Weitra
Keuffelsche Kapelle

Foto: Ernest Zederbauer

Die südlich an den Ostturm der Pfarrkirche von Weitra angebaute Keuffelsche Kapelle ist dem heiligen Kreuz geweiht und ist nach ihrem Stifter Franz Josef Keuffel von Ullberg benannt. Die Familie Keuffel stammte aus dem Schwäbischen. Zwei Brüder wirkten in Weitra: Anton Keuffel (gest. 1748) und Franz Josef Keuffel (gest. 1765).

Franz Josef bekleidete in Weitra das wichtige Amt des herrschaftlichen Rentmeisters und scheint sehr begütert gewesen zu sein. Er besaß u. a. eine umfangreiche Privatbibliothek. Seine Finanzen bestimmte Franz Josef Keuffel von Ullberg für Stiftungen für Arme sowie für kirchliche Bauwerke und Institutionen in der näheren und weiteren Umgebung von Weitra. Er ließ z. B. die Kapelle von Schagges und ein großes Marterl in Brühl errichten. Sein wichtigstes Vermächtnis war aber das „Keuffelsche Benefizium“ bei der Pfarrkirche in Weitra: Die Zinsen in der Höhe von jährlich 300 Gulden, die ein zu fünf Prozent angelegtes entsprechendes Kapitel erbrachten, waren für einen eigenen Pries­ter (Benefiziaten) bestimmt, der davon leben konnte. Er hatte dafür bestimmte Obligationen (Verpflichtungen) zu erfüllen. So musste er z. B. wöchentlich fünf Messen für den Stifter und dessen „Freundschaft“ lesen. Für diese Zwecke wurde an der Stelle der alten Sakristei die Keuffelsche Kapelle errichtet. Schon 1754 war die Sakristei hinter den Hochaltar verlegt worden, danach entstand die südlich an den Turm angebaute Seitenkapelle zum hl. Kreuz. Sie konnte schließlich 1761 geweiht werden. Ein kunstvolles, vom Wappen des Stifters geschmücktes Gitter trennt die Kapelle vom Kirchenraum. Ihre Wände sind mit zarten Stuckaturen versehen. Neben Ornamenten finden sich die Buchstaben F J K V U, die Initialen des Stifternamens Franz Josef Keuffel von
Ullberg.

Eine zum Keuffelschen Benefizium gehörige Glocke wurde 1762 gegossen, sie läutete die Keuffelschen Stiftmessen ein. Im Zuge der großen Geldentwertung nach dem Ersten Weltkrieg verloren alle Stiftungskapitalien ihren Wert und damit verschwanden auch die Keuffelschen Stiftungen. Geblieben sind einzig und allein die Bauwerke und somit auch die Keuffelsche Kapelle.

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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