Glaubenszeugnis
„Ich habe mir ein Ultimatum gestellt“

Emotionaler Höhepunkt: Mark Eylitz hat sich lange auf die Priesterweihe vorbereitet. | Foto: kathbild.at/Rupprecht
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Mark Eylitz ist neugeweihter Priester. Nach vielen Momenten des Feierns beginnt für den gebürtigen Deutschen nun der Alltag als Seelsorger in Baden bei Wien.

Am 18. Juni wurde Mark Eylitz, 37, mit fünf weiteren Diakonen im Stephansdom zum Priester geweiht.

Wie geht es Ihnen nach der Priesterweihe? Hat sich Ihr Leben mit der Weihe gefühlt mit einem Schlag verändert?
Die Priesterweihe war natürlich ein großer emotionaler Höhepunkt. Und danach zu spüren, dass man den Menschen als Priester in ganz neuer Weise Christus näher- bringen kann, berührt mich sehr. Gleichzeitig merke ich: Ich muss erst einmal realisieren, dass ich nach einem langen Weg jetzt dort angekommen bin, worauf ich mich so lange vorbereitet habe. Das braucht Zeit. Zugleich bleibt vieles – Gott sei Dank –, wie es vorher war: Die Beziehungen zu meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten haben sich nicht verändert. Ich merke, dass nach vielen schönen Momenten des Feierns jetzt der ganz normale Alltag beginnt – bald auch in meinem Dienst als Kaplan.

Nach zwei Jahren als Praktikant und Diakon im Pfarrverband Hernals starten Sie im Herbst eine Stelle als Kaplan in Baden. Fällt Ihnen dieser Neubeginn in einem anderen sozialen Umfeld leicht?

Umgezogen bin ich in den vergangenen Jahrzehnten schon oft, das finde ich wie andere auch anstrengend. Als Priester ohne Familie habe ich aber eine Freiheit, die mir so einen Wechsel leichter macht, weil ich an einem Ort nicht so verwurzelt bin.

Wollten Sie immer schon Priester werden?
Meine Berufung war etwas Prozesshaftes. Ich habe schon früh gespürt, dass ich mit meinem Glauben etwas anfangen möchte, habe dann aber zunächst Geschichte und Amerikanistik studiert. Mit Mitte zwanzig habe ich mir dann selbst ein Ultimatum gestellt: Gehe ich den geistlichen Weg, der wieder eine neue Ausbildung mit sich bringt, oder bleibe ich in meinem Beruf? Als ich gemerkt habe, dass Gott mich zum Weltpriestertum ruft, habe ich ihm gesagt: „Ich bin bereit. Aber alles Weitere musst du machen.“ So ist es dann auch gekommen: Ich habe studiert, bin nach Wien ins Priesterseminar gekommen und bin mittlerweile seit vier Jahren hier.

Priester zu sein, ist gesellschaftlich gesehen ein ungewöhnlicher Weg und bringt einiges an Herausforderungen mit sich. Was tun Sie, um gut dafür gewappnet zu sein?
Ein guter und glaubwürdiger Priester kann man nur sein, wenn man selbst aus dem Gebets- und Glaubensleben schöpft. Das Lesen in der Heiligen Schrift, das Feiern mit der Gemeinde sind ganz wichtige Säulen. Zweitens sind Freundschaften sehr wichtig. Es braucht Kontakte zu Menschen, die auch nicht unbedingt aus dem nahen kirchlichen Umfeld kommen müssen. Menschen, bei denen ich ich selbst sein kann. Wenn das fehlt, kann das zu einem großen Problem werden.

Wie sieht das bei Ihnen konkret aus?
Ein Fixpunkt ist bei mir beispielsweise ein gemeinsamer Urlaub im Sommer mit anderen Priestern und Priesteramtskandidaten, die ich noch aus meiner Zeit in München kenne. Das ist meist eine Städtereise. Dieses Jahr waren wir eine Woche in Prag. Da tauschen wir uns aus, sind zusammen und füreinander da. Das gibt Kraft. Worauf ich außerdem achte, ist, mir Zeit zu nehmen, um mir etwas Gutes zu tun. Das kann etwa bedeuten, dass ich mir meinen freien Tag – das ist der Montag – auch tatsächlich freihalte und nein zur Arbeit sage. Da koche ich mir etwas, lese ein Buch oder mache einen Ausflug.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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