Der heilige Martin hat es vorgemacht
Teilen – eine gute Erfahrung

Teilen macht glücklich – eine Erfahrung, die viele Menschen machen, die freiwillig etwas hergeben. Sei es durch Spenden, Zeit herschenken oder indem sie z. B. beim Aussortieren Dinge finden und Menschen geben, die diese brauchen. | Foto: hakinmhan – stock.adobe.com
  • Teilen macht glücklich – eine Erfahrung, die viele Menschen machen, die freiwillig etwas hergeben. Sei es durch Spenden, Zeit herschenken oder indem sie z. B. beim Aussortieren Dinge finden und Menschen geben, die diese brauchen.
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Der heilige Martin hat es im 4. Jahrhundert vorgemacht: das Teilen. Selbstloses Teilen kann für beide Seiten eine bereichernde Erfahrung sein.

Wer im Winter seinen Schlafsack einer Obdachloseneinrichtung überlässt oder sich dazu entschließt, einen Teil seines Einkommens einer wohltätigen Organisation zu spenden, macht meistens eine gute Erfahrung: Er fühlt sich gut, weil er etwas Gutes getan hat. Aber es muss nicht unbedingt etwas Materielles sein, das geteilt wird – auch das Schenken von Zeit und Zuwendung macht Menschen erfahrungsgemäß glücklich.
Beim freiwilligen Teilen – sei es von Zeit oder Besitz – gibt es keine Verlusterfahrungen. Selbst wenn man dabei mitunter feststellen muss, dass das Leben sich nun verändert, weil man beispielsweise mit weniger Geld auskommen muss. Denn obwohl man etwas verliert, fühlt man sich nicht, als ob einem etwas unfreiwillig genommen worden wäre.

Ganz ähnlich muss es wohl dem heiligen Martin ergangen sein. Ihm wurde sein Man-tel nicht weggenommen, sondern er entschloss sich selbst dazu, ihn in der kalten Nacht mit dem Bettler am Wegesrand zu teilen. Für Martin war das wahrscheinlich nicht nur angenehm; schließlich war es tiefer Winter, und ihm muss anschließend mit einem halben Mantel kalt gewesen sein. Trotzdem war es für ihn eine andere Erfahrung, als wenn ihm jemand den Umhang geraubt hätte. So konnte er sich aus freien Stücken dazu entscheiden, etwas wegzugeben, was auch für ihn überlebenswichtig war. Die Legende legt nahe, dass der Heilige sich dazu spontan entschlossen hat – eine freie und seine ganz persönliche Entscheidung.

Und die Legende zeigt, dass das Teilen, das Weggeben, außerordentliche Folgen haben kann: Im Traum erscheint Jesus dem Soldaten Martin. Er gibt ihm zu erkennen, dass er selbst in der Gestalt des Bettlers am Wegesrand saß. Durch das Teilen des Mantels begegnet er also Christus.

So kann auch heute jeder spüren, dass es gut ist, Dinge abzugeben und etwas zu teilen. Manchmal sind das sehr banale Erkenntnisse. Man merkt nach dem Entrümpeln und Verschenken beispielsweise, dass plötzlich viel mehr Platz in der Wohnung ist und alles viel luftiger wirkt. Manch einer macht vielleicht die Erfahrung, dass man etwas, wovon man sich schweren Herzens getrennt hat, jemandem anderen wirklich von großem Nutzen ist und Freude bereitet. Andere bekommen viele positive Rückmeldungen für ihre selbstlose Tat.

Dinge loszulassen lohnt sich also, auch weil man sich leichter fühlt. Wer sich auf das Experiment des Teilens und Abgebens einlassen kann, der entdeckt mitunter, dass es nicht schlimm ist, auf Dinge zu verzichten. Er spürt, dass einem letztendlich nichts fehlt – ganz anders als wenn einem etwas genommen wird. Man erfährt die Freiheit, die so ein Loslassen nach sich zieht.

Das Fest des heiligen Martin kann eine Gelegenheit sein, sich darüber Gedanken zu
machen, was man wirklich zum Leben braucht und
womit man jemandem eine Freude bereiten kann.

Das Fest des heiligen Martin bietet damit eine Gelegenheit, sich darüber Gedanken zu machen, was man wirklich zum Leben braucht und womit man jemand anderem – aus dem persönlichen Überfluss – eine Freude bereiten kann. Das Teilen mag dazu motivieren, Dinge, Beziehungen und Gedanken loszulassen und so Raum zu schaffen für das, was wirklich wesentlich ist im Leben. Es kann dabei helfen zu entdecken, was es zu bewahren gilt – so wie der heilige Martin einen Teil des Mantels behielt, um selber nicht zu erfrieren – und was man getrost weitergeben kann.

Es kommt jetzt die kalte Jahreszeit. Sie lädt auch dazu ein, darüber nachzudenken, wie man anderen Menschen helfen kann. Dazu gilt es, mit offenen Augen und Herzen zu leben und zu erkennen, wer in meiner Umgebung etwas braucht. Denn auch wenn die meisten Menschen in Österreich – Gott sei Dank – genug zum Leben haben, gibt es doch auch die (versteckte) Armut hierzulande. Es gilt zu erkennen, wer in meiner Umgebung vielleicht „meinen halben Mantel“ braucht. Und nicht immer sind es die materiellen Dinge, die be­nötigt werden – sondern vielmehr die Zuwendung und die Zeit, die man einsamen, trauernden, kranken, alten, jungen … Menschen schenken kann. Wie der heilige Martin können wir dann erkennen, dass wir durch unser selbstloses Teilen Jesus begegnen. Kerstin-Marie Berretz OP/KNA/Red.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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