Wort zum Sonntag - von Reinhard Abeln
Große Liebe in kleiner Münze

Es ist etwas Großartiges, wenn Menschen nicht kleinlich rechnen, sondern in großer Liebe sich selbst schenken. Jesus betont – nicht nur imEvangelium dieses Sonntags – den großen Wert der materiell kleinen Gabe. | Foto: Leopold Schlager
  • Es ist etwas Großartiges, wenn Menschen nicht kleinlich rechnen, sondern in großer Liebe sich selbst schenken. Jesus betont – nicht nur imEvangelium dieses Sonntags – den großen Wert der materiell kleinen Gabe.
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Gelegentlich brauchen wir Menschen, die uns daran erinnern, was im Leben wichtig und was unwichtig ist. Das müssen keine großen, bekannten oder ausgebildeten Ratgeber sein. Es können auch ganz einfache Menschen sein, die uns Anlass zum Nachdenken geben. Zu ihnen gehört die arme Witwe im heutigen Evangelium.

Jesus sagt von dieser einfachen Frau, von der uns nicht einmal der Name genannt wird: „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle anderen“. Zwar waren es nur zwei Kupfermünzen, diekleinsten, die damals im Umlauf waren, welche die Frau opferte, aber – und darin besteht die große Tat dieser Frau – es war „alles, was sie besaß“, ihr „ganzer Lebens­unter­halt“. Als Witwe gehörte sie ja zu den besonders Bedürftigen, da Frauen in der Gesellschaft ihrer Zeit vom Einkommen des Ehemannes abhängig waren. Eigentlich hätte sie es verdient gehabt, dass man ihr etwas gibt.

Anonyme Großspenderin mit grenzenlosem Gottvertrauen

„Große Liebe in kleiner Münze“ könnte man das Verhalten der armen Witwe nennen. Jesus hat ihr äußerlich kleines Opfer vor seinen Jüngern gelobt. Mit ihren letzten beiden Münzen lieferte sich die Frau ganz der der Güte und Fürsorge Gottes aus. Sie glaubte fest daran, Gott werde für sie sorgen, nachdem sie sich ganz in seine Hände gegeben hatte.

Ähnliches war vor längerer Zeit in einer Zeitung zu lesen: Eine arme Rentnerin spendete ihre gesamten Ersparnisse für die Mis­sion. Auch ihre kleine Rente schickte sie in die „Dritte Welt“. Die Dame, eine frühere Hausgehilfin, wollte von sich aus nicht ans Licht der Öffentlichkeit, sie wollte unbekannt bleiben – so wie die namenlose Frau im Evangelium.

Es ist etwas Großartiges, wenn Menschen nicht kleinlich rechnen, sondern in großer Liebe sich selbst schenken. „Wo Liebe rechnet, ist sie bettelarm“, sagt Shakespeare. Es ist nicht das einzige Mal, dass Jesus den großen Wert der materiell kleinen Gabe, die aber in Liebe gegeben wird, betont hat: „Wer euch (den Aposteln) auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – amen, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen“ (Mk 9,41).

Christentum heißt geben, abgeben, teilen, auf andere zugehen, nicht den eigenen Vorteil suchen. Die arme Witwe am Opferkasten erinnert uns daran, dass die letzte kleine Münze, die wir abgeben, großen Wert in den Augen Gottes haben kann. Das gilt nicht nur für das materielle Opfer, sondern auch für die wichtige kleine Münze des guten Wortes oder der freundlichen Geste.

Das Reich Gottes kennt andere Gesetze als die der „Welt“-Wirtschaft

Diese kleine Münze sollte uns Christen umso vertrauter sein, da sie zu den allgemeinen menschlichen Erfahrungen gehört. Ein rumänisches Sprichwort lautet: „Ein freundliches Wort gleicht einem Sonntag im Frühling.“ Und in Afrika ist dieses Sprichwort gebräuchlich: „Ein freundliches Lächeln, das du dem ändern schenkst, kann mehr wert sein als ein gutes Essen.“

Wir sollten nicht müde werden, uns ganz dem Nächsten und Gott zu schenken. Das Kleine ist nicht klein, wenn es von großer Liebe getragen ist. Die Gesetze des Reiches Gottes sind andere als die der „Welt“-Wirtschaft. Worauf es ankommt, sagt ein Wort aus dem Tibet: „Dein Herz muss Hände haben und deine Hände ein Herz.“
Reinhard Abeln

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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