Viele beten, wenn es ans Eingemachte geht

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Jedes Mal wenn sich die Wohnungstüre öffnet, eröffnet sich ein neues Universum. Jede Wohnung ist anders, jeder Mensch ist anders.“ Elisabeth Kühnelt-Leddihn arbeitet in der mobilen Hauskrankenpflege bei den Johannitern und ist Sanitäterin. Mehrmals täglich betritt sie das Zuhause von Menschen, die auf ihre Hilfe angewiesen sind. Die sie zuvor nie gesehen hat und denen sie – das ist ihr fester Vorsatz – mit größter Offenheit begegnen will. „Mir ist egal, woher der Patient kommt, ob die Wohnung 30 oder 300 Quadratmeter hat, ob sie aufgeräumt ist oder nicht. Ob es dort stinkt, ein Hund oder zehn Katzen dort leben.“ Das Elend, sagt die 51-Jährige, ist immer dasselbe. „Es besteht darin, dass da ein Mensch ist, dessen Kräfte nachgelassen, der sich nicht mehr selbst helfen kann. Und dem es vielleicht schwer fällt, zu akzeptieren, dass jemand kommt, um ihn zu duschen.“

Gebet am Sterbebett
Elisabeth und ihre Kollegen kommen immer in eine Ausnahmesituation. Dann, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das braucht Fingerspitzengefühl und Empathie, sagt sie. Manchmal auch eine dicke Haut. „Ich versuche den Menschen immer wertschätzend zu begegnen. Auch wenn sie ungehalten sind, aggressiv werden oder mich beschimpfen.“ Wenn Patienten mitbekommen, dass Elisabeth gläubig ist, fragen sie manchmal, ob sie nicht gemeinsam beten können. „Dann sag ich gern ja.“ Elisabeth erinnert sich an eine Frau, deren Mann verstorben ist. „Ich kann nicht beten, meinte sie. Und dann haben wir einfach mit dem Vater Unser begonnen, dann das Gegrüßet seist du, Maria, dann ein bisschen Stille.“ Die Grundgebete, so erlebt es Elisabeth, sind bei vielen Menschen präsent, auch wenn sie sie schon lange nicht mehr gebetet haben. „Die Leute können sie noch, nämlich dann, wenn es ans Eingemachte geht.“

"Pfarrkarriere" in Pötzleinsdorf

Für Elisabeth selbst ist das Vater Unser ein sehr wichtiges Gebet, auch der Rosenkranz, den sie betet, um ruhig zu werden. Und sie liebt die Heilige Schrift. „Im Alten Testament sind es vor allem die starken Frauen, die mich inspirieren. Rut, Ester, Miriam. Sie beeindrucken mich mit ihrem Mut.“

Mit Gott in Verbindung kommt Elisabeth auch beim Wandern. „Es gibt beim Wandern immer einen Punkt, an dem es ganz still wird und nur der Wind zu hören ist. Da weiß ich: Das ist der Moment, in dem der Heilige Geist kommt.“ Ihre spirituelle Heimat hat Elisabeth zum einen bei der Johanniterschwesternschaft, der sie seit 2013 angehört.

Andererseits in ihrer Pfarre in Pötzleinsdorf, wo sie „die klassische Karriere“ gemacht hat. Vom Jungscharkind über Ministrantin bis zur Ministrantenleiterin, die sie immer noch ist. Außerdem ist sie im Pfarrgemeinderat, im Liturgieausschuss und Firmbegleiterin. Eine erfüllende Tätigkeit, sagt Elisabeth: „Ohne Pfarre könnte ich mir mein Leben nicht vorstellen.“

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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