Geheimes Kräuterwissen - Folge 5
Gemeinsam gegen Schädlinge

Die im Lavendel enthaltenen ätherischen Öle verhindern, dass Blattläuse die Rosen befallen. | Foto: iStock
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Pflanzen sind Lebewesen und fest in der Schöpfung verankert. Aus diesem Gedanken heraus ist es für Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger nur logisch, dass sich Kräuter und Pflanzen auch gegenseitig schützen können.

Blattläuse auf den Rosen. Wühlmäuse und Schnecken im Garten. Eifrig sprießendes Unkraut. Für viele Gartenliebhaber ist der Kampf gegen Schädlinge unbeliebter Teil der täglichen Grünpflege. Einen ökologischen Ansatz vertritt Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger: „Pflanzen können sich gegenseitig durch ihre Wurzelausscheidungen und Düfte schützen. Schädlinge werden dadurch irritiert oder sogar abgewehrt und Krankheitserreger treten nicht auf.“ Eine bunte Vielfalt ist somit im Garten gefragt.

Eine gute Mischung aus Naturpflanzen, Kräutern und Blumen kann bereits vorbeugend verhindern, dass sich Schädlinge breitmachen. Auch wenn Ihr Garten schon befallen ist, empfiehlt Benedikt Felsinger, neue Pflanzen in den Garten zu bringen, um den Gartenfeinden wirksam und auf natürliche Weise den Garaus zu machen.

Kräuter vertreiben Schädlinge

Vor zwei Wochen hat der Kräuterpfarrer auf die Wirkung des Steinklees gegen Unruhe und Schlaflosigkeit hingewiesen. Gleichzeitig spielt das Kraut aus der Familie der Hülsenfrüchtler aber auch eine wichtige Rolle für das Ökosystem Garten. Der gelbe Steinklee lockert mit seiner tiefgreifenden Wurzel spürbar den Boden auf. Und er vertreibt durch seinen hohen Cumaringehalt Schädlinge, wie Wühlmäuse und Schnecken. Cumarin ist ein aromatischer Pflanzenstoff, der auch für den typischen Heugeruch beim Trocknen von Gras verantwortlich ist.
Gartenbesitzer verbringen oft Stunden damit, Unkraut zu jäten und mit viel Mühe auch den letzten Löwenzahn aus dem Garten zu entfernen. Kräuterpfarrer Benedikt rät, Gartenkresse anzubauen und auf diese Weise lästigem Unkraut den Kampf anzusagen. Kresse keimt stark und wächst schnell. Besonders durch ihre scharfe Ausscheidung verhindert das Kraut zuverlässig das Aufkommen von Unkraut. Außerdem kann Kresse in Aufstrichen, Saucen oder als Beigabe im Salat verwendet werden. „Kresse ist neben Karotten, Spinat und Paprika ein treuer Lieferant von Vitamin A“, erklärt Felsinger.

Mit Lavendel den Garten aufwerten

Rosen sind edle Pflanzen, die jedem Garten Glanz verleihen. Mühsam ist jedes Jahr allerdings die Invasion von Blattläusen, die sich an Blüten, Blättern und Stengeln festsetzen und der Pflanze ihren Lebenssaft aussaugen. Mit dem angenehm duftenden, violetten Lavendel geht Benedikt Felsinger gegen Blattläuse auf Rosen vor: „Die im Lavendel enthaltenen ätherischen Öle verhindern, dass die Rosen von Blattläusen befallen werden.“
Der Lavendel wertet den Garten nicht nur optisch auf und vertreibt Blattläuse: Er kann natürlich auch als Heilkraut verwendet werden, sagt Felsinger: „Einfach 50 Gramm getrocknete Lavendelblüten mit zwei Litern Wasser übergießen, zum Sieden bringen und nach zehn Minuten abseihen. Der Absud kann zum heißen Badewasser hinzugegeben werden.“ Besonders jenen, die unter Wetterumschwüngen leiden, bringt ein 15-minütiges Lavendelbad Entspannung und Beruhigung.

Natürliche Schädlingsbekämpfung

Die heilende Wirkung der Kamille bei Migräne und anderen Beschwerden hat Kräuterpfarrer Benedikt vergangene Woche im SONNTAG beschrieben. Kamille schützt aber auch andere Pflanzen: „In einem Liter lauwarmem Wasser eine Handvoll Kamillenblüten ansetzen und 24 Stunden zugedeckt ziehen lassen. Danach abseihen, auspressen und im Verhältnis 1:5 verdünnen“, erklärt Herr Benedikt: „Spritzt man diese Mischung über Pflanzen und den Boden, fördern die Kamillen gesundes Wachstum und schützen vor Wurzelkrankheiten und Fäulnis.“

Gegen Pilzkrankheiten empfiehlt Felsinger einen Schafgarben-Kaltauszug. Dazu werden 20 Gramm getrocknete Schafgarben-Blüten in einen Liter kaltes Wasser gegeben. Nach 24 Stunden verdünnt man den ausgepressten Tee im Verhältnis 1:10 und filtriert ihn. „Die Mischung ist ein vorbeugendes und sanftes Mittel gegen Pilze“, so der Kräuterpfarrer. Schafgarben sind nicht nur als Erste-Hilfe-Maßnahme bei Pflanzen gut: Mit zerriebenen Schafgarbenblättern können Blutungen beim Menschen gestillt werden.

Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger ist sich sicher, dass es lohnenswert ist, sich als Gartenliebhaber mit natürlicher Schädlingsbekämpfung auseinanderzusetzen. „Für den Balkon bleibt lediglich die Hilfe durch den Menschen, da dort ohnehin keine Natur angrenzt“, sagt der Prämonstratenser. Kräuter und Pflanzen unterstützen Heilungsprozesse des Menschen. Gleichzeitig können sie anderen Pflanzen beim Überleben helfen. Effizienter als so manches Pestizid.

Spiritualität: „Da ist der Wurm drinnen…“

Schädlinge gibt es nicht nur bei Pflanzen und Kräutern. Wir finden sie auch im eigenen Leben: „Alles, was von Schädlingen befallen ist, kann sich nicht entfalten“, erklärt Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger. Wenn etwas nicht richtig läuft, gibt es die Redewendung „Da ist der Wurm drinnen“. Für Herrn Benedikt zeigt sich darin, dass es verschiedene Arten von Würmern und Schädlingen gibt. Pervers nennt er die Tatsache, dass wir viele Schädlinge genießen: „Der Begriff Sünde kommt hier ins Spiel. Dinge, die uns nicht gut tun, setzen sich in unserem Leben fest und gaukeln uns vor, dass sie ein Teil von uns sind.“

Wenn der Wurm drinnen ist, braucht es immer wieder jemanden, der von Schädlingen befreit. Für den Kräuterpfarrer ist das Gott, der die Seele pflegt, der der gute Hirt ist. Würmer, Sünden, werden oft so groß, dass wir es selbst nicht schaffen, sie loszuwerden, sagt Felsinger: „Da kommen die Sakramente ins Spiel: Gott will an uns handeln, wir müssen es nur zulassen. Gott wäscht uns rein durch die Taufe, er schenkt Vergebung in der Beichte und nährt uns durch die Gemeinschaft in der Kommunion.“

Es ist schwierig, von Schädlingen, Würmern und Sünden loszukommen. Kräuterpfarrer Benedikt empfiehlt intensive Begegnungen mit Gott – in der Eucharistiefeier, der Beichte oder bei Exerzitien: „Als Glaubender darf ich mir das Leben schenken lassen. Ich darf Gott handeln lassen.“ Die Bibel erzählt, dass Jesus Dämonen ausgetrieben hat, dass er die Menschen von ihren Sünden, ihren Würmern, befreit hat. Das will er auch heute noch. Davon ist der Prämonstratenser-Chorherr überzeugt.

Alle Folgen der Serie "Geheimes Kräuterwissen"

Autor:

Markus Andorf aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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