Glaubenszeugnis
„Es war eine großartige Zeit“

Ein Jahrhundertleben: Herbert Schachner hat immer auch für die Musik gelebt. | Foto: Stephan Schönlaub
  • Ein Jahrhundertleben: Herbert Schachner hat immer auch für die Musik gelebt.
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Herbert Schachner feierte Anfang Oktober seinen 100. Geburtstag und blickt auf viele, viele Jahrzehnte als leidenschaftlicher Organist zurück.

Herbert Schachner hat in Kaiser­ebersdorf gewohnt. Heute lebt er in einem Pflegeheim in Simmering.

Herr Schachner, Sie waren bereits als Schüler motiviert, an der Orgel zu spielen. Warum kam es damals nicht dazu?

Ich war als Kind Schüler bei den Schulbrüdern in der Erdbergstraße. Einer der Schulbrüder spielte dort an der Orgel, bis er krank geworden ist. Mein Klassenvorstand in der vierten Klasse Hauptschule ist damals zum Pfarrer gegangen und hat mich als Organisten vorgeschlagen. Ich komme eigentlich vom Klavierspielen. Der Pfarrer hat mich aber abgelehnt. Im Kinderchor der Schulbrüder hat mich einer der Brüder immer wieder an die Orgel gelassen. Vom Pedalspielen hatte ich zwar keine Ahnung, aber ich habe so ins Spielen hineingeschnuppert. Schließlich habe ich es aber aufgegeben.

Eine nächste Gelegenheit ergab sich 1942.
Der Organist in der Luegerkirche am Zentralfriedhof war ein junger Bursch und musste einrücken – und ist leider später auch im Krieg gefallen. Ich kannte den Priester und den Mesner und habe mich als Organist angetragen. Dort habe ich zum ersten Mal am Pedal gespielt und mir das dann selbst beigebracht.

Sie mussten nicht einrücken?
Ich war schwer lungenkrank. Im Februar 1942 musste ich in eine Heilstätte, als ich zurückkam, war die Luegerkirche bombardiert worden und mit dem Orgelspiel dort war es aus. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Partie, in die ich eingezogen worden wäre, stark aufgerieben wurde. Ich hätte es wohl nicht überlebt. Der liebe Gott hatte andere Pläne mit mir.

„Dass ich nicht öfter Orgel spielen kann, tut mir sehr leid. Ich habe immer mit Begeisterung gespielt und jetzt geht es mir ab.“ HERBERT SCHACHNER

Ich bin dann als Organist nach Altsimmering gekommen, dann nach Neusimmering. 35 Jahre war ich dort. Ich habe in verschiedenen Kirchen gespielt und war lange Zeit Organist in der Deutschordenskirche. Ab 1952 war ich Korrepetitor des Siemens-Chors.

Die Musik war Ihnen lebenslang Begleiterin?
Ich bin kein Berufsmusiker, sondern Techniker. Aber Musik ist mir immer sehr wichtig gewesen. Ich schaue zurück auf herrliche Aufführungen. Es war eine großartige Zeit.

Sie haben kürzlich Ihren 100. Geburtstag gefeiert. Wie ist es, ein so hohes Alter zu erreichen?
Das ist schwierig. Wenn man alt wird, muss man vielen Freunden ins Grab nachschauen. Viele Freunde und Wohltäter, oft jünger als ich, sind schon gestorben. Das waren traurige Erlebnisse, die mir wirklich sehr nahegegangen sind.

Sie spielen immer noch an der Orgel.
Hier im Pflegeheim gibt es hie und da eine Messe. Die Ordensschwester, die zur Messe kommt, wollte, dass ich spiele. Also mache ich das, hier am Keyboard. Dass ich nicht öfter Orgel spielen kann, tut mir sehr leid. Ich habe immer mit Begeisterung gespielt, jetzt geht es mir ab.

Informationen zu den beiden genannten Wirkungsstätten von Herbert Schachner:
www.luegerkirche.at und deutscher-orden.at, wo Herr Schachner auch zum 100. Geburtstag gratuliert wurde.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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