Kirche bunt hörte sich um
Auswirkungen von Corona in unserer Diözese

Die Corona-Krise hat auch auf die Kirche enorme Auswirkungen. „Kirche bunt“ hörte sich in der Diözese St. Pölten um und sprach mit betroffenen Geistlichen bzw. diözesanen Mitarbeitern, wie sie ihre Corona-Erkrankung erlebten. Einig sind sich alle in ihrer Warnung: Corona darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Seit über einem Jahr hält Corona die Welt in Atem. Millionen Menschen wurden positiv auf das Virus getestet, Millionen sind an Covid-19 erkrankt oder sogar daran gestorben. Die Krise wirkt sich auf das Leben aller Menschen aus – und auch auf die Kirche. Man denke nur an die Einschränkungen bei den öffentlichen Gottesdiensten, die Absagen oder das Verschieben kirchlicher Feiern und die strengen Sicherheitsmaßnahmen in nahezu jedem kirchlichen Bereich.

Wie so viele andere Menschen haben sich in den letzten Monaten auch so manche Pries­ter und kirchliche Mitarbeiter mit dem Virus infiziert. Manche spürten kaum etwas, manche erkrankten schwer und einige sind sogar gestorben. „Kirche bunt“ hörte sich in der Diözese um.

Elf Tage Karfreitag

Vor einem Jahr dauerte der Karfreitag für die Salesianerpfarre Amstetten-Herz Jesu elf Tage. In diesen elf Tagen starben Pater August Pauger (93), P. Josef Pucher (86), P. Roman Stadelmann (93) und P. Josef Parteder (82) am Corona-Virus. Sie alle waren in der Pfarre sehr präsent und galten in der Amstettner Bevölkerung als beliebt. Die Patres fehlen in der Pfarre sehr. An den jeweiligen Todestagen gedenkt man der verstorbenen Pries­ter. Gebetet wird für alle Opfer des Virus sowie um ein Ende der Pandemie. Mit vier Toten war die Salesianergemeinschaft die am stärksten betroffene kirchliche Gemeinschaft in Österreich. Im Gedenken an die verstorbenen Priester wurden beim Marienaltar in der Herz Jesu-Kirche ihre Bilder aufgestellt.

Am Karfreitag des Vorjahres wiederum erhielt Daniel Kostrzycki den Bescheid, dass er genesen ist. Der Pfarrer von Wieselburg und Dechant des Dekanats Ybbs hatte zwar hohes Fieber und fühlte sich matt und schwach, aber er musste nicht ins Spital. Der genesene Pries­ter hat auch mehrmals Blutplasma gespendet, um mit den darin enthaltenen Antikörpern an Covid-19 erkrankten Menschen zu helfen. Seinem Aufruf folgten viele weitere.
Auch der Pastoralassistent von Ybbs und Säusenstein, Andreas Schachenhofer, hatte sich wie Dechant Kostrzycki bereits im März des Vorjahres, noch vor dem ersten Lockdown, mit Corona angesteckt. Allerdings sei ihm das neun Tage lang nicht bewusst gewesen. In dieser Zeit litt der Pastoralassistent an hohem Fieber. Erst am Ende seiner Krankheit erhielt er die Bestätigung, dass er sich mit dem Corona-Virus infiziert hatte. „Im Nachhinein war ich froh, dass ich es nicht gewusst habe, weil das hätte mich wahrscheinlich seelisch sehr belastet“, sagt er rückblickend. Die Auswirkungen seiner Infektion spürte Schachenhofer noch bis in den Sommer, wenn er etwa beim Laufen Atemnot bekam. Heute fühle er sich aber wieder fit.

Milder Verlauf

Glück hatte auch der Haager Kaplan Christoph Hofstätter. Er galt zunächst als K1-Kontaktperson, doch ein zweiter Test wies ihn als positiv aus. Hofstätter hatte jedoch kaum Symp­tome und der Verlauf war mild. Der Priester nutzte die Zeit der Quarantäne für viele Telefonate, für das Gebet und zum Lesen.

Mild war auch der Verlauf der Corona-Infektion bei Tanja Sommeregger, Mitarbeiterin im Personalreferat in der Diözese St. Pölten. Außer etwas Schnupfen und leichten Halsschmerzen habe sie nichts gespürt, so die Herzogenburgerin. Sie vermutet, dass sie sich bei einem Heurigenbesuch rund um den Nationalfeiertag angesteckt haben könnte. Für ihren Mann und ihre Tochter blieb der Lokalbesuch folgenlos – sie wurden zweimal negativ getestet. Tanja Sommeregger konnte bald wieder ihre Arbeit aufnehmen.

Der Abt von Seitenstetten, Petrus Pilsinger, infizierte sich ebenfalls im Herbst. Eine Woche lang hatte er hohes Fieber, aber keine weiteren Symp­tome. Man achtet im Konvent strikt auf Abstand und auf das Tragen von Masken. Beim Chorgebet verteilen sich die Mönche auf die ganze Stiftskirche und es gibt kein gemeinsames Essen. Optimis­tisch stimmt Abt Petrus, dass die Mitbrüder, die über 80 Jahre sind, schon geimpft sind, und andere, etwa die Pädagogen, Impftermine haben.

Dank an Krankenhauspersonal

Auch in der Pfarre Großsiegharts schaut man akkurat auf die Einhaltung der Corona-Sicherheitsvorschriften der Diözese und der Bischofskonferenz. „Das ist schon ein Aufwand, aber ich befürworte sehr, dass man sich daran hält“, appelliert Pfarrer Josef Pichler. Auch er infizierte sich am Corona-Virus und hatte in der Folge tagelang mit Fieber über 40 Grad zu kämpfen. Aufgrund seiner Malaria-Erkrankungen während seines langjährigen Einsatzes in Westafrika galt der Priester als Risikopatient und musste sogar für einige Tage ins Krankenhaus verlegt werden, dort erlebte Pichler auch hautnah die bedrohliche Erkrankung von drei Zimmernachbarn. Die Arbeit und den Einsatz der Krankenschwestern und Ärzte bewundere er, so der Pfarrer im Rückblick. Und er gibt zu Bedenken: „Man hat das Ganze anfangs vielleicht schon unterschätzt.“

Vor der Unterschätzung des Corona-Virus warnt Generalvikar Christoph Weiss. Nachdem es zuletzt in einer Pfarre im Waldviertel nach einem Gottesdienst einen Cluster gab, bei dem sich mehrere Gottesdienstbesucher offenbar beim Moderator angesteckt hatten, gab es für den Priester „klare Worte“ sowie nochmals die Aufforderung an alle Pfarren, sich an die Vorgaben zu halten. Also vor allem die Einhaltung des 2-Meter-Abstandes, das Tragen der FFP2-Masken und das Beherzigen der Hygieneregeln.

Klare Richtlinien

Der diözesane Personalchef Markus Schmidinger betont, dass es auch für die verschiedenen Arbeitsstellen in der Diözese „klare Richtlinien“ gibt. Wo möglich, wird im Homeoffice gearbeitet bzw. wird darauf geachtet, dass „in einem Büroraum weitgehend nur eine Person arbeitet“, so Schmidinger. Er sagt: „Dort, wo die Vorgaben befolgt werden, hat sich praktisch niemand mit Corona angesteckt.“

Wir alle können unseren Beitrag leisten, betont Papst Franziskus immer wieder: Nicht nur durch Beachtung der vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch mit unserem Gebet für die an Covid-19 Verstorbenen und für die aktuell daran Erkrankten sowie für ein Ende der Pandemie.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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