Museum und Themenweg in Tulln
Besuch beim jungen Egon Schiele

Die Auseinandersetzung mit dem heute weltberühmten Maler lohnt sich auch aus kirchlicher Sicht | Foto: Sammlung der Stadt Tulln, Egon Schiele Museum Tulln
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Egon Schieles Geburtstag jährt sich heuer zum 130. Mal. Seine ersten elf Lebensjahre verbrachte der heute weltberühmte Künstler in Tulln. Das Egon Schiele Museum und der Egon-Schiele-Themenweg laden zu einem Kulturausflug in die Geburtsstadt des hoch produktiven und doch so jung verstorbenen Mal- und Zeichen-Genies.

Am 12. Juni 1890 kam Egon Schiele in der gutbürgerlichen Dienstwohnung seines Vaters im Bahnhofsgebäude von Tulln an der Donau zur Welt. Elf Jahre und damit mehr als ein Drittel seines kurzen Lebens verbrachte der Ausnahme­künstler in Tulln. Er starb 1918 an einer bisher beispiellosen Pandemie – der spanischen Grippe.

Sein früher Tod hat Parallelen zur Gegenwart. Anfang Juli konnte das Egon Schiele Museum in Tulln seinen Betrieb nach der erzwungenen „Pause“ aufgrund der Corona-Pandemie wieder aufnehmen. Mit 13 Originalbildern und vier weiteren Objekten bis hin zu Zeichengeräten des Künstlers steht die so genannte „Schatzkammer“ heuer unter dem Motto „Egon Schiele. Das Werden eines Genies“.

Entscheidende Jahre
„Anlässlich seines 130. Geburtstags erzählen wir mit beeindruckenden Portrait- und Landschaftsstudien diese drei entscheidenden Jahre seines Lebens: Vom ‚Wunderkind‘ der Familie Schiele über die akademische Ausbildung bis hin zur Emanzipation und zum Bruch mit derselben“, erklärt Kurator Christian Bauer. „Wir erzählen diese Geschichte an jenem Ort, an dem sein Leben, aber auch seine künstlerische Karriere seinen Ausgang nahm. Denn seine ersten Zeichnungen waren Züge, die er vom Dach des Bahnhofs beobachtet hat.“

Sechs audiovisuelle Stationen mit den Originalstimmen von Schieles Schwestern Melanie und Gerti Schiele sowie seiner Schwägerin Adele Harms beleuchten die Lebensorte des Malers und Zeichners in Wien und Umgebung.

Egon Schiele Weg
Das Egon Schiele Museum in Tulln befindet sich im ehemaligen Gefängnis der Stadt und wurde im Jahr 2018 anlässlich Schieles 100. Todestages komplett neu gestaltet.

Das Haus liegt am Donauradweg und kann Ausgangspunkt sein, um sich auf Spuren des Künstlers zu begeben. Ein eigens gestalteter Egon Schiele Weg führt mit 13 Stationen durch die Stadt etwa zum Familiengrab oder zur Volksschule Egon Egon Schieles. Ausgangs- oder Endpunkt des Tulln-Besuchs kann auch das Egon Schiele Geburtshaus im Bahnhof von Tulln sein. Hier wurde ebenfalls ein Gedenkort eingerichtet.

Die Auseinandersetzung mit dem heute weltberühmten Maler lohnt sich auch aus kirchlicher Sicht: Neueren Forschungen zufolge habe sich Schiele in seinen Allegorischen Werken mit dem Armuts- ideal des Franz von Assisi und Ordensleuten des 13. Jahrhunderts, die Seelsorge mit entbehrungsreicher Armut vereinten, auseinandergesetzt.

Zwischen 1912 und 1918 schuf Egon Schiele eine Reihe von Werken, die Männer in ärmlichem Gewand zeigen, mit Titeln wie „Erlösung“, „Andacht“ oder „Die Wahrheit wurde enthüllt“. Mit der motivischen wie inhaltlichen Anlehnung an das Armutsideal des hl. Franziskus hob sich der junge Künstler vom Materialismus ab, den die Elite des Wiener Fin de Siècle repräsentierte.

Infos: www.schielemuseum.at

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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