Weltkirche
125 Jahre jung

Seit seiner Ernennung zum Caritas-Direktor der Erzdiözese Gitega vor zwei Jahren arbeitet Abbé Longin Bivugire (l.) auch mit der steirischen Caritas zusammen. In Graz trifft der Priester aus Burundi u. a. Georg Gnigler von der Caritas-Auslandshilfe. Die beiden Projektpartner setzen Hilfsprojekte wie Waisenheime, Schulen, Versorgung mit Lebensmitteln oder Landwirtschaftsprojekte in Burundi um – auch mit Spenden aus der Steiermark. | Foto: Steiner
  • Seit seiner Ernennung zum Caritas-Direktor der Erzdiözese Gitega vor zwei Jahren arbeitet Abbé Longin Bivugire (l.) auch mit der steirischen Caritas zusammen. In Graz trifft der Priester aus Burundi u. a. Georg Gnigler von der Caritas-Auslandshilfe. Die beiden Projektpartner setzen Hilfsprojekte wie Waisenheime, Schulen, Versorgung mit Lebensmitteln oder Landwirtschaftsprojekte in Burundi um – auch mit Spenden aus der Steiermark.
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Kirche in Burundi. Bei seinem ersten Besuch in Europa berichtet Priester Longin Bivugire von der Glaubenspraxis in seiner Heimat.

Jeder gesunde Körper brauche auch einen gesunden Geist, sagt Longin Bivugire. Es ist seine Antwort auf die Frage nach der wichtigsten Aufgabe von Kirche in Burundi. „Die Kirche ist in erster Linie dazu da, um die Bevölkerung zu begleiten und für sie da zu sein im Gottesdienst und in der Alltagsspiritualität“, sagt er. Letztere sei gut wahrnehmbar in der Bevölkerung des kleinen Landes im Osten Afrikas, wo etwa 63 % der Bevölkerung römisch-katholisch ist – ähnlich wie in der Steiermark.
In Burundi sei die Kirche sehr nahe am Leben der Bevölkerung, erzählt „Abbé“ Longin – so die im französischsprachigen Burundi übliche Anrede für einen katholischen Diözesanpriester. Kirchliche Hochzeiten, Taufen und Begräbnisse seien zweifelsohne wichtig unter der katholischen Bevölkerung. „Die Burundier sind sehr gläubig und stehen der Kirche sehr nahe“, sagt er. „Näher als womöglich hier.“

Älter als der junge Staat
Mehr als 14 Millionen Einwohner hat Burundi, das kaum größer ist als Kärnten und die Steiermark zusammen. Das flächenmäßig kleine Land blickt auf eine blutige Geschichte zurück: Zwischen 1919 und 1962 unter belgischer Verwaltung, kam es Ende der 1950er-Jahre zu schweren Unruhen zwischen Hutu und Tutsis.
125 Jahre, und damit doppelt so alt wie der erst 63 Jahre junge Staat, ist dort die römisch-katholische Kirche. Zahlreiche kirchliche Schulen bestehen bedeutend länger als die staatlichen, weiß Abbé Longin. Bildung sei immer noch eine der Hauptaufgaben der Kirche, deren Gründung zurückgeht auf die Kolonialzeit. Neben zahlreichen Primar- und Sekundarschulen gebe es aber kaum höhere, seitens der Kirche betriebene Ausbildungsstätten. Als Priester träumt Longin Bivugire deshalb von einem Seminar zur Priesterausbildung. Um Unterstützung dafür habe man bei der Diözese Graz-Seckau bereits angefragt, sagt er.

Herausforderungen
Als Caritas-Direktor weiß der 45-Jährige auch um die Not in seinem Land. Über 43 % der Bevölkerung ist unter 18 Jahre, die Zahl der Waisenkinder aufgrund der jahrzehntelangen, seitens der Kolonialmacht geschürten Konflikte, hoch. Trotz fruchtbarer Böden bringt das Land zu wenig Ertrag, um die Bevölkerung zu ernähren. Dass Priester, statt einem Gehalt, von den Gläubigen Lebensmittel bekommen, ist notwendig.
Auch wenn Burundi als eines der materiell ärmsten Länder weltweit gilt – was die Priester-Anzahl anbelangt, ist es Österreich überlegen. Auch wenn es scheint, dass Glaube verlorenginge, so sei das Bedürfnis nach Spiritualität vorhanden, sagt Abbé Longin. Das sei wohl einer der Gründe dafür, dass Burundis Bischöfe Priester nach Österreich senden.

Anna Maria Steiner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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