Caritas-Experten vor Ort
Pakistan nach der Flut: Ruinen, Hunger, Not

Muhammad Kamal steht nach der Flut vor den Trümmern seines Hauses.
 | Foto: Caritas Österreich
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Auch wenn die Unwetter in Pakistan für heuer vorbei sind, ist die Not und das Elend der Menschen geblieben. Das berichten der Generalsekretär der Caritas der Diözese St. Pölten, Christoph Riedl, und der Auslandshilfe-Experte Andreas Zinggl von einem Besuch in der Katastrophenregion.

Er sei erschüttert gewesen von dem Ausmaß an Zerstörung, das sich ihnen vor Ort gezeigt habe, so der St. Pöltner Caritas-Generalsekretär Riedl. Der Klimawandel habe dramatische Auswirkungen auf die Menschen in Pakistan. War das Land im Frühsommer noch mit Extremhitze über 50 Grad Celsius konfrontiert, so seien große Teile der Bevölkerung nun durch die Fluten ihrer Exis­tenzgrundlagen beraubt worden. Fast eine Million Nutztiere seien umgekommen und 15.000 Quadratkilometer landwirtschaftliche Fläche zerstört worden, in der Provinz Sindh 45 Prozent der Anbauflächen. Und es wird Jahre dauern, bis sich die Böden wieder erholt haben. „In einem Land, das größtenteils von der Landwirtschaft lebt, eine humanitäre Katastrophe“, so Riedl.

Dadurch, dass die Flut so überraschend gekommen sei, hätten zwar viele noch ihr Leben retten können, die meisten hätten aber ihr gesamtes Hab und Gut, ihr Haus und ihre Anbauflächen verloren, skizzierte der Caritas-Auslandshilfe-Experte Zinggl die Situation. Derzeit gehe es für die Menschen darum, „die nächsten Wochen irgendwie zu überstehen“. Dabei unterstütze die Caritas die Menschen, wo es geht. Er sei bereits vor zwölf Jahren bei den Unwettern in Pakistan vor Ort gewesen, als man bereits von einem „Jahrhundert­hochwasser“ gesprochen habe. Damals habe er sich gedacht, „hoffentlich passiert so etwas nie wieder“, so Zinggl, „tatsächlich ist es jetzt im Jahr 2022 noch schlimmer“.

Am dringendsten sei jetzt die medizinische Versorgung, denn jeder zweite Hochwasser-Betroffene brauche auch medizinische Hilfe und die Angst vor Seuchen sei groß, so Riedl. Insgesamt betrifft die Flut 33 Millionen Menschen – das ist jeder siebente der 220 Millionen Einwohner des südasiatischen Landes. 1.500 Menschen kos­teten die Folgen der Ka­tastrophe bisher das Leben. Neben medizinischen Gütern bräuchten die Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Lebensmittel und ein Dach über dem Kopf. Selbst Moskitonetze sind Mangelware. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen versorge die Caritas tausende betroffene Familien mit dem Nötigs­ten, so Riedl.

Flutopfer suchen Hilfe bei der Kirche

Die Kirchen in Pakistan sind unterdessen für viele von den Monsun-Überschwemmungen betroffene Menschen in Pakistan zu wichtigen Anlaufstellen geworden. Man helfe ohne Ansehen der religiösen und ethnischen Zugehörigkeit, so der Erzbischof von Karatschi, Benny Travas. Dies sei leider nicht überall selbstverständlich. Angehörige von Minderheiten würden bisweilen an anderen Ausgabestellen weggeschickt und an die Kirche verwiesen. „Diese Mentalität der Diskriminierung herrscht überall“, beklagten mehrere katholische Bischöfe. Dabei hätten die Menschen durch die Flut nicht nur ihre Häuser, sondern auch ihre Ernährungsgrundlage verloren, berichtete Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad.

Nach der letzten großen Flutkatastrophe im Jahr 2010 konnte die österreichische Ca­ritas gemeinsam mit ihren Partnern 10.000 Häuser neu errichten. „Auch diesmal wird es wieder einen enormen Zusammenhalt brauchen, um nicht nur die aktuell dringende Not­hilfe zu leisten, sondern auch den Wiederaufbau zu unterstützen“, so Riedl.
Eines ist aber schon jetzt gewiss: Die größte Naturkatastrophe in der Geschichte Pakistans ist mehr als Schicksal, sie ist menschengemacht – und trifft ein Land, das selbst kaum Verantwortung an der Klimakrise trägt. Die globale Erwärmung erhöht die Differenz zwischen den Land- und Meerestemperaturen. Hinzu kommt, dass wärmere Luft mehr Wasser als kalte aufnehmen kann. Jedes zusätzliche Grad Temperatur bedeutet sieben Prozent mehr Feuchtigkeit. Größere Gegensätze, mehr Wasser: Das macht den Monsun dynamischer. Der heiße Frühsommer verursachte zusätzlich ein vermehrtes Abschmelzen der über 7000 Gletscher in den pakistanischen Gebirgsregionen und verstärkte die Überschwemmungen.

Spendenmöglichkeit: Caritas St. Pölten,
IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000;
BIC: RLNWATWWOBG;
Kennwort: Flutkatastrophe Pakistan
www.caritas.at/flut-pakistan

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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