Museum am Dom in St. Pölten
Ausstellung: Kirche und Jugendstil

Zwettler Kapitelkreuz, Ferdinand Andri (Entwurf), 1907–1908, Stift Zwettl | Foto: Museum am Dom
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  • Zwettler Kapitelkreuz, Ferdinand Andri (Entwurf), 1907–1908, Stift Zwettl
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Das Jahr 2023 steht im Museum am Dom ganz im Zeichen des Jugendstils: Erstmals seit über 100 Jahren zeigt das Museum 2023 eine Ausstellung, die sich dem kaum bekannten sakralen Bereich des Jugendstils widmet.
Die populäre Kunstströmung, die in den Jahren um 1900 ihren Höhepunkt erlebte, steht mit großen Namen wie Gustav Klimt, Koloman Moser, Otto Wagner oder Joseph Maria Olbrich in Verbindung. 1897 wurde die Wiener Secession gegründet, die für die moderne Kunst in Österreich wegweisend wurde. Viele der in dieser Vereinigung aktiven und angesehenen Künstler waren auch im kirchlichen Bereich tätig.

Funktionales im Vordergrund

Die Kunstströmung des Jugendstils erlebte ihren Höhepunkt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und charakterisiert sich durch eine stark an der Natur angelehnte, vegetabil-florale Formensprache, durch die Verwendung neuartiger Materialien sowie durch eine Ästhetik, die das Funktionale in den Vordergrund stellt. Gemeinsames Ziel der unterschiedlichen Jugendstil-Strömungen war die Überwindung der im 19. Jahrhundert etablierten Kunst des Historismus, die von den Künstlern als veraltet und nicht innovativ angesehen wurde. Der Historismus aber hatte in der kirchlichen Kunst einen großen Aufschwung erlebt und war sehr beliebt – der Jugendstil hingegen wurde innerkirchlich kritisch betrachtet.

Hochaltar der Pfarrkirche St. Peter/Au, Karl Holey, Heinrich Zita, St. Peter/Au, 1912 | Foto: Museum am Dom
  • Hochaltar der Pfarrkirche St. Peter/Au, Karl Holey, Heinrich Zita, St. Peter/Au, 1912
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In diesem Spannungsfeld zwischen traditioneller Kunstauffassung und aufgeschlossenem Zeitgeist entstanden um 1900 dennoch zahlreiche sakrale Kunstgegenstände, die die gesamte Bandbreite von kirchlichen Erfordernissen abdecken: von Altären über Kelche und Monstranzen bis hin zu liturgischen Gewändern. Ihre Entstehung ist meist eng verwoben mit einzelnen, den modernen Kunstströmungen gegenüber aufgeschlossenen Geistlichen und Auftraggebern.

Die Stadt St. Pölten, Wohnort mehrerer Secessions-Mitglieder, ist bis heute eng mit dem Jugendstil verbunden.
Nicht zuletzt die Nähe zu Wien führte dazu, dass vor allem in Ostösterreich religiöse Objekte im neuen Kunststil entstanden. Die Stadt St. Pölten, Wohnort mehrerer Secessions-Mitglieder wie Ferdinand Andri oder Ernst Stöhr, ist bis heute eng mit dem Jugendstil verbunden. Die Ausstellung im Museum am Dom begibt sich auf Spurensuche, warum trotz widriger Bedingungen zahlreiche sakrale Kunstgegenstände im Jugendstil entstanden sind. Viele dieser Objekte befinden sich heute in Privatbesitz oder Museen, einige Kunstgegenstände wurden bis dato noch nie präsentiert.

Liturgische Gegenstände im Jugendstil

Obwohl der Jugendstil von der katholischen Kirche eher skeptisch betrachtet wurde, sind um 1900 erstaunlich viele Gegenstände für den liturgischen Gebrauch in dieser Stilrichtung entstanden. Im Jahr 1905 widmete die Secession sogar eine eigene Ausstellung der kirchlichen Kunst, im Jahr 1912 fand in Wien der „Eucharistische Weltkongress“ statt, in dessen Rahmen ebenfalls eine Ausstellung mit zeitgenössischer moderner Kunst organisiert wurde; dabei war beispielsweise der heutige Hochaltar der Pfarrkirche St. Peter in der Au ausgestellt – einer von nur zwei Jugendstil-Hochaltären in der Diözese St. Pölten.

Glasfenster St. Leopold, Remigius Geyling, um 1900, Privatbesitz | Foto: Museum am Dom
  • Glasfenster St. Leopold, Remigius Geyling, um 1900, Privatbesitz
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Die Ausstellung des Jahres 1912 war die letzte große Ausstellung, die sich dem sakralen Jugendstil gewidmet hat. Das Museum am Dom St. Pölten greift dieses Thema nun über 100 Jahre danach erneut auf und präsentiert die gesamte Bandbreite an für die katholische Liturgie notwendigen Geräten und Gewändern, die die Entwicklung des Jugendstils dokumentieren. Auch Teile von Kirchenausstattungen, wie das Heilige Grab der Pfarrkirche Drosendorf oder der ehemalige Altar der Kapelle des Linzer Priesterseminars zeigen, dass der Jugendstil auch im kirchlichen Bereich Fuß fassen konnte und aufgeschlossene Geistliche und Auftraggeber – gemäß dem Wahlspruch der Secession – „der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ ermöglichten.

Altarantependium der Kapelle des Linzer Priesterseminars, 1900–1920, Diözese Linz | Foto: Museum am Dom
  • Altarantependium der Kapelle des Linzer Priesterseminars, 1900–1920, Diözese Linz
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Die Ausstellung kann vom 13. Mai bis 15. November besichtigt werden. Eine Pfarrgruppe mit bis zu 25 Personen kann die Eintrittstickets und eine Führung gewinnen. Nähere Details zu den Öffnungszeiten, Spezialveranstaltungen, Führungen und dem Gewinnspiel lesen Sie in der Info-Box rechts auf dieser Seite.

Öffnungszeiten:

Die Ausstellung „Sakraler Jugendstil“ ist von 13. Mai bis 15. November 2023 zu sehen (Domplatz 1, 3100 St. Pölten). Die Öffnungszeiten: Mittwoch und Freitag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 16 Uhr, Sonn- und Feiertag 11 bis16 Uhr. Führungen nach Voranmeldung (Mindestgruppengröße 10 Personen).Führungen für Einzelpersonen- oder Kleingruppen ohne Voranmeldung jeden Donnerstag um 17 Uhr (außer feiertags und 29. Juni).
Nähere Informationen dazu unter: www.museumamdom.at

Besondere Veranstaltungen im Museum am Dom

Samstag, 20. Mai: NÖ-Museumsfrühling; 10.30-11.15 Uhr: Führung durch die Jahresausstellung „Sakraler Jugendstil“; 12-15 Uhr: Workshop „Wie Kunstwerke entstehen“.
Samstag, 27. Mai: NÖ Museumsfrühling. 10-15 Uhr: Führung durch die Jahresausstellung; 10.30-11.15 Uhr: Workshop „Ist alles Gold, was glänzt?“
Donnerstag, 1. Juni: Themenabend Gold. 17-17.45 Uhr: „Gold des Jugendstil“. Die Kirche am Steinhof. Geschichtliches und Handwerkliches zum Thema Gold mit den Vergoldermeistern Elfriede Edlmaier und Stefan Nachförg.
Freitag, 2. Juni: Veranstaltung im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen.

Gewinnspiel

Für eine Gruppe aus einer Pfarre werden 25 Freitickets inklusive Führung durch die Ausstellung (Einlösezeitraum: Juli und August 2023) verlost. Einsendungen mit dem Kennwort „Museum am Dom“sowie Namen und vollständiger Adresse bitte bis 2. Juni 2023 an gewinnspiel@kirchebunt.at senden.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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