Glaubenszeugnis
In der Pfarre habe ich glauben gelernt

Als Kirche gemeinsam unterwegs – Nina Sevelda-Platzl weiß, sie ist nicht allein.  | Foto: Privat
  • Als Kirche gemeinsam unterwegs – Nina Sevelda-Platzl weiß, sie ist nicht allein.
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Nina Sevelda-Platzl ist die neue Leiterin des Erzbischöflichen Sekretariats. In ihrer Funktion unterstützt sie Kardinal Christoph Schönborn gbei allen seinen Aufgaben und steht für die Anliegen, die an ihn herangetragen werden, als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Verwurzelt ist sie in ihrer Pfarre St. Elisabeth (Zur Frohen Botschaft) im 4. Bezirk.

Nina Sevelda-Platzl ist seit fast zwei Jahrzehnten hauptamtlich in der Erzdiözese Wien beschäftigt, noch länger engagiert sie sich ehrenamtlich in ihrer Pfarre
St. Elisabeth. Die 46-Jährige schätzt es, in Gemeinschaft zu beten, zu diskutieren und – wenn nötig – sich miteinander aufzuregen.

Nina, was motiviert dich bei deiner Arbeit und in deinem Ehrenamt?
An all meinen Einsatzorten hatte ich spannende Aufgaben und habe mit netten Leuten zusammengearbeitet – das motiviert mich. Was mich antreibt, ist außerdem, dass ich mit meinem Dienst in der Kirche am Reich Gottes mitbaue. Natürlich spüre ich das nicht gleich stark in jeder Sitzung oder bei jedem E-Mail, das ich schreibe. Aber der Gedanke blitzt immer wieder auf.

Hast du neben viel Schönem auch Frustrierendes in der Kirche erlebt?
Ja, natürlich! Mir hilft es in frustrierenden Situationen, darüber zu sprechen. Als Kirche sind wir ja als Gemeinschaft unterwegs, ich weiß, ich bin nicht allein. Wir beten miteinander, diskutieren, können uns miteinander aufregen und, wenn es nötig ist, dem Grant Raum geben, um danach Kraft für einen neuen Anlauf zu sammeln.

Du bist sehr verwurzelt in deiner Heimatpfarre. Warum hat die Pfarre für dich eine so große Bedeutung?

Ich bin wirklich schon sehr lange in der Pfarre, seit über 30 Jahren. In meiner Familie wurde ich wenig kirchlich sozialisiert und bin über die Firmvorbereitung in die Pfarre gekommen. Der Firmbegleiter hat es geschafft, mich zu faszinieren. Ich durfte dann eine Jungschargruppe leiten und war sehr begeistert, dass man mir mit 14 Jahren diese Verantwortung übertragen hatte. So bin ich in die Pfarre hineingewachsen. Miteinander fragen und Antworten suchen, einander unterstützen, miteinander und füreinander beten – das ist ganz wesentlich für mich. In der Pfarre habe ich glauben gelernt.

Du singst schon viele Jahre im Kirchenchor. Die Musik ist für dich sehr wichtig.

Die Musik eröffnet mir einen besonderen Zugang zum Glauben. Mit Klang lässt sich ausdrücken, was nicht in Worte fassbar ist und berühren, was tief in uns verborgen ist.

Wann hast du Gottes Nähe gespürt?
Im Jänner 2007 ist unser Pfarrer Hugo Unterberger, der auch mein geistlicher Begleiter war, gestorben. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. Wir waren damals auf einem Firmwochenende und haben mit den Firmlingen ein Nachtgebet gesprochen. Während des Gebets war plötzlich die Präsenz unseres Pfarrers für mich sehr spürbar. Ich durfte einen Moment tiefen inneren Friedens und der starken Gegenwart Gottes erleben. Erst am nächsten Tag haben wir erfahren, dass unser Pfarrer während des Gebets verstorben war.

Gab es auch Momente der Gottferne in deinem Leben?
Im Dezember 2017 war ich längere Zeit auf der Intensivstation. Meine Verbindung zu Gott konnte ich dort gar nicht wahrnehmen. Das hat mich sehr geärgert. Ich dachte: Was ist mein Glaube wert, wenn ich gerade jetzt nicht beten kann. Geholfen hat mir schließlich, zu wissen, dass andere in dieser Zeit für mich gebetet und mich damit ein Stück des Weges mitgetragen haben.

Hat sich dein Glaube im Laufe der Jahre verändert?
Glaube ist für mich nichts Statisches, sondern als Teil meines Lebens lebendig. Jede Lebensphase ist etwas anders geprägt. Zwischen 15 und 30 war ich voller Idealismus und Feuer, mit den Jahren bin ich gelassener geworden. Gelernt habe ich, dass „glauben können“ sich kaum erarbeiten lässt und ein Geschenk ist und bleibt.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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