Meinung
So farbig wie ein Kirchenfenster

Foto: privat

Ich habe mich die längste Zeit nicht mit der Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt. Als ich es getan habe, bin ich katholisch geworden.

Soweit man seine eigene Erfahrung mit der notwendigen Distanz ansehen kann, war die Entwicklung alternativlos. Nicht, weil ich andere Religionen ausgrenze. Das Christentum entsprach einfach meinem ersten Gedanken von Gott. Einem Gedanken, der aus der Wurzel Kraft zieht und in den Sakramenten und dem Glaubensbekenntnis ausreift. Es war ein bedingungsloses „Kennen“ Gottes, sobald ich anfing, mich mit dem Neuen Testament zu beschäftigen. Er verspricht deutlich, dass er nicht am Geheimnis der Liebe rüttelt, was auch geschieht.

Als mich Peter Strasser eingeladen hat, die Seele als das unerreichbar Nahe zu begreifen, verstand ich, dass uns dieses Geheimnis dort innewohnt, wo wir nicht an uns arbeiten können. Wir sind in Gottes Augen kaum wertvoller, wenn wir unseren Glauben intensiv pflegen und genausowenig schadet es, wenn wir von Zeit zu Zeit daran zweifeln. Er unterscheidet erst, wenn wir andere deshalb unterscheiden.

Zu diesem Zweck ist die Kirche gegründet worden, in der niemand zuerst kommen soll und niemand zu spät. Jede und jeder entsprechend ihrem und seinem Mut. Was das für unsere Talente bedeutet und für die Unterscheidung durch unsere Werke, lässt sich, glaube ich, im bunten Licht begreifen, das den Raum einer Kathedrale mit dem Sonnenstrahl in allen Farben verwirklicht. Alles, was wir mit Liebe tun, erfüllt die Kirche mit frischem Glanz.

Ich bemerke im Verband Katholischer Schriftsteller Österreichs, dass Literatur so ein buntes Stück Glauben sein kann. In unseren regelmäßigen gemeinsamen Lesungen gibt es genauso wie in unseren Lyrikprojekten ganz unterschiedliche Zugänge zu Theologie und Spiritualität. Gerade das zeichnet die Vielfalt unserer Mitglieder aus. Gemeinsam sprechen wir über den Glauben und dann, im Letzten, sind wir alle in der Sprachlosigkeit, was das Geheimnis angeht, gleich.

Siehe auch vksoe.co.at

Generische Begriffe sind geschlechtsneutral zu interpretieren.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ