lesung wird uns an diesem Gaudete-Sonntag der Grund für die Freude genannt: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“ (Zef 3,17)
Dieser Satz aus dem Buch Zefania tröstet und erinnert daran, dass Gott gerade jetzt in dieser schweren und manchmal so dunklen Zeit da ist.

Wir brauchen gerade jetzt Stationen der Hoffnung und der Freude. Der dritte Adventsonntag bietet uns die Möglichkeit zum Innehalten, zum dankbaren Wahrnehmen des Guten und Schönen. Vielleicht gelingt dies bei einem Spaziergang im Kreis der Familie oder beim Lichtanzünden in einer Kirche.

Gott ist in unserer Mitte, das ist die zentrale Botschaft an diesem Sonntag. Allerdings sind wir Menschen dabei gefragt, ob wir mit ihm auch Kontakt aufnehmen wollen. Er bietet uns seine Liebe an. Wir dürfen uns nähren an dieser Liebe, um sie weiterschenken zu können, an jene, die sie brauchen. Denn wir Christinnen und Christen können aus der Gewissheit leben, wie Paulus im Brief an die Philipper schreibt: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Phil 4,6) Es ist schon faszinierend, wie hier die Bitte und der Dank in einem Atemzug genannt werden. Wer zu Gott betet, der spürt tief im Herzen eine Dankbarkeit. Denn anstelle der Leere in Zeiten der Not und Angst möchte der Lichtschein Gottes einen Platz in unserem Herzen finden. Wer das schon einmal erlebt hat, geht gestärkt und getröstet in den Alltag seines Lebens. Dankbarkeit ist die Folge.

Im Evangelium zum dritten Adventsonntag wird Johannes der Täufer gefragt: Was sollen wir tun? Die Antwort, die Johannes darauf gibt, ist aktueller denn je, denn er fordert die Leute auf zu teilen, respektvoll miteinander umzugehen, niemanden unter Druck zu setzen und zufrieden zu sein. Ja, wenn wir miteinander diesen Umgang pflegen, dann gibt es Grund zur Freude, dann kann das Licht hineinleuchten in die Dunkelheiten und Schwere unserer Welt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen hoffnungsvollen, erfreulichen dritten Adventsonntag und eine vom Gebet getragene Woche der Dankbarkeit.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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