Gedanken zum Evangelium: Palmsonntag
Willkommen im Paradies

Jesus, denk an mich!
 | Foto: kathbild.at/Rupprecht

Eine ganz kurze Szene wird zu einer Schlüsselstelle in der Leidensgeschichte Jesu und zu einem starken Hoffnungsbild. Kirche wird lebendig, wo sie  einen Raum eröffnet, dass Menschen genau das erfahren können.

Der Palmsonntag hat zwei Schwerpunkte: den festlichen, messianischen Einzug Jesu in Jerusalem – die Palmzweige sind Ausdruck unserer Begeisterung und unserer Freude an Jesus. Der andere Aspekt ist der Ausblick auf die Karwoche, den finden wir auch im hier ausgewählten Evangelium wieder.

Wir finden dort ein Detail aus der Leidensgeschichte, das typisch für Lukas ist. Jesus hängt am Kreuz. Der römische Statthalter hat die Hinrichtung bis zuletzt als Verspottung inszeniert, und so hängt Jesus als der König der Juden am Kreuz in der Mitte und wie in einem Thronsaal flankieren ihn zwei andere Männer – wie er dem Tod ausgeliefert. Doch nun wendet sich einer der beiden mit einer schlichten Bitte an Jesus: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“

Es bleibt unserer Phantasie überlassen, was sich hinter diesen Worten verbirgt, wahrscheinlich keine besonders rühmliche Lebensgeschichte. Der junge Mann wird, wie man das so sagt, schon genug „Dreck am Stecken“ gehabt haben. Offensichtlich ist ihm das auch bewusst. Mit diesem einen kurzen Satz legt er seine Lebensbeichte ab, ohne auf Details einzugehen. Einzig die Haltung macht es aus: Vergiss mich nicht, in all dem, was in meinem Leben zerbrochen ist, was schiefgegangen ist, wo ich gescheitert bin und erfolglos war, vergiss mich nicht, denn ich weiß um meine Grenzen, um meine Schuld, um mein Scheitern und ich gebe dennoch die Hoffnung nicht auf, dass es bei dir eine Zukunft gibt.

Jesus erteilt ihm die Lossprechung: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Vor Gott kommt es nicht so sehr darauf an, dass wir keine Fehler machen, dass wir unsere Leistungen aufzählen und unsere Verdienste benennen, sondern entscheidend ist letztlich diese Qualität der Beziehung, wo Menschen über sich hinauswachsen und sich mit ihrer Hoffnung auf Gott hin ausstrecken.

Im Zugehen auf Ostern könnte das unser Gebet sein: „Jesus, denk an mich“, damit im Angesicht seines Leidens unser Herz weit wird. Denn Menschen mit einem weiten Herz stiften Frieden, bauen Brücken der Versöhnung, lassen sich von ihren Fehlern nicht entmutigen, sondern vielmehr von der Liebe Gottes zum Leben anstiften.

Autor:

Markus Beranek aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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