Gedanken zum Festtag
Mariä Himmelfahrt

Foto: Bert Bostelmann /KNA

Gedanken zu einem Fest zwischen Tradition und Vergessen-Werden.
von Christian Kuster

Kräuterkunde ist keine Erfindung der Christenheit. Bereits vor 13.000 Jahren wurden den Verstorbenen Kräuter mitgegeben. Die Lebenskraft der Pflanzen geht auch durch ihren scheinbaren Tod im eisigen Winter nicht verloren, weshalb sie in Festen, Riten und diversen Mysterienkulten immer schon eine große Rolle spielten. Die Kirche weihte allmählich die unterschiedlichen Heilkräuter der Mutter Gottes. Sie gewährte dem gemeinen Volk ungehinderten Zugang zur Kräuter-Heilkunst unter marianischem Vorzeichen. Im Mittelalter waren es die Klöster, die das angewandte Wissen um die Heilkräuter bewahrten. Im Kräutergarten Hildegard von Bingens wuchsen viele, heute noch beliebte Heilpflanzen. Sie waren für die damalige Bevölkerung von unschätzbarem Wert. Heilkräuter segnen zu lassen, sagt: Gott will, dass die Menschen heil sein dürfen, dass sie gut mit sich selbst und mit ihrer Umwelt umgehen mögen.

Die Entstehung des Festes
Gegen den Tod ist entgegen dem deutschen Sprichwort doch ein Kraut gewachsen. Im Lied heißt es von Maria: Sie ist „das Röslein, das ich meine“. Und sie lebt in himmlischer Freude, die wir alle sehnlichst erwarten. Sie ist am Ziel ihrer irdischen Pilgerreise angekommen und lädt uns ein, ihr dorthin zu folgen.
Maria Himmelfahrt ist ein Hochfest. Wir feiern es als Großen Frauentag, Maria Würzweih oder Büschelfrauentag im Hochsommer. Das Fest wurde von Clemens von Alexandrien im 5. Jahrhundert eingeführt und auf den 15. August gelegt. Wahrscheinlich wollte er der heidnischen Gottheit „Astraea“, der Göttin der Gerechtigkeit aus der römisch-griechischen Mythologie, ein christliches Pendant bieten. Um diesen Tag, am Ende des Hochsommers, geht die Blütezeit wichtiger Kräuter zu Ende, gleichzeitig beginnt eine Zeit besonderer Marienverehrung mit den Festen Mariä Geburt (8. September), Mariä Namen (12. September) und dem Gedenktag der Schmerzen Mariens (15. September).
Der Himmelfahrts-Tag ist ein Fest: Kleiden Sie sich schön, verbringen Sie viel Zeit mit guten Menschen und freuen Sie sich an der Vielfalt der bunten Blumen, die Ihnen in den Kräuterbuschen begegnen! Riechen Sie daran und schließen Sie von ihrer Schönheit ruhig auf den Schöpfer, der all diese Pracht aus dem Nichts ins Leben gerufen hat!


Was das Fest sagen möchte

Der Mensch wehrt sich gegen den Tod. Er will nicht akzeptieren, dass er gebrechlich, vergänglich und sterblich ist. Er träumt davon, dass die Liebe stärker ist als aller Schrecken, als alles Übel dieser Welt. Der grausame Weltkrieg, der über 60 Millionen Menschen das Leben kostete, der so viele Familien zerriss und unzählige, unschuldige Menschen in die Flucht trieb, war im Mai 1945 endlich vorbei. Nur fünf Jahre nach dem Kriegsende kommt eine aufregende, ungeheure Botschaft aus dem Vatikan: Pius XII. verkündet nach Befragung der Bischöfe das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel im Jahre 1950.
In gewissem Sinne ist dies der Traum eines Visionärs, dass die Liebe der Vernichtung, wie sie im Zweiten Weltkrieg stattgefunden hat, die Stirn bietet. Damit verbunden auch die Aussage von der endgültigen Vernichtung des Todes – ein unbedingtes, uneingeschränktes Ja zum Leben. Eigentlich können nur Verrückte glauben, dass Maria als Urbild des neuen Menschen vollends unversehrt in den Himmel aufgenommen wurde. Andererseits ist sie das lebendige Beispiel für den konsequenten Auferstehungsglauben der gesamten Christenheit, der darauf baut, dass wir in Christus nach unserem Tode vollends neu gestaltet und für immer leben werden.
Maria steht exemplarisch für den erlösten Menschen, für den neuen Adam, für die neue Eva. Sie verkörpert den glücklichen Menschen, der seine Freude darin findet, den Willen Gottes zu tun. Er hat sie nicht im Stich gelassen. Wir vertrauen auf die Worte des Völkerapostels Paulus: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1 Kor 15,22) Das sagt uns: Ein Leben mit Gott führt uns in die Liebe, in das Leben, in die Gemeinschaft (mit Maria und allen Heiligen). – Versuchen wir, danach zu leben!

Segensgebet
Gott,
du hast Maria
über alle Geschöpfe erhoben.
Sie ist der verschlossene Garten, aus dem die Vielfalt
zahlreicher Pflanzen entsprießt. Mit ihrem Beistand
danken wir dir für
alle Wunder deiner Schöpfung. Du schenkst uns viel Freude mit den bunten Blumen,
die deine Liebe widerspiegeln. Mit diesen Kräutern
verbinden wir
Gesundheit und Heilung. Segne diese deine Welt.
Segne uns,
die wir uns wie Blumen deinem Licht entgegenstrecken. Segne unsere Kräuter
und alle, die damit
in Berührung kommen.
Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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