Gedenken an Kirchenlehrer
Wie Augustinus unser Denken über Gott bis heute prägt

Der heilige Augustinus wird traditionell mit dem flammenden Herzen als Sinnbild für die brennende Liebe zu Gott sowie mit Buch und Schreibfeder als Andeutung seiner theologischen und philosophischen Leistungen dargestellt – so auch auf diesem Gemälde von Claudio Coello (1642-1693).  | Foto: Renáta Sedmáková - stock.adobe.com
  • Der heilige Augustinus wird traditionell mit dem flammenden Herzen als Sinnbild für die brennende Liebe zu Gott sowie mit Buch und Schreibfeder als Andeutung seiner theologischen und philosophischen Leistungen dargestellt – so auch auf diesem Gemälde von Claudio Coello (1642-1693).
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Der im Jahr 354 im nordafrikanischen Tagaste geborene römische Bürger Augustinus widmete sein Leben, wie viele Intellektuelle seiner Zeit, dem Streben nach der Wahrheit. Dieses Streben führte Augustinus, dessen Mutter Monika Christin war und ihn im christlichen Geist erzogen hatte, zunächst immer weiter vom Glauben seiner Mutter weg. Erst nach einem langwierigen Weg des Ringens um die Wahrheit, den Augustinus in seinen „Bekenntnissen“ schriftlich festhielt, fand er schließlich zum Christentum und ließ sich 387 in Mailand vom heiligen Bischof Ambrosius taufen. Nach seiner Bekehrung gründete er in der nordafrikanischen Stadt Hippo Regius ein Kloster und wurde später dort Bischof bis zu seinem Tod im Jahr 430. 1295 wurde er vom Papst zum Kirchenlehrer erhoben.

Zusammenwirken von Glaube und Vernunft

Von seiner Jugend an beschäftigte Augustinus die Frage, wie Glaube und Vernunft nebeneinander bestehen können, ohne einander auszuschließen – eine Frage, die die gesamte Philosophie- und Theologiegeschichte bis heute prägt. Im Zuge seiner Bekehrung gelangte Augustinus zu der Erkenntnis, dass Glaube und Vernunft nicht gegeneinander aufgewogen, sondern vielmehr als Einheit angesehen werden müssen. Glaube und Vernunft sind für Augustinus „die beiden Kräfte, die zur Erkenntnis führen“ (Contra Academicos III, 20, 43). Berühmt geworden sind die Schlagworte (Sermones 43, 9): „crede ut intellegas“ (glaube, damit du verstehst) und „intellige ut credas“ (verstehe, damit du glaubst). Nach Auffassung des Kirchenlehrers bedingt vielmehr die Vernunft den Glauben. Glauben ist laut ihm „nichts anderes als zustimmend denken“ (De praedestinatione sanctorum 2,5) und zum Denken wird schließlich die Vernunft gebraucht.
Die von Augustinus grundgelegte Lehre vom Zusammenspiel von Glaube und Vernunft wurde über die Geschichte hinweg immer wieder aufgegriffen.

„Die Harmonie zwischen Glauben und Vernunft bedeutet vor allem, dass Gott nicht fern ist“ (Papst Benedikt XVI.)

Ein weiterer großer Denker der Theologiegeschichte, der heilige Thomas von Aquin (1225-1274), argumentierte auf Basis augustinischen Denkens, dass das Licht der Vernunft und das Licht des Glaubens von Gott ausgehen und beide einander daher von vornherein nicht widersprechen könnten. Der Glaube habe somit auch keinen Grund, die Vernunft zu fürchten, er suche sie vielmehr.

Noch heute geht das katholische Verständnis vom Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Vernunft in den Grundzügen auf die Ideen des heiligen Augustinus zurück. Papst Johannes Paul II. behandelte dieses Thema 1998 ausführlich in seiner Enzyklika Fides et Ratio (Glaube und Vernunft) und berief sich darin mehrmals auf Augustinus.

Gott ist unserer Vernunft und unserem Leben nicht fern Papst Benedikt XVI., ein großer Kenner und Verehrer des heiligen Augustinus, resümierte über dessen Lehre: „Die Harmonie zwischen Glauben und Vernunft bedeutet vor allem, dass Gott nicht fern ist: Er ist unserer Vernunft und unserem Leben nicht fern; er ist jedem Menschen nahe, er ist unserem Herzen und unserem Verstand nahe, wenn wir uns wirklich auf den Weg machen“ (Katechese in der Generalaudienz vom 30. Jänner 2008).                              Felix Deinhofer

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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