Buchvorstellung
Ein Mensch hinter dem „Kriegshelden“

Hans Deibl war ein gefeierter Kampfpilot der deutschen Luftwaffe. | Foto: Helmut, Berg, privat
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  • Hans Deibl war ein gefeierter Kampfpilot der deutschen Luftwaffe.
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In seinem Buch „Sie nannten uns Helden“ gewährt Autor Helmut Berg Einblick in viele historische Details aus dem Leben des Kriegs-Kampfpiloten Hans Deibl. Seine einschneidenden Kriegserfahrungen machten ihn zum Mahner und Aufklärer.

Sie waren die besten Piloten und zugleich empfänglich für irreführende Propaganda. Sie töteten Menschen mit Bomben und schlossen doch Freundschaft mit ihren Feinden als Kriegsgefangene.

Sie nannten uns Helden
(Buch zur Doku von ORF III),

Helmut Berg
Sie nannten uns Helden
Kral-Verlag
184 Seiten
ISBN: 978-3-99024-925-3
Preis: EUR 24,90

Helmut Bergs Buch „Sie nannten uns Helden. Der Stuka-Flieger Hans Deibl“ macht deutlich, dass auch die im Zweiten Weltkrieg als Idole verehrten Sturzkampfflieger letztlich „nur“ Menschen waren. Eine der Kernaussagen des im Buch vorgestellten Hans Deibl ist, dass man als Mensch stets seiner eigenen Schwäche und Verführbarkeit gewahr werden müsse.

Hans Deibl aus dem niederösterreichischen Pernitz hatte als Jugendlicher Ende der 1930er Jahre nur einen Traum: Er wollte Kampfpilot eines Sturzkampffliegers der deutschen Luftwaffe werden. Diese als Stuka-Flieger bezeichneten Flugzeuge zählten im Zweiten Weltkriege zu den gefürchtetsten Luftwaffen der Deutschen. Deibls Vater war dagegen. „Mein Vater, ein eingeschworener Christlich-Sozialer, war strikt gegen die Nazis und alles Militärische“, erzählt Hans Deibl im Buch.

1938 maturiert er in Wiener Neustadt und setzt alles daran, seinen Traum von der Piloten- und Offiziersausbildung umzusetzen. Der spätere Schuldirektor in Pernitz schreckt nicht davor zurück, dafür die Unterschrift des Vaters zu fälschen.

Verführte Jugend unter Hitler
Der gut aussehende und vielseitig begabte junge Mann erreicht sein Ziel, durchläuft die Pilotenausbildung und macht Karriere als Stuka-Pilot. Der schneidige Offizier scheint wie geschaffen für die todbringende Maschine. Stuka-Flieger sind die „Popstars“ der Luftwaffe und werden von der Nazipropaganda gezielt zu Jugendidolen aufgebaut. „Hans Deibl genoss die Rolle des gefeierten Helden und Frauenschwarms. Nach zahlreichen gefährlichen Einsätzen wurde er über der Sahara im Luftkampf abgeschossen und schwer verwundet“, berichtet Buchautor Helmut Berg.

Bergs Anti-Kriegs-Biografie „Sie nannten uns Helden“ erzählt das Schicksal des Piloten mit vielen historischen Details. Helmut Berg hat penibel recherchiert. Das Buch führt vor Augen, wie Hitlers NS-Regime imstande war, die Jugend in Kriegsbegeisterung und Fanatismus zu versetzen.

Hans Deibl: „Wir wurden (...) nie zu kritischen Geistern erzogen. Kinder hatten zu gehorchen. Zu Hause wie in der Schule. Wie hätte sich unter diesem pädagogischen Konzept jemals ein kritischer Geist entwickeln sollen?“.

Zu seinem Glauben befragt, berichtet er, dass den Schülern 1938 im Gymnasium jedweder religiöser Glaube tüchtig ausgetrieben wurde. Es galt dem unverbrüchlichen Glauben an Adolf Hitler und die nationalsozialistische Partei zu huldigen.

In der folgenden militärischen Ausbildung war für Religion oder Kirche kein Platz. „Wiewohl, in Hans Deibls Elternhaus bekam er durchaus die christlich-soziale Einstellung seines Vaters mit, der nach leidvollen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg gegen Hitler und gegen jedweden Krieg war“, sagt Helmut Berg. Auch Hans Deibl sollte durch seine Kriegserfahrung zum Mahner und Aufklärer gegen den Krieg werden.

Fazit: Ein lesenswertes Buch, das den sich wandelnden Menschen hinter dem „Kriegshelden“ sichtbar macht.

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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