Zeit für meinen Glauben
Willst du mich als Schwester haben?

 Jana Roschitz: „Denen, die nicht so viel damit anfangen können, erklär ich es.“       | Foto: Privat
  • Jana Roschitz: „Denen, die nicht so viel damit anfangen können, erklär ich es.“
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Im Corona-Lockdown entscheidet sich Jana Roschitz dazu, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten. Dem Entschluss geht ein langer, innerer Prozess voraus.

Ob sie sich vorstellen könne, einmal Ordensfrau zu werden? „Warum eigentlich nicht?“, antwortet Jana Roschitz, als ihr eine Klassenkollegin diese Frage vor einigen Jahren stellt. „Es war eine Antwort aus dem Bauch heraus“, erzählt Jana rückblickend und lacht. Weder sie noch ihr Mitschüler können damals wissen, dass Jana mit 25 Jahren tatsächlich in einen Orden eintritt.

Seit Pfingsten dieses Jahres ist die Studentin Postulantin bei den Schwestern von der Schmerzhaften Mutter, einer franziskanischen Gemeinschaft. Der Entscheidung Ordensfrau zu werden, geht ein jahrelanger Prozess voraus. „ Es gab da nicht den einen Auslöser, ich habe das nicht plötzlich von heute auf morgen gewusst. Es war eine Entwicklung über längere Zeit“, beschreibt Jana den Weg ihrer Berufung.

Freiwilliges Ordensjahr
Jana – in ihrer Familie hat der Glaube keine besonders große Rolle gespielt – kommt durch ihre Religionslehrerin, selbst Schwester von der Schmerzhaften Mutter, intensiver mit dem Glauben in Berührung. „Wir haben viel im Religionsunterricht miteinander gemacht, haben zum Beispiel bei der Aktion ‚72-Stunden ohne Kompromiss‘ mitgemacht und waren in Taizé. Nach der Matura bin ich mit meiner Lehrerin in Kontakt geblieben, und sie hat mich zu regelmäßigen Treffen für junge Erwachsene in ihre Gemeinschaft eingeladen.“

Als Jana von der Möglichkeit erfährt, im Rahmen des „Freiwilligen Ordensjahres“ eine Zeitlang bei der Gemeinschaft mitzuleben, wirft das in ihr Fragen auf. „Es hat in mir zu arbeiten begonnen und ich habe mich gefragt, ob das nicht auch für mich etwas wäre.“ Jana entscheidet sich dafür, zieht bei den Schwestern ein und lernt die Gemeinschaft besser kennen. Nach einem Jahr verlängert sie um ein Jahr, nach einem weiteren Jahr noch einmal.

Die Jüngste im Orden
Im persönlichen Gebet am Karfreitag, mitten im Corona-Lockdown, fragt Jana Gott direkt: ‚Willst du mich als Schwester haben?‘ Und Gott antwortet, sagt Jana: „In mir hat sich Friede breitgemacht“ Jana spricht mit ihrer geistlichen Begleiterin und entscheidet sich mit den Schwestern in der Gemeinschaft dazu, zu Pfingsten einzutreten.

Dass sie mit Abstand die Jüngste im Orden ist und momentan auch die einzige Postulantin in Österreich, bereitet ihr kein Kopfzerbrechen. „Bedenken haben eher die anderen, die mich fragen, ob mich das nicht stört. Nein, es stört mich nicht, weil ich den Eindruck habe, dass das Haus und die Gemeinschaft sehr lebendig sind. Und wir sind ja international: Es gibt junge Schwestern in anderen Ländern.“ Außerdem, meint Jana, kann es ja sein, dass jemand nachkommt.

Ihre Familie und ihre Freunde akzeptieren Janas Entscheidung und freuen sich, dass sie mit diesem Weg glücklich ist. „Denen, die nicht so viel damit anfangen können, erklär ich es.“ Einer Freundin hat Jana erzählt, dass sie als Ordensfrau nicht heiraten und keine Kinder bekommen wird. „Sie wollte dann wissen, ob ich ein Kind adoptieren kann. Das hab ich sehr lustig gefunden.“

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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