Corona und die Schule zuhause
Was uns Freude macht

Als Kind bin ich oft auf Bäume geklettert. Heute konnte ich etwas von dieser kindlichen Freude am Klettern spüren. Wenn wir es weiter schaffen, die kleinen Freunde zu entdecken und die Welt um uns herum, deren Radius nun kleiner ist, wahrzunehmen in ihrer ganzen Fülle, dann haben wir als Familie etwas gelernt.  | Foto: Michaela Necker
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  • Als Kind bin ich oft auf Bäume geklettert. Heute konnte ich etwas von dieser kindlichen Freude am Klettern spüren. Wenn wir es weiter schaffen, die kleinen Freunde zu entdecken und die Welt um uns herum, deren Radius nun kleiner ist, wahrzunehmen in ihrer ganzen Fülle, dann haben wir als Familie etwas gelernt.
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Ein Hochbett mit Papa bauen, auf Bäume klettern, gemeinsam einen neuen Waldweg entdecken, den erblühenden Frühling beobachten.
Michaela Necker berichtet über ihre Erfahrung mit der Familie in Corona-Zeiten.

 Michaela Necker (c) Laurent Ziegler@bildrecht.at
Michaela Necker ist Schauspielerin, arbeitet als Clownin mit Alzheimer-Patienten und ist Journalistin bei radio klassik Stephansdom.

Die Osterfreude hat sich heuer bei uns auf ganz speziellen Wegen bemerkbar gemacht. Es war zuerst keine eindeutige Freude. Ostern, das Fest an dem die Großfamilie zusammenkommt, fiel heuer aus. Meine Familie traf sich über Videokonferenz. Doch für das ungetrübte Glück reichte dieses eindimensionale Treffen nicht ganz. Also was tun?

Projekt Hochbett

Mein Mann Jörg und unser Sohn Felix (11) haben in der Karwoche ihr Bauprojekt gestartet. Schon länger hatte sich Felix ein Hochbett in seinem Zimmer gewünscht. Es gab dazu zwar schon zeichnerische Entwürfe, nur für die Umsetzung war irgendwie nie Zeit. Nun ist es fast fertig, das Hochbett. Felix und Jörg haben gemeinsam gezimmert, gehobelt und gesägt. Ein Papa-Sohn-Projekt. „Am Anfang war das Hochbett nur so ein Gedanke“, sagt Felix. „Jetzt ist es fast fertig und ich kann richtig gut drin schlafen. Es sieht auch richtig cool aus.“ Seit das Bett fertig ist, verbringt Felix darin Stunden lesend. Auch seine Schwester Veronika hat sich schon dazugesellt.

Neue Freuden finden

Das Familienleben zu Corona-Zeiten gleicht bei uns manchmal einer Hochschaubahn. Wir erleben die wunderbarsten Momente zusammen und im nächsten Moment streiten wir wegen kleinsten Kleinigkeiten. Aber ist es so nicht immer?

Etwas ist doch anders. Wir erfreuen uns an neuen Dingen. Oft waren unsere Freuden schon auch an Materielles geknüpft. Gemeinsam ins Theater gehen, gemeinsam Essen gehen, gemeinsam Shoppen. Und jetzt? Gemeinsam gehen wir in die Natur, gemeinsam lauschen wir dem Specht, gemeinsam entdecken wir einen neuen Waldweg.

Überhaupt der Wald! Obwohl er hinter unserem Haus beginnt, haben wir es doch nicht oft geschafft, ihn aufzusuchen. Es gab so viele Termine. Jetzt können wir ihn beobachten, wie er sich jeden Tag in neuem Kleid zeigt. „Ich liebe den Wald. Und jetzt zwitschern auch schon so viele Vögel“, freut sich Veronika. „Es blühen auch viele Wildkirschenbäume. Und der Bärlauch wächst auf einer großen Wiese.“

Die Welt um uns herum

Als Kind bin ich oft auf Bäume geklettert. Neulich habe ich das auch gemacht. Ich konnte etwas von dieser kindlichen Freude am Klettern spüren. Das war schön. Wenn wir es weiter schaffen, die kleinen Freunde zu entdecken und die Welt um uns herum, deren Radius nun kleiner ist, wahrzunehmen in ihrer ganzen Fülle, dann haben wir als Familie etwas gelernt.

Obwohl die Corona-Zeit für uns nicht immer leicht ist, weil wir unsere Großfamilie und Freunde vermissen, gibt es eben diese neuen Freuden. Und das ist eigentlich sehr österlich.

Autor:

Michaela Necker aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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