Am 17. Jänner begehen die christlichen Kirchen den „Tag des Judentums“.
Jüdische Feste im Jahreslauf

Der zur Pessach-Feier festlich gedeckte Tisch mit dem Seder-Teller in der Mitte. | Foto: willbrasil21 - stock.adobe.com
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Eben erst haben wir das neue Jahr begrüßt und dabei einen „guten Rutsch“ gewünscht. Diese Wendung kommt vom jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana, das stets im Herbst gefeiert wird. So beginnt heuer am 18. September das jüdische Jahr 5781.

Das jüdische Neujahrsfest wird zwei Tage lang gefeiert. Mit ihm beginnen auch die „Zehn ehrfurchtsvollen Tage“, die mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur enden. Es ist eine Zeit, in der die Menschen über ihr moralisches und religiöses Verhalten im abgelaufenen Jahr Bilanz ziehen sollen und mit Gebeten für eine gute Zukunft vor Gott treten. Der Versöhnungstag ist ein strenger Fasttag. Mit dem Blasen des Schofars, einem Widderhorn, das an das Opfer Abrahams erinnern soll, endet der Gottesdienst. Nach diesem Gottesdienst sind die Gläubigen von aller Schuld befreit.

In die Vorweihnachtsfest fällt Chanukka, das durch seine Lichtsymbolik an den christlichen Advent erinnert. Mit Chanukka erinnern sich die Juden an das „Ölwunder in Jerusalem“, das am Ende des Befreiungskampfes gegen die grausame Herrschaft der Seleukiden, der syrischen Eroberer, stand. Nach vielen Kämpfen eroberten die Juden ihren Tempel in Jerusalem zurück und weihten den Altar wieder ein. Das hebräische Wort für Einweihung heißt „Chanukka“. Dabei wurde der siebenarmige Tempelleuchter, die Menora, angezündet. Obwohl der Leuchter nur noch Öl für einen Tag hatte, brannte das Licht acht Tage lang. Chanukka ist das Fest der Freude und der Hoffnung auf Rettung. In jüdischen Familien wird ein achtarmiger Leuchter aufgestellt. An jedem Tag wird mit der vorherigen Kerze eine neue angezündet, dazu werden Segenswünsche gesprochen und fröhliche Lieder gesungen.
Mit Errettung aus äußerster Not – diesmal in der persischen Diaspora – hat auch Purim zu tun. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, plante nach der Erzählung des Ester-Buches, die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag zu ermorden. Das zur Königin avancierte jüdische Waisenkind Ester führte durch Fasten und Gebet die Rettung des jüdischen Volkes herbei, Haman endete am Galgen. Das Fest trägt heute karnevalsähnliche Züge, Haman ist dabei eine Spottfigur.

Ungesäuertes Brot und Bitterkräuter

Am engsten zeigt sich Verbindung christlicher und jüdischer Feste zu Pessach (Ostern), dem „Fest der ungesäuerten Brote“. Pessach (auch: Pascha) erinnert an die Zeit der Sklaverei und den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Es beginnt stets am 15. Tag des Frühlingsmonats Nisan. Zum Ritual gehören genaue Speisevorschriften. Speisen und Getränke mit Hefe wie Brot oder Bier sind tabu. Vor dem Fest wird das ganze Haus gründlich vom „alten Sauerteig“ gereinigt. Da das Volk Israel Ägypten schnell verlassen musste, blieb keine Zeit mehr, das Brot für die Wegzehrung wie sonst üblich „gehen“ zu lassen. So blieb es flach, eher wie Knäckebrot. Die Herstellung der „Mazzen“ genannten ungesäuerten Brote für das Fest unterliegt strengen religiösen Vorschriften.

Pessach wird in der Familie gefeiert. Die Feier hat den treffenden Namen „Seder“ (d. h. Ordnung). Zu Beginn stellt das jüngste Kind die Frage: „Warum ist diese Nacht anders als andere Nächte?“. Während des Seder-Abends wird die Geschichte von Mose, dem Volk Israel und dem Auszug aus Ägypten vorgelesen. Die befreiende Tat Gottes steht schließlich im Zent­rum der ganzen Feier. Zu jeder Seder-Tafel gehören drei Mazzen und sechs Speisen mit symbolischer Bedeutung, die auf dem Seder-Teller liegen. So symbolisieren Bitterkräuter die Bitterkeit der Sklaverei in Ägypten.

Auch das Pfingstfest hat eine jüdische Entsprechung – das Wochenfest. Die Apostelgeschichte knüpft direkt dort an (Apg 2,1-36). Das Wochenfest (jüdisch Schawuot) ist sieben Wochen nach Pessach, am 50. Tag. Im Zent­rum steht an diesem Fest die Tora, die Gabe der Offenbarung am Sinai.

Drei jüdische Feste sind mit einer Wallfahrt nach Jerusalem verbunden: Pessach, Schawuot und Sukkot, das Laubhüttenfest im Herbst. Zu letzterem werden unter freiem Himmel provisorische Hütten aus Latten und Zweigen, Blättern und Stoff aufgebaut, in denen Familien eine Woche lang feiern, beten und essen. Dieses Fest soll an die harten Bedingungen beim Auszug aus Ägypten durch die Wüste Sinai erinnern, aber auch das Vertrauen auf den Schutz Gottes erfahren lassen.

Fünf biblische Bücher werden als „Festrollen“ an bestimmten Tagen gelesen: Hohelied (Pessach), Rut (Schawuot), Klagelieder (Zerstörung des Tempels), Kohelet (Laubhüttenfest), Ester (Purim). Die Klagelieder werden am 9. Tag des Sommermonats Ab gelesen, da nach jüdischer Überlieferung an diesem Tag sowohl der Salomonische (586 v. Chr.) als auch der Herodianische Tempel (70 n. Chr.) zerstört wurden.
Über alle Jahresfeste hinaus ist der charakteristischste Feiertag aber der Sabbat als der Tag, an dem sich die Gläubigen an die Erschaffung der Welt erinnern und Gottes Werk ehren. Wie alle anderen jüdischen Feste wird auch dieser Tag durch Gebete im Tempel, die Feier in der Familie, vor allem aber durch die strenge Einhaltung der Sabbatruhe begangen. schl-

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Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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