Meinung
Zieh deine Truppen ab

P. Mykhaylo Chaban (45) ist Provinzial der Salesianer Don Boscos in der Ukraine. Er hat in den ersten Kriegstagen 55 Waisenkinder von Lemberg nach Bratislava gebracht. | Foto: Johannes Pernsteiner/kathpress
  • P. Mykhaylo Chaban (45) ist Provinzial der Salesianer Don Boscos in der Ukraine. Er hat in den ersten Kriegstagen 55 Waisenkinder von Lemberg nach Bratislava gebracht.
  • Foto: Johannes Pernsteiner/kathpress
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

P. Mykhaylo Chaban (45) ist Provinzial der Salesianer Don Boscos in der Ukraine. Er hat in den ersten Kriegstagen 55 Waisenkinder von Lemberg nach Bratislava gebracht.

Die Ukrainer waren vor dem Krieg ein mutiges, lebensfrohes und ein aufblühendes Volk. Von einem Moment auf den anderen ist das alles zerstört. Die größte Herausforderung ist es, den Kindern die Sicherheit und Hoffnung zu vermitteln, die sie brauchen. Bei der Ankunft in Bratislava war ihre erste Frage an mich: „Wann können wir wieder nach Hause?“ Es gibt derzeit keine Hoffnung auf ein normales Leben. Die jungen Menschen haben die geringsten Überlebenschancen und leiden am meisten unter den traumatischen Ereignissen, wie etwa den Bombardierungen und der Trennung von ihren Familien. Mit einem Schlag werden sie ihrer Zukunft beraubt. Ebenso dringend braucht die Ukraine jetzt aber auch alles an Hilfe, was nur möglich ist für die Versorgung der Flüchtlinge sowie Menschen im Land. – Wir brauchen die Hilfe, um zu überleben.

Die Haltung der Bevölkerung ist dabei ungebrochen: 95 Prozent wollen nicht mehr zurück in ein früheres Regime wie in der Sowjetunion, sondern in die Europäische Union. Die Hoffnung ist auch groß, dass von der EU militärische Unterstützung kommt. Wir Ukrainer sind selbst sehr entschieden. Menschen stellen sich völlig wehrlos in den Dörfern und Städten vor die heranrückenden russischen Panzer. Gleichzeitig sind viele junge Männer bereit, in den Krieg zu ziehen. Der Zusammenhalt im Land ist angesichts des gemeinsamen Feindes also enorm. Die Jugendlichen in unseren Häusern helfen mit, wenn wir Lebensmittel verteilen und uns um die Menschen kümmern. Sie sehen nicht tatenlos zu. Wir setzen uns für unser Land ein, das macht uns stark. Doch wofür kämpfen die Russen?

In den vielen Jahren zuvor fühlten wir Ukrainer uns alleingelassen, jetzt aber werden wir wahrgenommen. Jetzt sind auf politischer Ebene Sanktionen und auch die militärische Unterstützung gegen Russland wichtig, damit Präsident Putin einsieht, dass der Krieg keine gute Sache ist. Meine Botschaft lautet daher: Lass uns in Frieden, gib uns den Frieden zurück und zieh deine Truppen ab!

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ