Glaubenszeugnis
Besser verstehen, wo das Geheimnis liegt

Wage ich den Schritt ins Kloster zu gehen? Eine Frage, die Paul Riedel sich seit einiger Zeit schon stellt. | Foto: privat
  • Wage ich den Schritt ins Kloster zu gehen? Eine Frage, die Paul Riedel sich seit einiger Zeit schon stellt.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Carina Böckle

Paul Riedel gehört in seiner Heimat in Norddeutschland einer katholischen Minderheit an. An der Katholischen Hochschule ITI in Trumau genießt er das reiche spirituelle Leben. Und er stellt sich die Frage nach seiner Berufung.

Weil ihm das ‚Studium Generale‘, ein Studienjahr zur Orientierung für junge Menschen am ITI, so gut gefallen hat, setzte Paul Riedel seine Studien dort fort. Mittlerweile studiert der 21-Jährige das dritte Jahr am ITI.

Herr Riedel, Sie studieren Philosophie und Theologie. Möchten Sie Priester werden?
Ich bin kein Seminarist. Ich weiß noch nicht, wo mein Weg hinführt. Auf jeden Fall bin ich sehr froh über meine Zeit am ITI. Das reiche soziale Leben, das große geistliche Angebot hier sind ideal für mich, um mich auch der Frage nach meiner Berufung zu widmen.

Wie stellen Sie sich dieser Frage? Mit innerer Unruhe? Völlig gelassen?
(Lacht:) Ob ich gelassen bin oder eher Ängste habe, was die Zukunft und meine Entscheidung für ein geistliches Leben angeht, hängt stark vom jeweiligen Tag ab. Ich habe zweimal – im April und im Sommer – die Benediktiner in Nursia besucht, um sie näher kennen zu lernen. Dort hat es mir sehr gut gefallen, ich durfte großen inneren Frieden erfahren. Dann wiederum gibt es Tage, an denen mich die Frage nach einem geistlichen Weg sehr beschäftigt. Es ist ja auch ein großer Schritt, in ein Kloster einzutreten.

Das Wichtigste in dieser Frage ist für mich, dass ich hier am ITI ein intensives Gebetsleben pflegen, jederzeit zur Beichte gehen oder mich mit meinen Fragen an einen Geistlichen wenden kann. Was das liturgische und private Gebet betrifft, habe ich noch nie einen größeren Reichtum erlebt.

Sie haben in Trumau die griechisch-katholische Liturgie für sich entdeckt.
Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass es neben der lateinischen auch noch andere Traditionen in der katholischen Kirche gibt. In Trumau wird die Liturgie sowohl im römisch-katholischen als auch im griechisch-katholischen bzw. byzantinischen Ritus gefeiert. Der byzantinische Ritus ist sehr beeindruckend.

Was fasziniert Sie daran?
Die große Andacht, die würdevolle Art Liturgie zu feiern mit den schönen Gewändern und Gesängen. Die äußere Form drückt aus, wie wichtig den Feiernden die Liturgie ist. Das Weihrauchfass zum Beispiel ist ungewöhnlich: Es sind dran kleine Glöckchen befestigt, die jedes Mal bimmeln, wenn es geschwenkt wird. Beim Feiern werden alle Sinne angesprochen: Man hört die Gesänge und die Glöckchen, sieht und riecht den aufsteigenden Weihrauch, singt selbst bei den mehrstimmigen Gesängen mit. All das soll zu dem führen, was den Sinnen verborgen ist.

Welche Rolle spielt das Studium der Theologie für Ihren Glauben?
Ein Professor hat einmal zu uns gesagt: ‚Erwartet nicht, dass ihr Gott und die Dreifaltigkeit durch das Studium besser versteht, ihr werdet aber besser verstehen, wo das Geheimnis liegt und bessere Worte finden, um über Gott zu sprechen.‘ Das gefällt mir. Und: Was man besser kennt, kann man besser lieben.

Sie stammen aus Greifswald in Norddeutschland in der ehemaligen DDR und gehören mit Ihrer Familie der katholischen Minderheit an. Wie hat das Ihren Glauben beeinflusst?
Nur drei Prozent der Menschen in meiner Heimat sind katholisch, ich war während meiner Schulzeit immer der einzige Katholik in meiner Klasse. In meiner Familie war der Glaube wichtig, auch unter einem System, das ihm völlig entgegengesetzt war. Die Geschichten meiner Großeltern, wie sie ihren Glauben im Sozialismus gelebt haben, haben mich immer sehr beeindruckt. Es ist ermutigend zu hören, wie man auch in schwierigen Umständen Kraft aus dem Glauben ziehen kann.

Nähere Informationen zur Katholischen Hochschiule ITI in Trumau unteriti.ac.at

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ