Meinung
Adults only? Nicht in der Kirche.

Sandra Lobnig (40) ist Theologin, freie Journalistin und regelmäßige Autorin im „SONNTAG“. Sie ist verheiratet und Mutter von fünf Kindern.  | Foto: privat
  • Sandra Lobnig (40) ist Theologin, freie Journalistin und regelmäßige Autorin im „SONNTAG“. Sie ist verheiratet und Mutter von fünf Kindern.
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Vor Kurzem erzählte mir meine Freundin über ihren Urlaub im Adults Only Hotel. Über Hotels und Restaurants, in denen ausdrücklich keine Kinder erlaubt sind, gehen die Meinungen auseinander. Ich kann verstehen, dass sich Menschen bewusst diese Orte für eine Auszeit aussuchen. Ein paar Stunden oder Tage keine Kinder um mich zu haben, klingt auch für mich mehr als verlockend. Kinder – meine eigenen und andere – mag ich trotzdem sehr. Widersprüchlich? Keineswegs.

Schauplatzwechsel, weg vom schicken Erwachsenenhotel ins sonntägliche Pfarrcafé. „Wenn Kinder quengeln, warten manche Eltern viel zu lange, bis sie die Kirche verlassen“, meint dort ein älterer Herr. Er wolle den Gottesdienst in aller Ruhe und Andacht feiern. „Es gibt doch ein großes Angebot an Kindergottesdiensten. Familien können ja dorthin gehen!“ Der reguläre Sonntagsgottesdienst als Adults Only Veranstaltung, dafür die Familien ausschließlich ins Extra-Event schicken? Einspruch! Eigens für Kinder konzipierte Gottesdienste sind großartig, in der unspektakulären Sonntagsmesse müssen Kinder aber genauso willkommen sein. Denn dort versammelt sich das ganze Volk Gottes. Die ganz Alten, die ganz Jungen und alle dazwischen. Die, die schon wissen, wie’s geht und die, die erst lernen müssen, eine knappe Stunde ruhig in der Kirchenbank sitzen zu bleiben. So mancher Sonntagsgottesdienst kostet meinen Mann und mich die letzten Nerven. Als hätten wir einen Ringkampf hinter uns, verlassen wir mit den Kindern nach 50 Minuten schweißgebadet die Kirche. Und kommen trotzdem am darauffolgenden Sonntag wieder. Weil es uns wichtig ist.

Verständnis braucht es sonntags in der Kirche freilich auf allen Seiten: Eltern sollen sensibel die Bedürfnisse der gesamten Gottesdienstgemeinde im Blick haben. Manchmal kann das bedeuten, Kind und Kegel einzupacken und die Kirche zu verlassen. Von Feiernden, die ohne Kinder im Gottesdienst sind, wünsche ich mir Wohlwollen und Freundlichkeit. Überhaupt brauchen Familien gar nicht so viel, um sich in der Kirche willkommen zu fühlen. Ein Lächeln, ein aufmunternder Blick und hin und wieder ein „Schön, dass Sie mit Ihren Kindern in die Kirche kommen!“ genügen meistens schon.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung der Autorin aus!

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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