Erzählung von Margret Pfaffenbichler
Meine Großtante Cäzilia

Schwester Maria Theona Bauer als junge Ordensfrau bei den „Töchtern der göttlichen Liebe“. | Foto: zVg
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Angehörigenbesuche nur zu besonderen Anlässen – typisch für das damalige Klosterleben. Margret Pfaffenbichler schreibt über ihre Großtante und deren Berufung zur Ordensfrau.

Bei meinem Großvater väterlicherseits hatte es einst eine Schar von Geschwistern gegeben, insgesamt sechs, drei Buben und drei Mädchen. Berufsmäßig wurden die dann, was die Söhne anging, erst einmal alle drei in der väterlichen Werkstatt angestellt, im Wagnerhandwerk ausgebildet, wobei Karl, der erstgeborene, die Meisterprüfung machte und den Betrieb übernahm (samt einer kleinen Landwirtschaft). Und später mein Großvater wurde.

Von den Töchtern wurde Anna Näherin, Marie Köchin, während die jüngste, Cäzilia, schon früh Interesse fürs Klosterleben zeigte. Von ihr ist überliefert, dass, als es zu Aufnahmeschwierigkeiten im Klos­ter gekommen war, sie allseits verkündete: „Und waun’s mi vorau’ ausjaukan, kimm ih hintaus wieder eina!“ So sehr überzeugt war sie von der Gültigkeit ihrer Berufung.

Im Kloster bekam Cäzilia den Namen „Schwester Maria Theona“, sie wurde zur Horterzieherin ausgebildet, gehörte fortan der Kongregation der „Töchter der göttlichen Liebe“ an. Wie ich glaube, zeitlebens auch durchaus mit Freude!

Den Nonnen damaliger Zeit waren im Kloster strenge Vorschriften und Regeln auferlegt. Angehörigenbesuche z. B. waren nur zu besonderen Anlässen gestattet, wie etwa bei einem Todesfall. Briefe schreiben nur zu hohen christlichen Festtagen wie Weihnachten und Ostern erlaubt. Wenn daher bei uns daheim der Ruf durchs Haus ging: „De Cillitant’ hot wieder gschriebm!“, war’s jedesmal ein freudiger Aufruhr. Ihr Brief ging von Hand zu Hand, wurde aufmerksamst gelesen. Damals dämmerte mir bereits, wie sehr der Tante an uns, ihrer Herkunftsfamilie, gelegen war! An unser aller Entwicklung und Fortkommen. Da im Kloster auch mit dem Papier gespart wurde, war der Briefbogen immer bis ins letzte Eckchen ausgenützt und vollgeschrieben. Mit ihrer sorgsam-feinen Schrift – Herzenswärme ausstrahlend. Heute würde ich diese Briefe „Dokumente der Liebe“ nennen.

Weihnachten 1944 ist mir erinnerlich, da schrieb sie in einem Satz zur Weltenlage: „Wie lange wir wohl noch auf den Frieden werden warten müssen!“ Nie aber vergaß sie zum Schluss Grüße an die liebe Nichte Greti zu formulieren.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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